Wollte man den letzten Sieg der ASKÖ Neue Heimat in den Geschichtsbüchern der 2. Klasse Mitte presented by HDI finden, so musste man vor dem 15. Spieltag bis zum April des Vorjahres zurückblättern. Damals konnte man vor heimischer Kulisse den SV Chemie mit 5:1 bezwingen, ehe man 21 Begegnungen in Folge nicht mehr gewinnen konnte. Am Ostermontag traf das in dieser Spielzeit noch sieglose Tabellenschlusslicht abermals auf die "Chemiker" und tatsächlich sollte es dem Schlusslicht erneut gelingen zu Hause die Bachmaier-Elf in ihre Schranken zu weisen. Die ASKÖ Neue Heimat, die erstmals in dieser Saison ohne Gegentreffer blieb, beendete dank gleich dreier Tore in Halbzeit zwei ihre elfmonatige Durststrecke.
Wie schon beim 1:1-Achtungserfolg zum Rückrundenauftakt gegen den ESV Westbahn so setzte ASKÖ Neue Heimat-Trainer Ingolf Gretzschel hinsichtlich seiner Startformation auch gegen den SV Chemie wieder auf eine Mischung aus Winterneuzugängen und jungen Talenten aus dem eigenen Nachwuchs. So standen etwa mit Marcel Karl Sterbik und Turan Dikmen gleich zwei Spieler aus der erfolgreichen U16-Mannschaft in der Anfangsformation der Hausherrn. Obwohl diese Partie ein Duell Elfter gegen Dreizehnter war, so entwickelte sich von Beginn an doch ein recht ansehnliches Spiel, indem beide Teams ihre Chancen vorfanden, diese in Halbzeit eins jedoch nicht nutzen konnten. Das es torlos zur Pausenansprache in die Kabinen ging, war zu einem guten Teil auch Chemie-Keeper Robert Wagner geschuldet, bewahrte der Routinier doch mit seinen Rettungstaten gegen Turan Dikmen und Josip Trbara die Gäste gleich mehrfach vor einem Rückstand.
Nachdem der Wiederanpfiff ertönt war, konnte sich die Heim-Mannschaft ein Übergewicht in puncto Spielanteilen und Möglichkeiten erarbeiten. Folgerichtig gingen die Schützlinge von Trainer Ingolf Gretzschel auch in der 64. Minute durch Josip Trbara in Führung. Nach einem weiten Einwurf in den Strafraum verabsäumte es die Abwehrreihe des SV Chemie geschlossen den Ball aus der Gefahrenzone zu befördern und so landete dieser vor den Füßen des jungen Neue Heimat-Angreifers. Dass die Donau-Leihgabe Josip Trbara durchaus weiß wo sich das gegnerische Tor befindet, dass konnte man bereits in der Vorwoche erkennen, als der Stürmer mit seinem späten Treffer gegen den ESV Westbahn seinem Team noch einen Punkt rettete. Josip Trbara zeigte auch dieses Mal mit einem flachen Schuss ins Eck seine Klasse im Abschluss und sorgte so für die verdiente Führung der Hausherrn.
Nur kurze Zeit später war es dann Schiedsrichter Florian Steidl, der das nötige Fingerspitzengefühl vermissen ließ und so den "Chemikern" den nächsten Tiefschlag versetzte. Der junge Unparteiische schickte den bereits verwarnten Patrik Pointner mit Gelb-Rot vom Platz, weil dieser einen Eckball trotz Spielunterbrechung zu früh ausgeführt hatte. Die ASKÖ Neue Heimat brauchte nicht lange, um ihre nummerische Überzahl in Zählbares umzumünzen. Nach einer Flanke in den Strafraum konnte sich der großgewachsene Gregor Hoflehner im Kopfballduell durchsetzen. Mit dem 2:0 des zentralen Mittelfeldspielers war die Partie praktisch entschieden. In der Schlussminute erhielt der erste volle Erfolg der ASKÖ Neue Heimat seit einer gefühlten Ewigkeit dann allerdings noch einen kleinen Schönheitsfehler, als die Heimelf anstelle den zuvor wegen einer Verletzung absichtlich ins Out beförderten Ball in einer Fair-Play-Sitiuation zurückzugeben, diesen schnell in die Spitze spielte, woraufhin SV Chemie Torhüter Robert Wagner im Eins-gegen-Eins-Duell die Notbremse zog und dafür vom Platz gestellt wurde. Den anschließenden Strafstoß verwertete schließlich Kapitän Slavischa Stojanovic zum viel umjubelten 3:0-Endstand.
Die Freude über den langersehnten ersten Saisonsieg war natürlich auch bei ASKÖ Neue Heimat-Sektionsleiter Gerhard Poglits groß, nichtsdestotrotz vergaß der erfahrene Funktionär in der Stunde des Erfolges nicht auf die Euphoriebremse zu treten: "Es ist sehr schön, dass wir nach langer Zeit wieder einmal drei Punkte eingefahren haben, trotzdem gilt es die Kirche jetzt im Dorf zu lassen. Ich weiß wie schnell sich im Fußball das Blatt wieder wenden kann, ein gewisser Aufschwung ist derzeit bei uns aber nicht von der Hand zu weisen. So ist etwa die Trainingsbeteiligung aktuell mit stets um die 20 Spielern bei uns hervorragend. Schön anzusehen ist auch, dass die Neuzugänge unsere jungen Talente aus dem eigenen Nachwuchs richtiggehend mitnehmen. Deutlich verbessert hat sich auch die Kommunikation zwischen den Trainern untereinander, was die Einbeziehung des Nachwuchsbereiches in die erste Mannschaft nochmals fördert. Der Sieg über den SV Chemie war meines Erachtens nach verdient, auch wenn das Spiel lange recht ausgeglichen war. Mit vier Punkten aus den ersten beiden Frühjahresrunden sieht es im Moment so aus, als hätten wir unser Tief nun überwunden. Klar ist aber auch, dass sich Übernacht nicht alles zum Guten verändern kann. Wichtig für mich ist, dass wir als Ausbildungsverein vor allem eine intakte Mannschaft haben." Als fairer Verlierer zeigte sich nach Spielende SV Chemie-Coach Jürgen Bachmaier, der bei seinen Spielern eine gewisse mentale Blockade vermutete: "Im Training ist mein Team kaum zu bremsen, am Spieltag jedoch wirkt es so, als würden alle 10kg mehr mit sich herumtragen. Warum das so ist, weiß ich zurzeit ehrlich gesagt selber nicht. Die Niederlage geht auf alle Fälle in Ordnung, zumal die ASKÖ Neue Heimat nach der Pause klar besser war und auch mehr Chancen hatte. In der zweiten Hälfte sind wir zu weit von unseren Gegenspielern weggestanden, wobei wir nach dem Seitenwechsel generell immer ewig brauchen, um ins Spiel zurückzufinden. Die Verletzungen von Brane Padjan und Semin Hamdemir, sowie die beiden unglücklichen Ausschlüsse von Robert Wagner und Patrik Pointner passten perfekt zu diesem gebrauchten Tag ins Bild."