Frauen in OÖ

Meister-Trainer nimmt Abschied

Riesenüberraschung nach dem 1:0-Auswärtssieg des SV Taufkirchen/Pram gegen St. Margarethen/Raab und dem damit fixierten Aufstieg in die 2. Frauen-Liga Mitte/West. Meister-Trainer Josef Glas, der drei Meistertitel errang und jetzt den Aufstieg schaffte, wird dem Team nicht mehr zur Verfügung stehen. Mit dem scheidenden Erfolgscoach führte Helmut Pichler ein ausführliches Gespräch.


Josef, herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel in der OÖ Frauenliga und vor allem auch zum Aufstieg in die 2. Liga Mitte/West. Warum trittst du ausgerechnet jetzt ab?
"Seit 1992 bin ich Trainer der Frauenmannschaft, nachdem  ich vorher die U 18 der Burschen betreut hatte. Damals begannen die Mädchen und Frauen mit einem Hobbyteam und 1993 wurde die Mannschaft offiziell installiert. Ab 1997 bin ich nach einer Pause wieder voll eingestiegen. Als Sektionsleiter des SV Taufkirchen, Trainer und Organisator  wurde die Belastung einfach zu hoch, deshalb möchte ich auch wieder mehr Lebensqualität zur Verfügung haben."

Wollte dich das Team umstimmen?
"Nein, denn sie haben immer gewusst, dass ich nicht voreilig und unüberlegt handle und mir diesen Schritt sehr gut überlegt habe."

Wenn du in zwei Sätzen das Jahrzehnt bilanzieren würdest, welche Erfolge müssten unbedingt erwähnt werden?
"Die größte Überraschung war der heurige Meistertitel, emotional hat mich der Gewinn des Titels 2009 am meisten mitgenommen, weil wir Kleinmünchen 1b 1:0 schlagen konnten. In Altmünster haben wir dann mit dem 5:0 den Sack zugemacht."

Welche negativen Begleiterscheinungen für einen Frauentrainer werden dir in Zukunft erspart bleiben?
"Gelegentliche fadenscheinige Spiel- und Trainingsabsagen per SMS, auch manchmal spärliche Trainingsteilnahme, ein plötzliches Karriereende während der Saison, oder auch das Vorschieben schulischer Verpflichtungen. Verstehe mich bitte, richtig: Die Schule ist das Wichtigste, aber mit gutem Zeitmanagement lässt sich beides - Schule und Fußball - vereinbaren!"

Bei unserem Interview nach der Herbstsaison 2010 hast du noch die Stürmerinnenkrise beklagt, trotzdem habt Ihr die heurige Meisterschaft mit neun Punkten Vorsprung gewonnen und mit 88:9 ein überragendes Torverhältnis. Was ist das Geheimnis des Aufsteigers, trotz Schwierigkeiten obenauf zu bleiben?
"Abwehrspielerin Martina Hauer wurde über ihren eigenen Wunsch zur Stürmerin umfunktioniert und schoss 20 Tore, Kathi Hölzl schoss weniger, aber dafür die wichtigen Tore, Jungtalent Magdalena Bauer hat eingeschlagen, Rosi Laabmayr hat defensiv und offensiv ein Wahnsinnprogramm absolviert…"

Eure Ab-und Zugänge?
"Dagmar Leiner geht zum FC Wels, die Situation bei Prischl ist ungeklärt, ebenfalls unsicher ist, ob Laabmayr weitermacht. Torhüterin Lisa Engelbutzeder bleibt beim SV Taufkirchen, als Zugänge verzeichnen wir Maria Aschböck, die vorher hobbymäßig bei Münzkirchen spielte und in der Vorwoche das Siegestor gegen Bleiburg schoss. Im Winter stieß die Ungarin Berta Nikolett zu uns, zwar eine Handballerin, aber bereits sehr gut im Mittelfeld eingesetzt."

Wer wird dich als Trainer beerben?
"Ein Mann mit Herz für den Frauenfußball, unser ehemaliger Sektionsleiter, Obmann und Nachwuchstrainer Hans Hofer. Er hat auch bereits in den letzten Monaten einige Male das Training geleitet und kennt die Mannschaft sehr gut."

Inwieweit wirst du das Frauenteam weiter unterstützen?
"Voll und ganz, denn es gilt noch mehr, für die finanzielle Unterstützung zu sorgen."

2000/01 spielte der SV Taufkirchen bereits einmal in der 2.Liga, musste aber wieder absteigen, glaubst du dennoch in der kommenden Saison an den Klassenerhalt?
"Doch, daran glaube ich fest, obwohl es natürlich schwierig wird. Es wird viel davon abhängen, ob die „Wienerinnen“ Wallner, Uray weitermachen, wie sich Laabmayr entscheidet. Im entscheidenden Relegationsspiel hat sich Reiterer leider schwer verletzt, auch sonst ist der Kader nicht üppig groß."

In der 2. Liga lockt vor allem das Duell mit Geretsberg um die Vorherrschaft im Innviertel, könnt ihr Geretsberg gar entthronen?
"Geretsberg ist uns  weit voraus, hat ein „Zweier-Team“, ist bereits etabliert in der 2. Liga. Aber auf das Derby freuen wir uns natürlich alle und auch darüber, dass uns Geretsberg den Aufstieg gewünscht hat!"

Neben den Schlagern in Oberösterreich mit Spielen gegen den FC Wels, Garsten, Ladies Soccer Club Linz (früher LASK Ladies), Dionysen/Traun usw. müsst ihr auch beim HSV Wals, Wacker Innsbruck 1b, FC Lustenau  antreten, bestehen da nicht große Bedenken hinsichtlich Reisestrapazen und vor allem Kosten?
"Wir haben schon bisher improvisiert mit Kleinbussen und Privatautos bei Fernfahrten, dazu erhalten wir für die Fahrten nach Lustenau und Innsbruck Zuschüsse vom OÖFV. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch die finanziellen Belastungen meistern."

Bei wem möchtest du dich für die vergangenen zehn Jahre bedanken oder wen kritisieren?
"Bei der Vereinsführung und beim Vorstand des SV Taufkirchen möchte ich mich ganz herzlich bedanken für die tatkräftige Unterstützung. Auch als ich noch nicht Sektionsleiter war, ist die Vereinsführung bei uns immer hinter dem Frauenfußball gestanden. Ich weiß aus Gesprächen mit anderen Trainern, dass wenige eine so gute Basis wie bei uns vorfinden. Das ist keinesfalls selbstverständlich und das respektiere ich echt. Weniger gut ist mir unsere heurige Meisterehrung in Erinnerung, als sich die gesamte lokale Prominenz aus Politik und Wirtschaft und des Vereines bei uns eingefunden hatte und die Vertreterin des OÖFV, Mag. Tatjana Grochar, sich so verspätete, dass die Ehrengäste bereits wieder den Heimweg angetreten hatten. Aber auch hier gilt: Schlechte Erfahrungen vergisst man weit schneller, als die positiven und deshalb ziehe ich mein Resümee im Wissen: Der  Zusammenhalt meines  Teams und die Kameradschaft haben  ihres Gleichen gesucht, DANKE dafür und auch  für die Geduld meiner Mädels, die meine „Macken“ hingenommen haben, denn ich war um des Erfolges willen nicht immer pflegeleicht."

Josef, herzlichen Dank für deine Bereitschaft, dich mit mir nach einer anstrengenden Aufstiegsfeier zu unterhalten und alles Gute für deine weiteren Unternehmungen!


Dr. Helmut Pichler