Nach den Gruppenspielen der Frauen-U19-Endrunde in der Slowakei und dem letzten Rang in der Gruppe B bilanzierte ÖFB-U19-Teamchefin Irene Fuhrmann in einem Exklusivinterview für Ligaportal. Das Gespräch führte Helmut Pichler:
Pichler: Irene, Ihr wart erstmals mit der U19-Elf bei der EM-Endrunde vertreten. Welches Spiel war für Dich mit der größten Enttäuschung verbunden?
Fuhrmann: Wir konnten unsere Erwartungshaltung im Spiel gegen die Schweiz vor allem in der zweiten Spielhälfte nicht erfüllen! Das 0:4 hat richtig wehgetan. Für mich als Trainerin war das eine schmerzhafte Erfahrung, die mich an die Eliterunde 2014 in Holland erinnert hat. Damals sind wir nach einem 0:1 gegen Irland, einem 1:1 gegen die Türkei und einem 1:4 gegen Holland ausgeschieden. Die Spielerinnen konnten sich den Leistungsabfall gegen die Schweiz verglichen mit den Leistungen in der Eliterunde selbst nicht restlos erklären. Umso wichtiger war mir ihre Reaktion gegen Spanien! Es war uns klar, dass es eine klare Leistungssteigerung vor allem im mentalen Bereich gegen die spielstarken Spanierinnen geben muss, um dagegenhalten zu können!
Pichler: Das Spiel gegen Spanien ging mit 0:4 verloren?
Fuhrmann: Das Ergebnis sieht nicht gut aus, aber das Spiel lief komplett konträr zum ersten Auftritt. Der Gegner war auf dem Papier übermächtig – nicht ohne Grund stand Spanien in den letzten fünf Jahren, vier Mal im Finale. Den Spanierinnen unterliefen keine Passfehler, keine Ballannahmefehler, das Positionsspiel war richtig klasse. Unsere Defensivleistung war dennoch mehr als eine deutliche Steigerung zum Schweiz-Spiel. Wir waren viel kompakter, sind als Team geschlossen aufgetreten. Durch einen Doppelschlag sind wir zur Pause 0:2 zurückgelegen, aber unsere Spielerinnen haben Mentalität und Willen gezeigt, unabhängig vom Spielstand. Nach der Enttäuschung gegen die Schweiz war das für mich als Trainerin extrem wichtig. Auch wenn sich die Pleite gegen die Schweiz, durch den 4:2 Erfolg der Schweiz über Deutschland am zweiten Spieltag natürlich ein wenig relativierte. Immerhin war auch die mitfavorisierte Elf aus unserem Nachbarland aus dem Aufstiegsrennen.
Pichler: Und wie fühlt sich die Niederlage gegen Deutschland im Nachhinein an?
Fuhrmann: Das Spiel gegen Deutschland spiegelt vom Ergebnis leider unsere Leistung nicht wider. Nach der ersten Halbzeit hätten wir zumindest mit 1:0 führen müssen, unsere Chancenauswertung war erneut nicht zufriedenstellend. Deutschland macht hingegen mit seiner ersten und einzigen Chance kurz vor der Pause das 0:1, sinnbildlich für unsere drei EM Spiele. Wir konnten Deutschland über viele Phasen des Spiels fordern, auch wenn unsere spielerische Leistung am Ende nicht belohnt wurde. Ich bin sehr stolz auf mein Team und die Art und Weise, wie es sich von Spiel zu Spiel gesteigert hat.
Pichler: Was wäre mit etwas mehr Spielglück und Treffsicherheit für Euch in der „Hammergruppe" B möglich gewesen?
Fuhrmann: Im Nachhinein ist es müßig, Spekulationen anzustellen. Es gab aber in jedem Spiel entscheidende Momente, die das Spielglück auf unsere Seite drehen hätten können. Die gesperrte Marina Georgieva hat uns im ersten Spiel als Ruhepol im Spielaufbau und auch Stabilisatorin in der Defensive gefehlt. Ein weiterer ausschlaggebender Punkt war sicher unsere mangelnde Chancenauswertung. Positiv ist, dass wir uns diese Chancen erarbeitet und erspielt haben. Fakt ist aber, dass wir diese nicht genutzt haben. Die Gründe gehören sachlich analysiert, damit wir uns in diesem Bereich in Zukunft steigern! Nichtsdestotrotz war die EM-Teilnahme für das gesamte Team eine Riesensache. Man darf auch nicht vergessen, dass wir uns als eines von nur sieben Teams auf sportlichem Weg für die EM-Endrunde qualifizieren konnten. Die Luft bei einem solchen Turnier ist sehr dünn. Ich bin stolz auf mein Team, wie es sich von Spiel zu Spiel gesteigert hat.
Pichler: Danke vielmals für Deine abschließende Stellungnahme und weiterhin recht viel Erfolg, vor allem mehr Spiel- und Schussglück für Deine Schützlinge!