In der 19. Runde gastierte die in der Rückrunde noch punktelose Union Babenberg beim FC Stahl. Auch gegen den Liganeuling sah es lange nicht so aus, als ob die Babenberger endlich in der Frühjahrestabelle anschreiben könnten. So kassierten die Schützlinge von Trainer Wolfgang Hörmedinger alleine in den ersten 14 Spielminuten drei Gegentreffer. Dank großer Moral, Kampfgeist und auch Mithilfe des nötigen Glücks konnten sich die Babenberger vor allem nach der Pause aber nochmals in die Partie zurückkämpfen. Gegen am Ende kraftlose Voestler gelang den Gästen schließlich in der 80. Minuten, nach einem missglückten Rückpass, durch Florian Seyr tatsächlich noch der Ausgleichstreffer zum 3:3-Endstand.
Beide Mannschaften mussten in diesem Linzer Derby den einen oder anderen wichtigen Stammspieler vorgeben. Während beim FC Stahl mit Patrik Pilic etwa der etatmäßige Schlussmann fehlte, mussten die Babenberger auf Routinier Stefan Traxler und Dominik Kultschik, nachdem diese in der Vorwoche je ihre fünfte Gelbe Karte in der Meisterschaft gesehen hatten, verzichten. Ohne die beiden Abwehrspieler war Gäste-Coach Wolfgang Hörmedinger gezwungen, wieder einmal seine Hintermannschaft umzubauen. Aufgrund von mangelnden Alternativen in der Innenverteidigung reaktiviert man kurzerhand mit Thomas Hörmedinger den Bruder des Trainers, der bei den Babenbergern seit rund einem Jahr auch die Position des Obmannes ausübt.
Der aus der Not geborene Schachzug mit dem mittlerweile 38-jährigen Funktionär als Libero schien zumindest in der Anfangsphase eher nach hinten loszugehen. Die Union Babenberg verschlief, wie schon in der vergangen Runde gegen den SC Kirchberg-Thening, den Start völlig und geriet durch einen Treffer von Asmir Ljutic, der ein Zuspiel seines Sturmpartners Husein Hodzic verwertete, bereits in der 5. Minute in Rückstand. Auch der FC Stahl hatte bei seinem letzten Auftritt gegen den ESV Westbahn zwei frühe Gegentor kassiert. Im Gegensatz zu den Gästen hatten die Schützlinge von Trainer Ernst Kettl, daraus aber offenbar ihre Lehren gezogen. Die Voestler zeigten sich in diesem Duell vor allem in den ersten rund 20 Minuten besonders spielfreudig und angriffslustig. So benötigten die Hausherrn letztlich gerade einmal drei Minuten um nach dem schnellen 1:0 einen weiteren Treffer nachzulegen. Als Torschütze feiern lassen durfte sich Ivan Coric. Wiederum nur 180 Sekunden später zappelte der Ball erneut im Netz, dieses Mal jedoch im Kasten der Voestler. Patrick Hübsch konnte sich, nachdem er mit einem weiten Ball auf die Reise geschickt wurde, über rechts kommend gleich gegen zwei Gegenspieler durchsetzen, ehe er mit seinem ersten Saisontor auf 1:2 aus Sicht der Gäste verkürzte. Im angeschlagenen Dreiminutentakt sollte es auch weitergehen, so stellte der FC Stahl, der das Spielgeschehen zu Beginn kontrollierte, in der 14. Minute abermals durch Asmir Ljutic, der das erste Mal von Beginn an spielte, den alten Zwei-Tore-Abstand wieder her. Kurz darauf hätte es gut und gerne auch schon 4:1 für die Heimelf stehen können. Die „Stählernen“ ließen in ihrer besten Phasen in dieser Partie aber zu viel Chancen aus, beziehungsweise scheiterte man auch immer wieder am gegnerischen Schlussmann Patrick Zimmermann. Mit Fortdauer des ersten Durchgangs ebbte der Angriffsschwung des Liganeulings zunehmend ab. Die neuformierte Abwehr der Union Babenberg fand ihrerseits schön langsam zu ihrem Spiel und so konnte man den Schaden zur Pause mit einem 1:3-Rückstand schließlich noch in Grenzen halten.
In der zweiten Hälfte sollte sich das Spielgeschehen dann plötzlich mehr und mehr drehen. Der FC Stahl schaffte es nicht mehr so druckvoll zu agieren, wie noch in den ersten Minuten nach dem Anpfiff und so fanden nun auch die Babenberger immer wieder gute Möglichkeiten vor. Eine davon zu nutzen, vermochte Jürgen Hartl, der in der 55. Minute einen Fernschuss an die Latte zimmerte. Vom Aluminium prallte der Ball entweder vor oder hinter der Linie auf, darüber gehen die Meinungen auseinander, ehe das Leder erneut an die Torumrandung klatschte. Schiedsrichter Erwin Bindreiter, der ursprünglich das Spiel weiterlaufen ließ, entschied letztlich nach Meinungsaustausch mit seinem Assistent auf Tor für die Union Babenberg. Laut Stahl-Trainer Ernst Kettl eine massive Fehlentscheidung: „Ich denke so ein Treffer wie zum 3:2 ist nur in der 2. Klasse möglich. Ich habe den Lattenpendler wirklich aus nächster Nähe mitbekommen und meiner Ansicht nach war der Ball deutlich nicht hinter der Linie. Dass dann der Schiedsrichter zu seinem Assistent geht und schließlich nach gemeinsamer Rücksprache, lautstark beeinflusst von den Babenberger Fans, auf Tor entscheidet, setzt dem Ganzen wirklich die Krone auf.“ Spätestens nach diesem umstrittenen Anschlusstreffer lebte im Lager der Union Babenberg wieder die Hoffnung auf den ersten Punktgewinn im Frühjahr. Die Voestler fielen hingegen kräftemäßig immer weiter zurück. Beinahe wäre es den Hausherrn mit dem letzten Tropfen Sprit im Tank dennoch gelungen ihren knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. In der 80. Minute stellte man sich dann aber mit einem verunglückten Rückpass selbst ein Bein. Der eigentliche Ersatztorhüter Daniel Krugluger versuchte die missratene Rückgabe noch vor dem heranstürmenden Florian Seyr weg zu befördern, sein Abschlagversuch traf jedoch genau den Angreifer und ging von dort in hohen Bogen ins Tor. Die konditionell offenbar stärkeren Babenberger hatten in den Schlussminuten dann gleich zweimal noch durch Amer Nakicevic die Möglichkeit dieses Derby zu gewinnen. Der 17-jährige defensive Mittelfeldspieler konnte seine ansonsten recht ordentliche Leistung jedoch nicht mit einem Tor krönen, wodurch die Begegnung letztlich mit einem 3:3-Unentschieden endete.
Beide Trainer waren sich nach dem Abpfiff einig, dass der Wille bei allen Spielern zweifellos da war, ein spielerischer Leckerbissen sei diese Partie aber nicht gewesen. Union Babenbergs Übungsleiter Wolfgang Hörmedinger meinte etwa: „Ich denke, dass beide Seiten mit dem notwendigen Spielverständnis so ihre Probleme hatten. Ärgerlich war aus unserer Sicht natürlich vor allem die erste halbe Stunde, in der uns der FC Stahl hätte zerstören können. Wenn ich ehrlich bin wäre mir nach den schnellen drei Gegentoren beinahe der Kragen geplatzt, vor allem weil mein Team geistig überhaupt nicht anwesend war. Leider ist uns solch ein schlechter Start schon öfter in dieser Saison passiert, weshalb ich mir wirklich etwas einfallen lassen muss, damit meine Spieler zukünftig von der ersten Minute an so richtig bei der Sache sind. Dass wir uns nach der Pause nochmals zurückgekämpft haben, spricht aber klar für die Moral und die gute Ausdauer meiner Mannschaft.“ FC Stahl-Trainer Ernst Kettl trauerte seinerseits den vielen vergebenen Chancen in Hälfte eins nach: „Eigentlich hätten wir bis zur Halbzeit dieses Spiel entscheiden müssen. Leider ist uns das jedoch nicht gelungen. Nach dem Seitenwechsel sind wir dann mehr und mehr zurückgefallen, auch weil einige meiner Spieler das nötige Trainingspensum, auch beruflich bedingt, nicht in den Beinen haben. Derzeit fehlt mir auch noch die Kaderdichte, um auf solche konditionelle Einbrüche mit adäquaten Wechseln reagieren zu können. Bereits in der kommenden Spielzeit sollte sich dieses Problem mit dem einen oder anderen Neuzugang mit dem wir uns bereits jetzt schon einig sind nicht mehr stellen. Wir wollen auf alle Fälle innerhalb der nächsten zwei Jahre etwas aufbauen beim FC Stahl, wobei eine eigene Sportanlage dafür ungemein wichtig wäre, vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns aktuell mit der ASKÖ Neue Heimat einen Platz teilen und auf diesen nur zweimal in der Woche trainieren können.“