Spielberichte

Sportlicher Erfolg von Zukunftsängsten überschattet - Union Babenberg Linz kämpft um Existenzgrundlage

SV Chemie Linz
Union Babenberg Linz

Rein sportlich gesehen befindet sich die Union Babenberg Linz unter der Führung ihres neuen Trainers Thomas Tonezzer zurzeit wirklich auf einem sehr guten Weg. So mussten sich die Babenberger nur in einem ihrer bisherigen sechs Duelle in dieser Spielzeit geschlagen geben. Am Samstag feierte man mit einem 5:1-Auswärtserfolg über den SV Chemie Linz bereits den dritten Saisonsieg in der 2. Klasse Mitte presented by HDI, wodurch man in der Tabelle aktuell als Vierter nur zwei Punkte hinter Spitzenreiter SV Urfahr liegt. Dass im Moment dennoch tiefe Sorgenfalten die Gesichter der Verantwortlichen der Union Babenberg zieren, dafür ist eine Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch verantwortlich, in der groß angekündigt wurde, dass das geplante Leichtathletik-Trainingszentrum ausgerechnet auf dem "Nebenplatz" der Babenberger, welcher aktuell vor allem den zahlreichen Nachwuchsmannschaften als Trainings- und Spielfeld dient, errichtet werden soll. Eine Verwirklichung des Projektes würde dem Fußballverein laut eigener Aussage die Existenzgrundlage entziehen, demnach ist man auf Seiten der Union Babenberg bereit, gegen die Errichtung der angedachten Trainingshalle am besagten Ort mitunter auch mit rechtlichen Mitteln vorzugehen. (Jetzt Trainingslager buchen)

 

Für die Zukunft ihres Vereins

Das geplante Leichtathletik-Trainingszentrum auf Kosten ihres Vereines ging natürlich auch nicht spurlos an den Betreuern und Spielern der Union Babenberg vorüber. Beim Tabellenfünften schaffte man es jedoch rechtzeitig vor der Auswärtspartie gegen den SV Chemie den Fokus laut Trainer Thomas Tonezzer wieder auf das Sportliche zu richten. "Wir als Mannschaft können den Entscheidungsprozess ohnehin nicht beeinflussen. Was wir jedoch schon tun können, ist die Union Babenberg bestmöglich in dieser schwierigen Phase zu repräsentieren und aufzuzeigen, dass bei uns gute Arbeit geleistet wird, die es sich verdient hat, zumindest mitberücksichtigt zu werden." Die Babenberger spielen in den nächsten Wochen und Monaten somit nicht nur um Tore und Punkte, sondern auch um die Zukunft ihres Vereins.

Umstrittener Führungstreffer

Die Gäste zeigten sich dieser Bürde in der Anfangsphase des Spieles gegen den SV Chemie absolut gewachsen. Die Tonezzer-Elf legte einen wahren Traumstart hin, nützte die Räume die sich ihr boten und ging bereits früh in Führung. Nach gerade einmal 180 Sekunden wurde die zu weit aufgerückte Hintermannschaft der "Chemiker" mit einem langen Pass auf Jürgen Hartl ausgehebelt. Der Babenberger Kapitän behielt völlig alleine vor Schlussmann Matthias Beham die Nerven und traf zum 0:1. Aus Sicht von SV Chemie-Coach Jürgen Bachmaier hätte das schnelle Gegentor jedoch nicht zählen dürfen: "Der frühe Rückstand war schon sehr bitter für uns, vor allem weil der Babenberger Angreifer beim Zuspiel drei Meter im Abseits gestanden ist." Die Reklamationen der Hausherrn blieben von Schiedsrichter Rudolf Deisenhamer ungehört. Keine Diskussionen gab es dann 20 Minuten später beim zweiten Treffer der Babenberger an diesem Tag. Ausgangspunkt zum 0:2 war ein verunglückter Ausschuss von SV Chemie-Keeper Matthias Beham. Die eigentliche Nummer drei der "Chemiker", die den verletzten Ersatztorhüter Helmut Wimmer, sowie die immer noch gesperrte etatmäßige Nummer eins Robert Wagner vertrat, leitete mit einem zu kurzen Abschlag prompt einen Gegenangriff der Gäste ein. Fatih Acikgöz eroberte den Ball, ehe er ideal auf Jürgen Hartl durchsteckte, der sich die Chance auf seinen neunten Saisontreffer nicht nehmen lassen sollte. Die Union Babenberg dominierte bis zur Pause weiterhin das Geschehen, wirklich hochklassig waren die ersten 45 Minuten jedoch von beiden Teams nicht.

Joker sticht

In der 52. Minute wechselte Thomas Tonezzer schließlich Fabian Ott ein, der krankheitsbedingt unter der Woche kaum trainieren konnte und deshalb in der ersten Hälfte von Matej Bagaric vertreten wurde. Der Joker brauchte gerade einmal sechs Minuten, um zu stechen. Wieder stand die Abwehrkette der Gastgeber zu hoch, wodurch Fabian Ott mit einem Solo beinahe von der Mittellinie aus alleine auf Torhüter Matthias Beham zustürmen konnte. Babenbergs Nummer zehn zeigte sich in der Eins-gegen-eins-Situation eiskalt und sorgte trocken für die Vorentscheidung in dieser Partie. Die Heimelf bewies trotz des fast schon aussichtslosen Rückstands große Moral und bekam gegen Mitte des zweiten Abschnittes die Begegnung immer besser in den Griff. Der SV Chemie schaffte es plötzlich viel Druck auszuüben und die bislang recht souveränen Babenberger ordentlich ins Schwimmen zu bringen. Logische Konsequenz daraus war der Treffer zum1:3 von Raphael Berger exakt eine Viertelstunde vor Schluss. Die nach diesem Ehrentor aufkeimende Hoffnung im Lager der "Chemiker" wehrte jedoch gerade einmal eine Minute lang. In der 76. Minute war es nämlich abermals Jürgen Hartl, der nach Ott-Stanglpass, mit seinem dritten Treffer an diesem Tag den alten Abstand umgehend wiederherstellte. Die Union Babenberg sorgte schließlich auch für einen würdigen Schlusspunkt in dieser Partie. Michael Ortner, der kurz zuvor noch eine aussichtsreiche Möglichkeit verstolpert hatte, traf von rechts kommend mit seinem linken Fuß genau ins Kreuzeck.

Verletzungspech

Trotz der 1:5-Niederlage fand SV Chemie-Coach Jürgen Bachmaier auch lobende Worte für sein Team: "Wir haben eigentlich nicht schlecht gespielt, nur das Ergebnis hat halt nicht gepasst. So etwa ab der 65. Minuten waren wir die klar bessere Mannschaft und haben teilweise wirklich gute Aktionen gezeigt. Leider haben wir in dieser Phase unsere Chancen zu wenig genützt. Man darf nicht vergessen, dass wir derzeit auch mit Verletzungspech zu kämpfen haben, so musste ich dieses Mal unter anderem auf Torhüter Helmut Wimmer, Kapitän Kevin Kaiser und Semin Hamdemir verzichten."

Auf dem Rücken der Kinder

Auf Seiten der Union Babenberg freute man sich zwar über den klaren Derby-Sieg das bewegende Thema blieb letztlich dennoch der drohende Verlust des so wichtigen Trainingsfeldes. Trainer Thomas Tonezzer, zeigte zwar Verständnis für die Bedürfnisse der Leichtathleten, konnte die getroffene Standortentscheidung für die geplante Trainingshalle jedoch nicht nachvollziehen: "Grundsätzlich finde ich es sehr schade, dass man keine bessere Lösung bis jetzt finden konnte, zumal ja auch die Leichtathleten, von denen man als Fußballtrainer noch einiges lernen kann, wirklich hervorragend arbeiten. Man darf nicht vergessen, dass die betroffene Fläche als Spielfeld für nicht weniger als 150 Kinder dient. Offenbar sind deren Anliegen jedoch nicht so wichtig, auch weil sie eben nicht ab und zu in der Zeitung stehen, im Gegensatz zu so manchen Leichtathletik-Staatsmeister. Es scheint fast so, als würde eine vom Wahlkampf beeinflusste Entscheidung auf den Rücken der Kinder ausgetragen werden. Ich finde das sehr bedauerlich, vor allem wenn man sich die Begeisterung ansieht, mit der bei uns im Nachwuchs auch mit Blickrichtung Integration gearbeitet wird. Soweit ich weiß, umfasst das Einzugsgebiet von Babenberg rund 20.000 bis 25.000 Menschen, was in etwa der Einwohnerzahl von Traun entspricht. Wenn man in solch einer Stadt einem Verein schlichtweg das Trainings- und Spielfeld für die Nachwuchsmannschaften entziehen würde, wäre der Aufschrei wohl wesentlich größer. Man hat schon etwas das Gefühl, als wolle sich jemand mit Gewalt ein Denkmal setzen."

Droht das Ende?

Union Babenberg-Obmann Thomas Hörmedinger sprach, bei einer Verwirklichung des Leichtathletik-Trainingszentrums, sogar von einem möglichen Ende des Fußballvereins:

"Der Traum des OÖ-Leichtathletikverbandes von einem eigenen Leichtathletik-Trainingszentrum wird im heurigen Wahljahr erfüllt? Gleichzeitig wird jedoch dem Fußballverein Union Babenberg Linz-Süd die Existenzgrundlage entzogen, denn errichtet wird die Halle auf dem Trainings- und Spielfeld der Union Babenberg Linz-Süd, auf welchem praktisch alle Trainingseinheiten und Meisterschaftspiele der 5 Nachwuchsmannschaften (U8 – U16) mit ca. 150 aktiven Kinder- und Jugendspielern  ausgetragen werden. Dieses „Nebenfeld“ wurde 1991, unter der Federführung des damaligen Obmanns der Sportunion Oberösterreich und derzeitigen ÖFB-Präsidenten Dr. Leopold Windtner, geschaffen. Ein Grundstreifen wurde zur Erweiterung des Trainingsfeldes, mit Unterstützung des Oberösterreichischen Fußballverbandes, unter der Bedingung angekauft, dass dieses Nebenfeld ausschließlich dem Trainings- und Spielbetrieb der Union Babenberg Linz Süd dient.

Anfangs wurde von der Sportunion Oberösterreich noch zugesichert, ohne einvernehmliche Lösung und Zustimmung der Union Babenberg Linz-Süd würde man das Grundstück für dieses Projekt des OÖ Leichtathletikverbandes nicht zur Verfügung stellen. Ohne Nebenfeld müsste aber der gesamte Trainings- und Spielbetrieb der Union Babenberg Linz-Süd auf dem Hauptfeld absolviert werden, welches vorrangig für das Training der Leichtathleten des Union Leichtathletik Club Linz Oberbank (ULC) bestimmt ist. Die gleichzeitige Nutzung durch Fußballer (Spielfeld, Fußbälle) und Leichtathleten (Laufbahn, Kugelstoßen, Speerwurf, etc.) stellt für alle Nutzer ein großes Verletzungsrisiko dar, welchem man insbesondere die Kinder nicht aussetzen kann.

Trotz intensiver Verhandlungen konnte, mangels alternativer Trainingsmöglichkeiten für den Nachwuchs, bisher keine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Daher kann und wird die Union Babenberg Linz-Süd die notwendige Zustimmung zur Errichtung dieser Halle nicht geben. Sämtliche Zusagen haben sich leider als wertlos erwiesen. Unterstützung seitens der Dachverbände (Sportunion Oberösterreich, OÖ Fußballverband) ist aufgrund der personellen Verflechtungen und der politischen Unterstützung dieses Projektes nicht zu erwarten.

Seit 1957 ist die Union Babenberg  Linz-Süd im Stadtteil Oed/Bindermichl beheimatet, zuerst auf der Jahnwiese und – nach einem Grundstückstausch  – seit 1969 am jetzigen Standort. 1976 wurden die ersten Kinder-  und Juniorenmannschaften aufgestellt und gab es nur ein Jahr später bereits 5 Kinder-  und Juniorenmannschaften. Es kann nicht im Sinne von Dr. Leopold Windtner sein, dem die Förderung des Nachwuchses besonders am Herzen liegt, dass Kindern und Jungendlichen die Möglichkeit genommen wird, den Fußballsport auszuüben, der – gerade im Kinder- und Jugendbereich – eine große gesellschaftspolitische und integrative Funktion hat. Denn wird das Projekt Leichtathletik-Trainingszentrum am geplanten Ort tatsächlich realisiert, bedeutet dies das Ende der Union Babenberg Linz-Süd, da es unmöglich ist, den Trainings- und Spielbetrieb für 5 Nachwuchs- und 4 Erwachsenenmannschaften mit insgesamt ca. 220 Spielern aufrecht zu erhalten.

Der Vorstand der Union Babenberg Linz-Süd hat einstimmig beschlossen, dieses Vorgehen nicht einfach hinzunehmen und mit allen rechtlichen Mitteln gegen den Verlust ihres Trainingsfeldes vorzugehen, und damit die Zukunft des Vereins zu sichern."