OÖ-Liga

Zur falschen Zeit am richtigen Ort


von Raphael Oberndorfinger

Vor ein paar Monaten wäre alles noch hoffnungslos im Verbandssumpf verkümmert. Mit Franz Grad hat sich aber ein Mutmacher für die anderen Klubs in die OÖ-Liga „importiert“. Seine Initiative ist ein Selbstläufer geworden.  Nicht zuletzt wegen dem Pasching-Boss selbst, der noch immer jene Strahlkraft aus der Vergangenheit besitzt, welche die mediale  Aufmerksamkeit auf die vierthöchste Spielklasse projiziert. Dabei ist der Ursprung der aktuell schwellenden Debatte ein zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin zum Scheitern verurteilter Antrag. Dessen ist sich auch das Gros der Funktionäre schon vor der endgültigen Entscheidung des Verbandes am vergangenen Donnerstag einig gewesen. Dennoch wurde der neue OÖFV-Präsident in die Rolle des Sündenbocks gehievt. Die Ironie daran ist, dass Willi Prechtl für etwas büßen muss, wofür er eigentlich nichts kann – und dass er nun just auf die Hilfe seines Vorgängers angewiesen ist. 

Franz Grad / Foto: LUI„Einen Dank an Herrn Windtner für dieses Abschiedsgeschenk“, hatte Grad in Richtung Power Tower geschimpft, nachdem der Antrag der OÖ-Ligisten auf Befreiung vom Zwangsaufstieg abgelehnt worden war. Verantworten muss sich aber der eben auf den Fußball-Landesthron gehobene Prechtl. Für eine suboptimale Aufstiegsregelung, die bereits vor einigen Jahren getroffen worden war. Für eine in ihrer Gesamtheit ineffektive Ligenstruktur in Österreich, deren selbstzerstörerische Wirkung gerade jetzt, zum Zeitpunkt der Lizenzierungsverfahren, wohl wieder vor Augen geführt wird. Und die wirtschaftlichen und sportlichen Gegebenheiten in der Ersten Liga und der Regionalliga sind ja gemäß der Argumentation der OÖ-Ligisten das eigentliche Übel,  weshalb der Zwangsaufstieg abgeschafft werden sollte. Es sei allerdings die Frage erlaubt, wieso die OÖ-Ligisten nicht bereits vor der Saison mit diesem Wunsch an den Verband herangetreten sind? Immerhin waren die Anforderungen für den Aufsteiger bereits vorm Saisonauftakt nicht nur bekannt, sondern auch bis dato unverändert geblieben. Mit dem Unterschied, dass die ÖFB-Meisterschaftsbestimmungen zu diesem Zeitpunkt eine Änderung in puncto Aufstiegs noch toleriert hätten.

Willi Prechtl hatte wahrlich keine einfache Amtseinführungsphase. Seine Ära begann aus seinem Blickwinkel  betrachtet zur falschen Zeit – aus jenem von neutralen Beobachtern dafür am richtigen Ort. Denn der neue OÖFV-Boss stellt sich den Vorwürfen und Diskussionen, übt sich in Diplomatie und versichert glaubhaft, sein Ohr den Bedürfnissen der Klubs zu widmen und auch im Dialog die nötigen Maßnahmen zu setzen. So stellt Prechtl auch in Aussicht, im Namen der OÖ-Klubs beim ÖFB erneut eine Ligenreform anzudiskutieren. Dabei ist er freilich auf die Hilfe seines Vorgängers angewiesen. Ein Glück, dass Leo Windtner selbst diese Maßnahmen im Visier hat und nun darauf mehr Einfluss nehmen kann wie in seiner Zeit als OÖFV-Boss. Weshalb ich mich schon fragen musste, wieso dem Stickler-Nachfolger von einer ehemaligen heimischen Fußballikone vorgeworfen wurde, Windtners Wahl sei eine vergebene Chance gewesen, im österreichischen Fußball etwas zu bewegen. Begründung: Er habe zwar im Nachwuchs- und Amateurbereich neue Maßstäbe gesetzt, aber das seien nicht die primären Probleme, die der Nummer 88 der FIFA-Weltrangliste unter den Fingernägeln brennen. Eine gesunde Gesamtstruktur ist jedoch die Basis für langfristigen Erfolg auf der Spitzenebene. Und nicht zuletzt der Aufstand der OÖ-Ligisten zeigt, dass diese Struktur ein Notfallpatient geworden ist.

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