OÖ-Liga

Top-Torjäger Robert Lenz: Das "Schlitzohr" der Radio OÖ-Liga

grieskirchen_big.jpgEs gibt nicht viele Spieler, die eine eingebaute Torgarantie besitzen, Robert Lenz ist ein solcher. Weit weg von seiner Heimatstadt Templin, im Nord-Osten Deutschlands, sorgt er nun beim SV Pöttinger Grieskirchen für Furore. Mit 21 Toren führt er die Torschützenliste der Radio OÖ-Liga an, und das obwohl er im Herbst wochenlang verletzt war. Nach einigen Stationen von der Bezirks- bis zur Regionalliga, scheint Lenz sein Glück nun in Grieskirchen gefunden zu haben. Ausschlaggebend dafür ist aber nicht nur das sportliche Rundherum im Trattnachtal. Im Gespräch mit ooeliga.at spricht der 26-Jährige über die wahren Beweggründe für den Wechsel nach Grieskirchen, aber auch über seine Jugendzeit in Deutschland, vertuschte Verletzungen und seine Zukunftspläne.

Bloß weg von zu Hause
Lange hat es Robert Lenz nicht in seinem Elternhaus im brandenburgischen Templin gehalten, bereits mit elf Jahren verlässt er seinen Heimatort in Richtung Internat. Am Sportgymnasium Neubrandenburg und am Sportgymnasium Schwerin taucht er erstmals in die harte Trainingswelt ein, die ihn auch heuteRobert Lenz als zweifacher Torschütze beim 2:1-Halbfinalsieg gegen Gmunden im Baumgartner Bier Landescup noch prägen sollte. Danach zieht es ihn an die Sportschule Berlin, wobei er in dieser Zeit beim 1. FC Union Berlin spielt - der Verein spielt zurzeit in der zweiten deutschen Bundesliga. Das scheint Lenz aber noch lange nicht weit genug weg zu sein, mit 19 verlässt er die Millionen-Metropole Berlin, um in der knapp 900 Kilometer entfernten 5000-Einwohner Kleinstadt Bad Aussee Fuß zu fassen. "Durch Bekannte bin ich auf Bad Aussee aufmerksam gemacht worden, die damals einen jungen Stürmer suchten. Ich fing dann dort an, ging später zu Bad Goisern und danach zum FC Wels in die Regionalliga. Nach einem einjährigen Gastspiel in Grödig, ging es dann wieder zurück nach Wels, und jetzt bin ich eben seit fast einem Jahr in Grieskirchen", zählt Lenz seine österreichischen Vereinsstationen auf. 

Das "Phantom" von Wels
Schon bei Bad Aussee und Bad Goisern zeigt der junge Deutsche groß auf, unter anderem an der Seite von Stürmerlegende Jürgen Aschauer. Kein Wunder, dass auch Regionalligavereine auf ihn aufmerksam werden, seine Wahl fällt schließlich auf den FC Wels. Und weil Robert Lenz nichts von halben Sachen wissen will, wird er gleich in seiner ersten Regionalliga-Saison 2006/07 mit 19 Toren Torschützenkönig, und das mit 22 Jahren. Nach dem einjährigen Gastspiel in Grödig, wo er zum Meistertitel in der Regionalliga West sieben Tore beisteuert, kommt er wieder zurück nach Wels. Dort erhält er auch seinen Spitznamen "Das Phantom". Und das Phantom schlägt wieder zu. In der Saison 2008/09 wird der Wahl-Welser mit 20 Toren erneut Torschützenkönig. "In dieser Zeit sagte der Stadionsprecher bei jedem meiner Tore, das Phantom hätte wieder zugeschlagen. Heute lese ich immer wieder vom 'Bomber', ich würde mich aber am ehesten als Schlitzohr bezeichnen", sagt Lenz. 

Schummeln für die Vertragsverlängerung
Das Schlitzohr macht auch in der folgenden Saison seine 13 Tore, und das trotz einem angerissenen Kreuzband. "Ich stand damals kurz vor Vertragsverhandlungen, deshalb durfte keiner von der Verletzung wissen. Ich habe dem FC Wels damals quasi mit einem angerissenen Kreuzband den Klassenerhalt gesichert", muss Lenz auch heute noch über sein damaliges Geheimnis schmunzeln. Weniger zu lachen hat er dann nach seinem Wechsel zu Grieskirchen, als er fast die gesamte Vorbereitung aufgrund eines eingerissenen Syndesmosebandes nicht bestreiten darf. Als er dann pünktlich zu Saisonbeginn der OÖ-Liga fit wird und seine Mannschaft in der ersten Runde gegen den SV Neuhofen/Ried Amateure zum Sieg schießt, dauert es wieder nicht lange, bis sein Seitenband im Knie reißt - Folge: fünf Wochen Pause. Das hindert ihn nicht daran, nach seinem Comeback wieder so richtig einzuschlagen, der Höhepunkt im Herbst sind sechs (!) Tore beim 8:2-Sieg gegen Bad Ischl. Nach 21 Runden liegt Lenz nun bei ebenso vielen Toren und ganz vorne in der Torschützenliste. "Wenn man bedenkt, dass ich fünf Spiele gefehlt habe und dazu gegen Micheldorf und Sierning nur wenige Minute auf dem Platz gestanden bin, ist das kein schlechter Schnitt", ist Lenz mit seiner Torausbeute durchaus zufrieden.

Sicherer Arbeitsplatz statt Profigeschäft
Bei einem vermeintlichen Torschützenkönig der Radio OÖ-Liga und zweimaligem Regionalliga-Torschützenkönig drängt sich natürlich die Frage auf, ob der Spieler sein Glück nicht auch im Profigeschäft suchen will. Für Robert Lenz kommt das derzeit nicht in Frage, vor allem aus finanziellen Gründen. "Ich hatte schon einige Angebote aus dem Profibereich, doch davon hätte ich nicht leben können. Das war meist irgendein kleines Fixum von etwa 800 Euro plus Prämien. Der Hauptgrund für meinen Wechsel nach Grieskirchen war auch der damit verbundene Job bei einem Unternehmen im Sanitärgroßhandel, solch einen konnte mir Wels nicht bieten. Aus diesem Grund kann ich mir auch gut vorstellen, länger in Grieskirchen zu bleiben. Ausnahme wäre vielleicht ein gutes Angebot von Rapid Wien", ist Lenz mit der derzeitigen Situation zufrieden.

"Möchte in jeder Liga Torschützenkönig werden"
Zufrieden ist man auch in Grieskirchen mit seinem deutschen "Exoten". "Robert ist Deutscher und hat diese Siegermentalität, die auch notwendig ist, um erfolgreich zu sein", sagt der Sportliche Leiter Ronald Scharschinger über ihn. Trainer Helmut Wartinger fügt hinzu: "Robert ist typisch deutsch und redet gerne und viel. Das wirkt sich positiv auf die Mannschaft aus, vor allem weil er auch jedes Spiel unbedingt gewinnen will. Seine Qualitäten hat er insbesondere im Strafraum, das Feldspiel zählt nicht dazu. Vom Elfmeterpunkt ist er dafür umso sicherer." Tatsächlich sind zehn der 21 Lenz-Tore aus Strafstößen gefallen. "Das ist reine Kopfsache. Man muss sich ganz sicher sein, wenn man zum Elfmeter geht. Es hat aber auch mit Übung zu tun, ich schieße nach jedem Training vier bis fünf Elfer. Allgemein würd ich sagen, dass es nichts gibt, das ich nicht kann. Das Kopfballspiel und Distanzschüsse sind nicht meine Stärke, ich erziele aber auch so immer wieder Tore. Am ehesten würde ich mich mit David Villa vergleichen, wobei ich etwas größer und schlacksiger bin, aber ebenso schnell und dribbelstark", sieht Lenz Ähnlichkeiten zum spanischen Weltmeister. Ganz so hoch hinaus wird es für den 26-Jährigen wohl nicht gehen, sein Ziel für die Zukunft kann sich aber ebenso sehen lassen. "Egal ob OÖ-Liga, Regionalliga oder Landesliga. Ich möchte überall wo ich spiele Torschützenkönig werden", sagt das schlitzohrige Phantom. 

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von Milan Vidovic

Fotos: http://foto-rsc.at