Angeführt von der besten Liga-Torschützin Theresa Hain (15 Volltreffer) weisen die Mühlviertlerinnen mit 38 Toren die meisten Treffer der Liga auf. Trotzdem musste die Elf von Erfolgstrainerin Paula Kern mit einem Mittelfeldplatz vorliebnehmen. Warum das so ist, wollte das Ligaportal von einer Pionierin des oberösterreichischen Frauenfußballs wissen:
Ligaportal: Paula, welche Bilanz ziehst Du nach der ersten Saisonhälfte?
Paula Kern: "Es stimmt, bei so vielen erzieltenToren müsste man eigentlich um ein bis zwei Plätze weiter vorne landen. Wir hatten aber in den ersten Wochen in der Defensive immer wieder verletzte Spielerinnen und auch die Torfrauen haben dauernd gewechselt“.
Offensiv habt Ihr einige „Feuerwerke“ abgebrannt, woher kommt diese Stärke?
„Wir haben mehrere schnelle Offensivspielerinnen. Dadurch kann man ein flottes Spiel über die Seiten aufziehen. Der Abschluss hat natürlich (oft) auch gepasst“.
Kehrseite: Mit Nadine Sonnleitner, Julia Gahleitner und Lara Schuster waren gleich 3 3 Torhüterinnen für Euch im Einsatz, warum gab es keine eindeutige Nummer 1?
„Wir hatten ein Torfrauenproblem! Lara ist über den ganzen September wegen einer Operation ausgefallen, deshalb ist die frühere Torfrau (Nadine) eingesprungen. Im Training nach dem Dorf-Spiel hat sich Lara verletzt. Dadurch hat uns- dankenswerterweise- Julia den Monat Oktober gerettet. Das rechne ich ihr ganz hoch an! Ich hoffe für das Team, dass für das Frühjahr eine gute Lösung gefunden wird. Für mich war das ein Grund für die vielen Leistungsschwankungen“.
Nur 2 gelbe Karten habt Ihr kassiert, bewahren Euch die technischen Fertigkeiten oder große „Zurückhaltung“ vor weiteren Kartons?
„Nebelberg ist einfach eine faire Mannschaft! In 4 ½ Jahren habe ich es „leider“ nicht geschafft, ihnen eine fiese Spielweise anzutrainieren (schmunzelt), aber ich wollte einfach nie, dass irgendwie „dreingehaut“ wird, denn das brauchen wir nicht! Die Spielerinnen sind eben auch technisch ganz gut drauf“.
Was bleibt Dir aus diesem Herbst 2023 auf jeden Fall positiv in Erinnerung?
„Da gibt es viele positive Erinnerungen: der Ehrgeiz und der Trainingseinsatz, das Spiel gegen Kematen (3:1), da haben sie den absoluten Siegeswillen gezeigt; das letzte Spiel im Herbst, vor vielen Zuschauern. Obwohl wir da im TAUNERGROUP-OÖ Ladies Cup gegen die SPG SV Guntamatic Ried/Antiesenhofen 0:2 verloren haben, ist es für mich eine schöne Erinnerung! Die Gedanken an das schöne „Miteinander“ und auch die „dritten Halbzeiten“, möchte ich bewahren, weil auch die gehören ganz sicher dazu!
Wie nützt Ihr die Winterpause?
„Über die Aufbauphase weiß ich nicht genau Bescheid. Im Februar gibt es ein Trainingslager in Italien“.
Bleibt es bei Deinem Entschluss, Deine Funktion jetzt in der Winterpause zu übergeben, wenn ja, an wen?
„Ja, es bleibt dabei. Wir haben im Herbst schon ein kleines Trainerteam gehabt. Ich finde, es braucht wieder neue Impulse. Neuer Trainer wird Jürgen Rauscher, er war im Herbst schon bei einigen Spielen dabei“.
Wenn Du auf deine Zeit seit der Übernahme 2018 zurückblickst, überwiegt Freude, Stolz, Zufriedenheit oder gar Erleichterung?
„Ich blicke mit Freude auf diese Zeit zurück und bin sehr stolz auf die Leistungen, die die Spielerinnen erbracht haben. Wir sind aufgestiegen und haben letztes Jahr das Cupfinale erreicht. Auch spielerisch haben wir uns, glaube ich, gesteigert. Ganz zufrieden sollte man nie sein, sonst entwickelt man sich nicht mehr weiter. Erleichterung verspüre ich nicht, das ist nicht der richtige Ausdruck. Für meine Familie und Hobbies habe ich dann hoffentlich wieder mehr Zeit“.
Der Landesliga-Halbzeit-Titel 2019, der folgende Aufstieg in die LT1-O.Ö.- Liga und das Erreichen des o.ö. Cupfinales 2022 (0:3 gegen LASK) krönten die Aufbauarbeit von Paula Kern (ganz links stehend) bei der Spitzenelf aus dem Mühlviertel (Foto: Willi Grinninger)
Was steckt noch an Potential in dieser Mannschaft?
„Es steckt sehr viel Potential drinnen, jede Einzelne muss sich einfach nur noch mehr zutrauen“.
Als exzellente ehemalige Aktive und zuletzt erfolgreiche Betreuerin möchte ich Dich noch um etwas bitten: was wolltest Du schon immer einmal in einem Medium über den Frauenfußball in O.Ö. loswerden?
„Okay, fangen wir an mit meinen Vorschlägen an die jeweils Verantwortlichen, Medien und Fußball-Fans: Hört bitte endlich auf, Frauen- und Männerfußball miteinander zu vergleichen! Stellt im Nachwuchs die Mädels nicht immer nur auf die Außenverteidigerposition! 90 Prozent spielen scheinbar im Nachwuchs dort! Seht die Mädchen nicht nur als Ergänzung für die Jungs! Kommt bitte zusehen! Es gibt noch viel zu viele „Fußballexperten“, die noch nie ein Frauenfußballspiel gesehen haben. Helft mit im Verein! Die Mädels haben sich das verdient! Ich wünsche mir sehr, dass mehr Frauen ein Traineramt oder andere Funktionen übernehmen!
Deine persönlichen sportlichen Zukunftspläne?
Ich werde immer ein großer Fan dieser Mannschaft sein! Wenn jemand als Linienrichterin oder……. gebraucht wird, werde ich bestimmt da sein. Ansonsten werde ich mich raushalten. Für Tennis und Laufen habe ich dann wieder etwas mehr Zeit. Danke übrigens für deine super Berichte auf Ligaportal! Allen Fußballerinnen wünsche ich eine gute, verletzungsfreie Saison, auf ein Gutes 2024! Es hat mich sehr gefreut!
Liebe Paula! Für die ganz ausgezeichnete Zusammenarbeit möchte ich mich bei D i r herzlich bedanken, in der großen Hoffnung, dass Du dem Frauenfußball nicht völlig „abhanden“ kommst!
Helmut Pichler