Frauen in OÖ

FC Pergs „Mastermind“ Joachim Riegler: „Unser einziger Wunsch: endlich vollzählig!“

Nach der Aufspaltung der SPG Ladies Perg/Windhaag im Sommer 2023 beschritten die FC Perg Ladies unter dem sportlichen Leiter und Cheftrainer Hans Joachim Riegler ihren eigenen sportlichen Weg; das LIGAPORTAL sprach ausführlich mit dem „Motivator aus Leidenschaft":

 

 

 

Die Endplatzierung als Vierte war für die tüchtigen Fußballerinnen ein Grund zu kollektivem Jubel! (Foto: Willi Grinninger, kickerin.at)

 

LIGAPORTAL: Herr Riegler, mit welchem Resümee schließen Sie die Saison 2023/24 ab?

Hans Joachim Riegler: „Am Meisterschaftsbeginn haben wir als völlig neue Mannschaft nicht gewusst, wo wir leistungsmäßig stehen, hatten nur das Ziel, nicht Letzter zu werden. Im Training habe ich aber schon gemerkt, da ist viel Potential vorhanden, da entwickelt sich eine gute Mannschaft. Im Frühjahr konnten wir uns weiter stabilisieren, bei einem „Altersschnitt“ von 18 Jahren können wir mit dem 4. Platz hochzufrieden sein.“

Als absoluter „Härte-Test“ musste in „Unterzahl“ das letzte Spiel bei der SPG Aschach/St. Ulrich/Ternberg bestritten werden?

„Nicht weniger als 8 Stammspielerinnen fehlten, wir sind nur mit 9 Spielerinnen zum Vizemeister angereist. Ich wollte aber aus Fairness-Gründen das Spiel keinesfalls absagen, weil ich wusste, das Team hat einen starken Charakter und große Willensstärke. Spielerisch waren wir zwar unterlegen, taktisch waren wir aber besser, gingen sogar 1:0 in Führung, verloren aber knapp nach einer Sonderleistung nur mit 1:2.

2 Runden vor dem Herbst-Ende lagen Sie mit Ihrer Elf auf „Vize-Kurs“, wann kam der Knackpunkt?

„Wir waren schon dezimiert nach Lembach gefahren, hatten sogar eine Spielerin ohne jede Kampfmannschafts-Erfahrung und einige weitere „Neulinge“ dabei und mussten auch der langen Saison Tribut zollen. Wir verloren zwar 0:8, wussten aber, wie der negative „Ausreißer“ zustande gekommen war.

Umgekehrt: was bleibt an großen positiven Erlebnissen in Erinnerung?

„Das wir uns spielerisch sehr gut weiterentwickelt haben, dass diese Reifeprozess rasch voranging und dass wesentlich mehr Spielerinnen zur Verfügung standen, weil sie schon frühzeitig eingesetzt wurden, aus der Not „frühzeitig ins kalte Wasser geworfen werden mussten“.

Entgegen dem Trend der Frauenteams, aus den verschiedensten Gründen, bei einem Männerverein „anzudocken“, haben Sie im Vorjahr den „1. Reinen Frauenfußballverein im Mühlviertel gegründet, warum?

„Die Überlegung, eine Infrastruktur zu schaffen, wo die Privatsphäre der Frauen und Mädchen hinreichend gewahrt werden konnte und wo auf ihre speziellen Bedürfnisse bei der Betreuung bestmöglich eingegangen werden kann. Außerdem können wir jetzt unsere eigenen Entscheidungen treffen und sind nicht auf das Wohlwollen des übrigen Vereines angewiesen.“

Wer hat Sie dabei maßgeblich im Verein am meisten unterstützt?

„Meine Gattin, Mag. Martina Blaha, Kristina Pendelin, Co- Trainer Walter Auer und seine Gattin, weiters Christian Auer, Andreas Fröschl, Sonja Kastner, Familie Breinesberger……. Und noch eine Reihe von HelferInnen, ohne die der Betrieb gar nicht aufrechterhalten werden könnte, die uns alle ehrenamtlich unterstützen. Dafür kann ich nicht genug danken!“

Wie waren Ihre Erfahrungen hinsichtlich Sponsoren?

„Großer Dank gilt allen voran auch der HABAU- Group und sämtlichen Sponsoren, die auf unseren Dressen angeführt sind.

Dazu können wir auch laufend Matchsponsoren gewinnen, was und freut und motiviert“.

Wo wäre hier noch die berühmte „Luft nach oben“?

„Gäbe es immer noch (schmunzelt), wird freuen uns über jeden Gönner, Sponsor….und können als „Gegenleistung“ eine familiäre Gemeinschaft und sportliche Erfolge anbieten!

Sportlich haben Sie nur knapp das Podium verpasst, ein unglaublicher Erfolg, wenn man Ihre Verletztenliste studiert?

„Stimmt, die positive Entwicklung war nicht vorherzusehen, die Liste der verletzungsbedingten Ausfälle gibt aber viel Anlass zum Nachdenken. Kurz vor unserem Gespräch habe ich erfahren, dass uns Stürmerin Selina Auer leider nach einem privaten Unfall mit Kreuzbandriss einige Zeit ausfallen wird. Ich werde die REHA selbst bei ihr durchführen, wobei mich der Perger Physiotherapeut Christoph Aglas großartig unterstützt“.

Was war ausschlaggebend, dass es trotz schwieriger Begleitumstände so gut funktionierte?

„Der Zusammenhalt der Mädels, ihr Wille, sich auch im Training voll zu fordern, eine tolle Einstellung zum Fußball, Teamgeist und wie ich meine: sie fühlen sich bei uns sehr wohl!“

Bleibt Ihr Team zusammen oder gehen Sie nach dem starken Trend der „Abwerbung“ der Konkurrenz Ihrer „Rohdiamanten“ verlustig?

„Bis jetzt ist mir kein beabsichtigter Abgang bekannt, andererseits erwarten wir etwa 3-4 Neuzugänge. Klarerweise will sich jede(r) TrainerIn verstärken, aber meiner Meinung nach sollte schon ein „Gentleman-Agreement“ eingehalten werden, heißt, es sollten zuerst die FunktionärInnen des anderen Vereines kontaktiert werden, um eine klare Vorgangsweise sicherzustellen und nicht „hinterrücks“ Spielerinnen „abwerben“.

Sie haben in den letzten Jahren das Niveau der Frauenklasse und der Landesliga hautnah kennengelernt, wie fällt Ihr Vergleich aus?

„Das Tempo ist in der Landesliga noch um eine Spur höher, aber die Frauenklassen haben in den letzten Jahren beachtlich nachgezogen, die Qualität hat dazugewonnen“.

Sie sind bekannt für immer wieder neue Trainingsmethoden, harren neue Vorhaben in der Pipeline?

„Tatsächlich „tüftle“ ich an einer Neuerung, möchte sie Ihnen aber erst vorstellen, wenn sie ausgereift ist.“

Die SPG Perg/Windhaag steigt im Herbst mit Cheftrainer Harald Hel wieder in die Meisterschaft ein, locken da reizvolle Duelle um den Titel oder gibt es noch andere Anwärter?

„An einen derartigen Zweikampf denke ich nicht. Wenn Union Lembach unter Gerhard Gierlinger zusammenbleibt, dann stellen sie die reifere Mannschaft. Dem Vernehmen nach gehen einige weitere interessante Teams im Herbst neu an den Start. Deren Spielstärke gilt es abzuwarten, sodass sich der Kreis der Titelanwärter einigermaßen vergrößern könnte.“

Herzlichen Dank für Ihre freie Zeit am „Zwickeltag“, ich wünsche Ihnen einen erholsamen Sommer und großen Erfolg in der nächsten Saison!

Helmut Pichler