Auf den „Vizemeistertitel“ in der Vorsaison folgte für die Mühlviertlerinnen heuer der inoffizielle Herbstmeistertitel; Cheftrainer Helmut Brandl zog für das LIGAPORTAL eine Zwischenbilanz:
„Paarlauf“ zwischen den beiden Führenden, SPG Schweinbach/Hagenberg (links) und St. Stefan/Waldmark (rechts) ist sicher auch im Frühjahr angesagt (Foto: Willi Grinninger, kickerin.at)
LIGAPORTAL: Helmut, ich gratuliere zu Eurer „Winterkrone“, was waren für Dich die wichtigsten Gründe dafür?
Helmut Brandl: „Das Team ist 1 Jahr älter geworden, reifer und erhält trotzdem immer wieder jüngere „Auffrischungen“. Fußballerisch haben wir uns verbessert, dazu trainieren bei uns schon 13- jährige mit, die dann bei Erreichen des „Mindestalters“ sorgsam integriert werden. Dazu wird jede gleich behandelt, Einzelne werden nicht hervorgehoben. Für mich ist es wichtig: wie wird der entscheidende Pass gespielt oder die Flanke geschlagen? somit ist die Torvorbereitung genauso wichtig wie das Tor selbst.
Wir loben die „Defensive“ oder „Offensive“, gewinnen oder verlieren nur gemeinsam. Und dazu ist auch noch eine große Wertschätzung der Frauenelf im Verein vorhanden und verlassen können wir uns neben all unseren Unterstützern insbesondere auf unseren Hauptsponsor HOGA Zerspannungstechnik, das ist auch für dasFrauen-Team eminent wichtig!"
Woher stammen Eure Talente?
Derzeit zu einem geringen Teil aus St. Stefan selbst, die übrigen kommen von den umliegenden Vereinen, Vorderweißenbach, Rohrbach, Lembach…..usw.
Du hast in dieser Saison wieder das Szepter übernommen, nachdem Dich Reinhold Eichhorn 2023/24 „würdig“ vertreten hat?
„Als der Verein nach einem Nachfolger für Reinhold suchte, habe ich Sektionsleiter Fritz Pöschl gesagt: „Ich bin nur Eure letzte Telefonnummer, weil mich die Mädels schon so lange kennen und vielleicht einmal ein Außenstehender besser wäre“, aber ich bin halt dann doch wieder „übriggeblieben“ als letzte Lösung (schmunzelt).
Wer unterstützt Dich bei Deiner umfangreichen Tätigkeit?
„Günter Wolkerstorfer, Karl Rehberger und neu ist Alex Ungar dazugekommen, sodass wir uns die Aufgaben zu viert aufteilen. Im Durchschnitt haben wir 13, 14 Spielerinnen im Training, da kann man schon zufrieden sein und vor allem auch reagieren auf Ausfälle wegen Verletzung, Krankheit, Indisposition usw. „
Das „Fotofinish“ mit der Entscheidung um Platz 1 vor wenigen Tagen gegen die SPG Schweinbach/Hagenberg war ja an Dramatik kaum zu überbieten?
„Wir hatten 2,3 klare Chancen, davon 1 Stangentreffer, aber auch unsere Gegnerinnen ließen einige „Hochkaräter aus, im Endeffekt war dann das Remis gerecht, meine ich. Technisch ist uns die Spielgemeinschaft um1 Schritt voraus, sie haben große Qualität in der Mannschaft“.
Rechnest Du damit, dass sich die SPG Schweinbach/Hagenberg weiter an Eure Fersen heften wird?
„Ja, ganz sicher wird dieser Zweikampf weitergehen, aber wenn z.B. bei USV St. Oswald wieder alle Akteurinnen fit sind, könnte auch von dort ein Vorstoß kommen , aber auch andere Teams in Zeiten der 3-Punkte-Regel können bei einem „Lauf“ noch vorne mitmischen.
Was war für Dich die größte Überraschung der abgelaufenen Halbsaison, in positiver Hinsicht?
„Die SPG Aschach/St. Ulrich/Ternberg hat gute Punkte gemacht und Union Lembach hat mich ebenfalls verblüfft: gegen uns haben sie eine sehr gute, kämpferische Leistung gebracht, nur die 2 Tore machten in diesem Spiel den Unterschied“.
Ihr habt daheim in 6 Spielen 5 Siege gefeiert und 1 Remis erzielt bei 25:1 (!!) Toren, ist die HOGA-Arena zur uneinnehmbaren „Festung“ in der Landesliga geworden?
„Der Umstand, dass die Spiele daheim stattfanden, hat sich sicher vorteilhaft ausgewirkt, das Trainerteam konnte aus dem Vollen schöpfen und stand sogar manchmal vor dem Dilemma, wer „muss“ auf die Ergänzungsbank „ausweichen“.
Umgekehrt: werden Eure 6 Auswärtsspiele im Frühjahr die Chancen, Platz 1 erfolgreich zu verteidigen, schmälern?
„Da wird sich erst zeigen, ob ebenfalls genügend Spielerinnen, samt Ersatz, zur Verfügung stehen. Der vordere Tabellenplatz wird aber auch Ansporn und Motivation sein, „in die Fremde“ mitzufahren.“
„Wo siehst Du noch Handlungsbedarf nach dieser überzeugenden „Gala“ im Herbst?
„ Verbesserung in 2 Bereichen: Bewegung ohne Ball und „erster Kontakt „, auch in technischer Hinsicht, sowie Spielverlagerung, entweder seitenbezogen oder nach hinten, um nicht nach Dauer-Angriffen ausgetrickst zu werden“.
Inwieweit wurde Euer Kader durch Ausfälle geschwächt?
„Lisa Feilmayr verletzte sich leider schon in der Vorbereitung , ist aber auf dem Weg der vollen Genesung , ansonsten blieben wir von groben Blessuren verschont.“
Nun ist „ruht“ der Meisterschaftsbetrieb bis 23. März, wie werdet Ihr diese lange „Winterpause“ nützen?
„Solange es witterungsmäßig noch möglich ist, trainieren wir weiter 1 x pro Woche, eher ungezwungen, bis uns der Schneefall zum Aufhören zwingt. Dann folgt eine 1-monatige Pause, ehe Mitte Jänner mit einem 2x wöchentlichen Training wieder begonnen wird. Im Februar fahren wir gemeinsam mit der Männer-Kampfmannschaft und dem Reserve-Team auf Trainingslager an den Gardasee. Das ist auch ein großzügiges „Dankeschön“ des Vereins für unsere tatkräftige Unterstützung im Vereinsleben bei den verschiedenen Veranstaltungen, wo wir mithelfen.“
Euer Hauptziel liegt auf der Hand?
„Ja, wir wollen den Titel holen, aber das will ziemlich sicher die SPG Schweinbach/Hagenberg auch und von St.Oswald beginnend, wie bereits gesagt, werden möglicherweise auch noch andere Mannschaften versuchen, im Frühjahr den Kampf um Platz 1 aufzunehmen“.
Für Deine Bereitschaft, Euer Team von allen Seiten zu beleuchten, bedanke ich mich ganz herzlich und wünsche Dir, Deinem Trainerteam und natürlich den Mädels Alles Gute für die zweite Meisterschaftshälfte!
Helmut Pichler