Frauen in OÖ

Einfach zum Nachdenken: „Ist Sponsoring im Frauenfußball effektiv?“

Am heutigen „Höhepunkt“ der „freiwilligen Zuwendungen“ seien auch Gedanken zur finanziellen Unterstützung des Frauenfußballs erlaubt:

 

Nicht nur für die Liga-„Neulinge“ des SV Gmundner Milch sind Sponsoren für den Spielbetrieb unerlässlich (Foto: privat)

Sponsoring im Frauenfußball ist effektiv und trendy!

„Im Frauenfußball bekommt man einfach mehr für sein Geld", konstatierte vor 15 Jahren überraschend der Hauptsponsor des deutschen Zweiligisten FSV Gütersloh, ein Sanitätshaus. Torsten Tellkamp, 28-jähriger deutscher Student der Betriebswirtschaften, verglich in seiner Abschlussarbeit "Zielgerichtetes Sportsponsoring eines mittelständischen Unternehmens" die Kosten des Sponsorings der Firma mit den Ausgaben.Dazu archivierte der Bielefelder während seines Praktikums im Sanitätshaus sämtliche Presseartikel- und Fotos sowie die Stadionzeitschrift und nahm den Auftritt auf der Internetseite des Vereins unter die Lupe. Fast 20.000 Euro betrug der Werbeeffekt für das Gütersloher Unternehmen und überstieg damit den finanziellen Einsatz um ein Vielfaches. Sein Fazit: Im Frauenfußball stimmt das Preis-Leistungsverhältnis!

Bei der Erhebung der Daten für die 40-seitige Abschlussarbeit stellte Torsten Tellkamp fest, dass auch der FSV Gütersloh von dieser Verbindung enorm profitiert. Neben der finanziellen Unterstützung arbeiten die Vereinsverantwortlichen eng mit dem Unternehmen zusammen und nutzen den Kontakt in verschiedener Hinsicht. Mit den Kenntnissen und Erfahrungen der Marketingabteilung profitierte der 2009 gegründete Frauenfußball-Verein, um sich nach der Abkoppelung vom FC Gütersloh effektiv in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Neben dem Bezug von Bandagen, Sportunterwäsche und Schutzausrüstung, sowie Räumlichkeiten für Pressekonferenzen kann der FSV auch von den geschäftlichen Kontakten des Sanitätshauses zu Lieferanten oder Dienstleistern profitieren. "Durch die Verbindungen hatte der FSV zum Beispiel die Möglichkeit beim Aufbau der Internetseite auf professionelle Hilfe zurückzugreifen zu können oder Kontakte zu neuen Sponsoren knüpfen können ", erklärte Torsten Tellkamp, der für seine Bachelorarbeit die Note 1,5 erhielt. Das äußerst große Interesse der Öffentlichkeit an seiner Abschlussarbeit verblüffte den Autor, der seine Abhandlung eigentlich nur aus Spaß im Internet präsentiert hatte.

Sogar für einen Versicherungsgiganten interessant

Manfred Boschatke, Leiter des Sponsorings beim Versicherungskonzern Allianz Deutschland AG, stellte im September 2016 anlässlich des Einstieges als Sponsor in der 1. Deutschen Frauenbundesliga fest.“ Frauenfußball als ständig wachsende Sportart verdient mehr Aufmerksamkeit. Frauen entscheiden in Familien über die Vorsorge, deshalb stellen sie für uns als Versicherer eine ganz wichtige Zielgruppe dar. Deshalb: jedes Unternehmen sollte sich fragen, wie es diese Zielgruppe für sich erschließen kann".

Frauenfußball vermittelt relevante Werte

Oberösterreichs frühere Frauen-Fußball-Journalistin, Lena Holzinger, erfolgreiche Fußballerin beim SV Scharnstein (194  Tore in 119 Spielen für Scharnstein und Schönbrunn) und als Medienexpertin u.a. auch Beraterin von ÖFB-Internationalen: „Um Sponsoren zu motivieren, sind oft räumliche Nähe oder eine generelle Begeisterung des Sponsors am (Frauen-)Fußball entscheidend, nicht in erster Linie die sportlichen Erfolge. Unternehmen sind gut beraten, sich in diesem Bereich zu engagieren, weil der Frauenfußball für Unternehmen relevante Werte wie Bodenständigkeit, Ehrgeiz oder Einsatz transportiert und eine besondere Zielgruppe angesprochen wird (Familien, Frauen)“.

Zugegeben: Der Frauenfußball hat im Vergleich zu den Männern eine deutlich geringere Reichweite, dafür steigt aber dank der stärkeren Ausstrahlwirkung der Wert des einzelnen Kontaktes.

Wird beim Frauenfußball „mindere“ Qualität“ unterstützt?

Dieser Annahme widerspricht eine Studie aus 2023 der Universität Zürich unter Dr. Gomez-Gonzales und Kollegen: offensichtlich verzerren Vorurteile die Wahrnehmung der Zuschauenden, denn unter Herausnahme geschlechtsspezifischer Informationen konnten 600 Probanden bei Betrachtung von Fernsehbildern im Männer- und Frauen-Spitzenfußball keine Qualitätsunterschiede erkennen. Analog dazu müssten im Amateurfußball fairerweise Unterschiede im Tempo und Kraftverhältnisse berücksichtigt werden.

 

Mit dem Wunsch, dass sich in diesen Tagen der eine andere Sponsor den bereits aktiven Unterstützern des Frauenfußballs in Oberösterreich anschließen möge, wünsche ich allen Spielerinnen, TrainerInnen, BetreuerInnen, FunktionärInnen, Fans  und natürlich SPONSOREN

FROHE WEIHNACHTEN und viel GLÜCK und ERFOLG im neuen Jahr!

Helmut Pichler