Unglaubliche 28 (!) Jahre spielt die Kapitänin ausschließlich für denLT1- O.Ö. Ligisten und ist nach wie vor aus dem Team der Mühlviertlerinnen nicht wegzudenken:
„Kniet“ sich seit Jahren für das Frauenteam der Union Nebelberg hinein: Kapitänin Sarah Reischl (im Vordergrund ganz rechts, Foto: Willi Grinninger, kickerin.at)
Ligaporttal: Sarah, woher nimmst Du die Motivation, für Deinem „Lieblingsklub“ nach fast 350 Spielen und 98 Toren noch immer mit vollem Einsatz zu kämpfen und spielen?
Sarah Reischl: „Es ist wahrscheinlich einfach die Freude und der Spaß, den ich bei dieser Sportart habe, das gemeinsame Training, um als Mannschaft ein Ziel zu erreichen. Natürlich werde ich immer wieder gefragt, wie lange ich noch vorhabe, zu spielen. Aber so richtig kann ich das nicht beantworten. Ich denke mir einfach, ich werde es spüren, wenn die Zeit da ist, um aufzuhören".
„Nebenbei“ bist Du ja auch noch als Sektionsleiterin, Organisatorin … usw…unentbehrlich, oder irre ich da?
„Ja, ich bin im Vorstand der Union Nebelberg als Sektionsleiterin tätig. Ich organisiere alles was sich rund um den Frauenfußball ergibt und engagiere mich auch in vielen anderen Bereichen in der Union“.
Du hast 1996 bei Union Oberaigner Nebelberg mit dem Fußball begonnen, gab es nie reizvolle Angebote anderer Vereine?
„Ich habe keine reizvollen Angebote bekommen. Als gebürtige Nebelbergerin bin ich meinem Verein immer treu geblieben. Außer, dass ich während meiner Ausbildung als Biomed-Analytikerin in Linz, bei Linzer Vereinen mittrainieren durfte“.
Welches Team würdest Du als traditionell „schwierigste“ Gegnerinnen bezeichnen?
„Ich würde sagen: Steyr, weiß aber nicht genau, warum“(schmunzelt)
Seit Sommer werdet Ihr von Tobias Koblmüller trainiert, um im Sport-Jargon zu bleiben: „spricht er die Sprache der Fußballerinnen“?
„Mit Tobias haben wir einen echten Glücksgriff gemacht. Er ist ein sehr engagierter und voll motivierter Trainer. Er ist selber ein sehr guter Fußballspieler und kann sein Wissen sehr gut an uns übermitteln und erklären“.
Du hattest bisher sowohl Trainerinnen als auch männliche Betreuer, was zeichnet die unterschiedlichen Coaches aus?
„Jeder Trainer ist anders und versucht auf seine Art und Weise, aus der Mannschaft das Beste herauszuholen. Ich möchte da jetzt aber keine Vergleiche zwischen männlichen und weiblichen Betreuern anstellen“.
Du verfügst über immens große Routine, wie sehr hören die jüngeren Spielerinnen auf Dich?
„Mein Ziel ist es nicht, dass die jungen Spielerinnen auf mich hören, sondern ich will ihnen ein Vorbild sein“.
Wie lässt sich Dein enormes Engagement im Fußball mit Deinem Beruf vereinbaren?
„Ich arbeite im Kepleruniklinikum Linz als Biomed. Analytikerin. Habe keine Nachdienste, da es in meinem Bereich „Mikrobiologie“ nur Tagdienste gibt. Im Moment arbeite ich 16 Stunden in der Woche, da mich meine zwei Söhne auch noch brauchen. Samstags muss ich auch manchmal arbeiten, aber es lässt sich immer alles ganz gut planen und vereinbaren mit dem Fußballspielen“.
Welche Erfahrungen machen Deine Mitspielerinnen bei dieser Problematik (z.B. Krankenschwestern….)?
„Natürlich ist es für einige Spielerinnen, die im Gesundheitswesen (Krankenschwestern, Radiologie-Technologen, usw.) arbeiten, oft nicht ganz einfach, das Fußballspielen mit der Arbeit unter einen Hut zu bringen. Sie müssen oft Dienste tauschen, damit sie bei den Spielen dabei sein können. Dass sich da und dort einmal ein Training nicht ausgeht. ist natürlich auch verständlich“.
Kannst Du Dir vorstellen, später als Cheftrainerin zu arbeiten?
„Das kann ich aus jetziger Sicht noch nicht sagen. Aber vielleicht kommt das Interesse einmal“.
Deine größte Erfolge mit dem Team, Klassenzugehörigkeit in der 2. Liga-Mitte, Vizemeistertitel, Turniersiege in Lembach….?
„Ich habe in der 2. Frauen Bundesliga (früher: 2. Liga-Mitte) gespielt. Das letzte Cup- Finale gegen den LASK 2022 in St. Oswald bei Freistadt unter Trainerin Paula Kern gehörte sicher auch zu den Highlights der letzten Jahre“.
Egal, ob in Angriff oder Abwehr , Dein Einsatz war immer vorbildlich, wurdest Du nie von Verletzungen geplagt?
„Von gröberen Verletzungen wurde ich bisher nicht geplagt, darum kann ich wahrscheinlich heute noch schmerzfrei spielen“.
Du kennst das gesamte Spektrum: Landesliga, LT1- O.Ö. Liga, 2. Liga Mitte (Vorgängerin der 2. Frauen-Bundesliga), was sind die gravierendsten Verbesserungen der letzten 20 Jahre?
„Ich glaube, dass in den letzten 20Jahren der Frauenfußball einen immer höheren Stellenwert bekommen hat. Deshalb trauen sich auch immer mehr Mannschaften, eine Frauenmannschaft zu gründen. Ein weiterer Grund ist sicher auch, dass früher Mädels erst relativ spät zum Fußball spielen begonnen haben. Ich habe auch erst mit 12 Jahren zum Spielen angefangen. Heute beginnen sie oft schon genau so bald wie die Jungs oder spielen sogar bei den Jungs im Nachwuchs mit. Dadurch steigt natürlich auch die Qualität im Frauenfußball.
Wie sehr wirkt sich bei Euch das Sponsoring durch die Fa. Oberaigner aus?
„Eine direkte Auswirkung auf den Frauenfußball hat es nicht. Die Fa. Oberaigner unterstützt den gesamten Fußball der Union Nebelberg mit ihrem Sponsoring“.
Nervt Dich der Vergleich mit Männerfußball in manchen Medien?
„Ich finde das Vergleichen nicht gut. Frauenfußball ist Frauenfußball und Männerfußball ist Männerfußball. Wichtig wäre nur der Respekt“.
Deine sportlichen Leistungen verdienen hohe Anerkennung, ich danke Dir für das ehrliche Statement und wünsche Dir und Deinem Team noch recht viele Erfolge!
Helmut Pichler