2021 war Sarah Lackner mit 4 Toren in 2 Spielen gegen den SV Wernberg entscheidend beteiligt am Aufstieg des damaligen SV Krenglbach in die 2. Frauen-Bundesliga. Am vergangenen Samstag hatte die Ausnahme-Fußballerin wieder ihre Füße in der Relegation „im Spiel“, diesmal allerdings auf der Gegenseite; das Ligaportal sprach mit der „Regisseurin“ aus Bad Goisern:
Ligaportal: Sarah, herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg in die 2. Bundesliga, dort hast Du ja auch schon mit dem SV Krenglbach die Saison 2022/23 bestritten?
„Danke für den Glückwunsch, die Situation ist wegen anderer Spielerinnen und geänderter Rahmenbedingungen diesmal anders und doch wieder auch vergleichbar“.
Der Name: „SV Hirter Kraig“ ist mir noch nicht so geläufig, seid Ihr die Nachfolgerinnen des SC St. Veit, der im Vorjahr in der Relegation gegen den GAK und Ottenheim verlor?
„Wir sind im Vorjahr als Damenteam geschlossen vom SC St. Veit zum SV Kraig gewechselt, wurden dort vom Verein sehr gut aufgenommen und freuen uns, dass auch das Männerteam voll hinter uns steht. Kraig ist eine Ortschaft mit ca. 450 Einwohnern in der Gemeinde Frauenstein, Bezirk St. Veit/Glan.“
Mit welchen Erwartungen bist Du in das Spiel SV Hirter Kraig gegen die SPG Wallern/Krenglbach gegangen und wie hast Du das Spiel dann tatsächlich erlebt?
„Ehrlich, mit völlig gemischten Gefühlen: einerseits bin ich wieder auf Freundinnen und gute Bekannte getroffen aus meiner Zeit in Krenglbach, anderseits waren wir total fokussiert auf das Spiel, wir wollten gewinnen und dann aufsteigen. Für 90 Minuten muss man dann die persönliche Beziehung ausblenden. Nach dem Auswärtssieg im 1. Relegationsspiel habe ich die SPG als stärkeren Gegner eingeschätzt- und das mag jetzt komisch klingen, es war dann f a s t „leichter“, als ich es mir vorgestellt habe“.
Wenn ich nicht irre, haben die TV-Bilder gezeigt, wie Du nach dem Schlusspfiff in die Knie gegangen bist, weil für Dich ein Traum in Erfüllung ging?
„Das war nicht aus Rührung (schmunzelt), sondern, weil ich einfach total erschöpft und leer war. Trotz des späteren Beginns hatte es noch 28 Grad, dem intensiven Spiel musste ich Tribut zollen und dazu kam neben der Anstrengung natürlich auch die Erleichterung, es geschafft zu haben“.
Verstehst Du die heftige Kritik der Gäste aus Oberösterreich über deren angebliche Abseits-Tore, warst Du in der Nähe?
„Dazu muss man schon auch berücksichtigen, dass wir etwa nach 20 Minuten bei 0:0 eine sehr unübersichtliche Situation im Torraum der Gäste hatten, wo mir meine Mitspielerin erzählte, dass der Ball schon hinter der Linie lag, da sei sie sich zu 100 % sicher, das wäre das 1:0 für uns gewesen. Ich war bei den anderen Szenen nicht in der Nähe, denke aber auch, es geht in Richtung Spekulation, wenn im Nachhinein jetzt über „wäre“ und „hätte“ diskutiert wird.
Wir hatten ein Schiedsrichtertrio, das entschieden hat, darauf müssen wir uns verlassen, also sollten wir es dabei belassen, als Spielerin hat man ohnehin keinen Einfluss darauf. Es war sehr bitter für die SPG Wallern/Krenglbach, sie waren alle sehr traurig, das kann ich aber gut verstehen.“
Du hast ja jetzt beide Teams erlebt, wo würdest Du die größten Unterschiede sehen, was zeichnet sie aus?
„Wenn ich das aufgrund dieses Spiels beurteile, würde ich sagen, dass wir den Sieg mehr wollten. Unser Team zeichnet ein unbändiger Kampfgeist aus, wir leisten immens große Laufarbeit und unsere Philosophie ist es, jeden verlorenen Ball möglichst schnell wieder zurückzuerobern".
Für mich war bezeichnend, dass Michelle Terkl vor ihrem 2. Treffer den Ball schon verloren hatte, ihn aber zurückholte und dann einschoss?
„Ja, das meine ich, wobei die 19- jährige ohnedies für mich eine Ausnahmespielerin ist. Sie macht in 95 % der Situationen instinktiv das richtige, gibt nie auf, ich finde, jede Abwehrspielerin hat deshalb mit ihr große Probleme. Ich verstehe mich mit ihr gut, beim Match haben wir sogar fast „blindes Verständnis“!
Du agierst nicht mehr an vorderster Front und „managst“ eher die Sturmspitze?
„Ja, ich muss jetzt „hinten“ spielen (schmunzelt wieder), aber im Ernst: meine Aufgabe liegt eher, aus der Etappe für Pässe zu sorgen, trotzdem sind mir in beiden Saisonen noch die zweitmeisten Tore gelungen!“
Mir fiel bei Eurer Torhüterin Hannah Madrian auf, dass sie nicht lautstark ihre Abwehr dirigiert?
„Ja, Hannah ist eher introvertiert, macht aber ihre Sache ausgezeichnet, auf sie ist 100 % ig Verlass und ist ein ganz starker Rückhalt für uns.“
Ihr habt in Kärnten das „Double“ aus Meisterschaft und Pokal geholt und mit 2 Siegen in der Relegation den Aufstieg optimal gemeistert, da ist ja keine Steigerung mehr möglich?
„Der Aufstieg war jetzt das I- Tüpfelchen, aber jetzt stehen wir vor einer neuen Herausforderung in der höheren Liga, mit neuen Zielen!"
Die „Derbies“ mit den Carinthians LIWODRUCK Hornets sorgen wahrscheinlich jetzt schon für große Vorfreude bei Euch, oder?
„Die Mehrzahl der Spielerinnen kommt ja vom Landesliga-Team SK Austria Klagenfurt, die durch einige Spielerinnen der Carinthians Hornets ergänzt werden, wir kennen diese Mannschaft gut und natürlich wollen wir gerade diese Derbies gewinnen, klar“.
Wie stehst Du überhaupt zum Trend, dass immer mehr Frauenteams bei Männer-Bundesligisten integriert werden du damit „reine“ Frauen-Mannschaften ins Hintertreffen geraten?
„Ich finde das gut, dass die Frauenteams Unterstützung erhalten, ist wichtig, aber zur sportlichen „Unterlegenheit“, die Du ansprichst, habe ich eine andere Ansicht. „Dorf-Mannschaften“ wie wir, können gegen die Favoriten ohne Druck antrete, mutig drauf los spielen, wir haben ja nichts zu verlieren, im Gegensatz zum „Krösus“. Indem wir den Zusammenhalt noch enger gestalten und den Teamgeist intensivieren, können wir als „Außenseiter“ nur positiv überraschen, von uns erwartet dann ja keiner den unbedingten Erfolg, wer verkrampft, hat`s schwerer.“
Gibt es in Eurem Team auch die eine oder andere Spielerin ohne Beruf?
„Nein, quer durch den Garten sind Polizistinnen, Krankenschwestern, Physiotherapeutinnen, Handelsangestellte, Studentinnen usw. im Kader zu finden, jedenfalls kein "Halb-oder Voll-Profi!“
Und wie meisterst Du den Spagat zwischen Oberösterreich und Kärnten?
„Ich arbeite nach wie vor als Innenarchitektin für eine Firma in Oberösterreich, viel im Homeoffice und trainiere und spiele in Kärnten.“
Erwartet Ihr Euch Verstärkungen für die zweithöchste Spielklasse Österreichs?
„Dafür sind bei uns andere Personen im Verein zuständig, die ich in dieser hektischen Übertrittszeit nicht beneide, ich selbst genieße jetzt eine Pause, denn zuletzt war es stressig genug!“
Ich bedanke mich herzlich für das ausgiebige Gespräch und wünsche Dir, dass sich Deine und Eure Vorhaben für die neue Saison so realisieren lassen, wie Ihr Euch das erhofft!
Helmut Pichler