Frauen in OÖ

Mit 9:0 begann und endete Oberösterreichs U14-Erfolgsserie

Mit 9:0 überrollte Oberösterreichs U14-Mädchenteam am Donnerstagnachmittag in Steyr-Gleink die Auswahl des Burgenlandes. Einen Viererpack steuerte Lisa Kolb (Vöcklabrucker SC) bei und krönte sich damit auch mit 14 Toren aus acht Spielen vor Sarah Schwaninger (Tirol, 12) und Eileen Campbell (Vorarlberg, 12) zur Torschützenkönigin des  Bewerbs. Die weiteren Tore für Oberösterreich erzielten Schasching, Wenger, Mittermair, Mair und Hauser. In der Endtabelle gewann Oberösterreich mit 22 Punkten vor Kärnten (18/+11) und Niederösterreich (18,+ 7). In der ersten Runde siegte Oberösterreich in Vorarlberg mit 9:0, gestern schloss sich der Erfolgskreis mit demselben Resultat.

 

Oberösterreich trat mit folgendem Team an: Andrea Gurtner; Annabel Schasching, Nicole Beneder, Laura Kainberger, Kapitänin Jana Kofler, Luna Froschauer, Claudia Wenger, Linda Mittermair, Sabrina Mair, Lisa Kolb, Franka Hauser; Ersatztorhüterin Sarah Pum, Paula Gaugl, Lisa Maria Steiner, Carina Sonnleitner, Christina Fuchs.

Helmut Pichler unterhielt sich mit dem scheidenden Erfolgstrainer, Dipl. Päd. Martin Stimmer, exklusiv für Ligaportal, über den großartigen Erfolg, die Zusammenarbeit mit dem Verband, Vereinen, Landesausbildungszentren, die Stellung Oberösterreichs im Mädchen-Nachwuchsfußball…..

 

Herr Stimmer, herzliche Gratulation zu diesem großartigen Erfolg, wie kam es zu diesem ersten Bundestitel für Oberösterreich seit 1998?

"Danke für den Glückwunsch! Wie bei jedem herausragendem Ergebnis haben sich mehrere Erfolgsfaktoren gemischt: Qualität der Mannschaft, herausragende Einzelspielerinnen, tolle Ausbildung in den LAZ, ein grandioser Teamspirit! Schließlich waren mit den Auswahlen von Niederösterreich, Kärnten, der Steiermark und Tirol Mannschaften am Werk, die sehr guten Fußball spielten und uns dementsprechend gefordert haben. Im Frühjahr haben wir uns aber noch einmal steigern können".

In acht Spielen gab es sieben Siege und ein Remis, gab es dabei besondere Schlüsselspiele?

"Ja, dass wir auswärts gegen Angstgegner Tirol nach einem 0:2-Rückstand noch 3:2 gewinnen konnten, wobei Kapitänin Jana Kofler auf der Linie auch noch das 0:3 verhinderte und das 2:1 in Niederösterreich, wobei wir einen 0:1-Rückstand umdrehen konnten".

Das ist nur mit außergewöhnlicher Moral möglich?

"Ein Beispiel für die Einstellung? Vor jedem Spiel haben sich die Spielerinnen auf den Unterarm geschrieben: „120 %“ und so haben sie auch gespielt und gekämpft. Wenn ich daran denke, wie von dieser Klassemannschaft schon von hinten das Spiel aufgebaut wurde, gerate ich ins Schwärmen, das war Fußball vom Feinsten".

Ist dieser Erfolg zu wiederholen, wie geht es mit der Auswahl weiter?

"Meiner Ansicht nach haben sich in dieser Auswahl viele sehr gute Spielerinnen zusammengefunden, eine Ausnahmesituation war gegeben. Wir wurden ohne Niederlage Bundesmeister, stellen mit Lisa Kolb die Torschützenkönigin, schossen mit 33 Treffern die meisten Tore, erhielten nur sieben Gegentreffer…..; aber diese Superlative sind für die Zukunft kein Maßstab, keine Messlatte. Unter meinem Nachfolger, Wolfgang Wagenleitner, dem früher erfolgreichen U16-Trainer Oberösterreichs, wird eine neue Mannschaft aufgebaut. Am  10. und 17. Juni finden jeweils um 18:30 Uhr auf der Verbandsanlage des OÖFV in Linz die nächsten Sichtungslehrgänge statt. Um das große Talent Annabel Schasching vom LAZ Ried, die bei Union St. Aegidi spielt, wird Wolfgang aber sicher wieder ein gutes Team formen können".

Wie oft standen Ihnen die Spielerinnen zur Verfügung?

"Dank des großen Entgegenkommens des OÖFV häufiger als in irgendeinem anderen Bundesland, nämlich drei Mal vor den Spielen. Zu den ersten beiden Trainings wurden alle Spielerinnen eingeladen, die in Frage kommen, zum Abschlusstraining kam nur mehr der tatsächliche 16-er Kader".

Wie war es um die Zusammenarbeit mit dem O.Ö. Fußballverband, den Landesverbands-Ausbildungszentren und den Vereinen bestellt?

"Nochmal, ausgezeichnet mit dem OÖFV, der uns große Wertschätzung entgegengebracht hat; mit den LAZ Linz, Wels, Ried, Steyr hervorragend, nur in den Vorstufen der LAZ besteht z.B. Aufholbedarf bei der Aufnahme von talentierten Mädchen. Mit den Vereinen war die Zusammenarbeit völlig unterschiedlich, sehr oft ist auch der Kontakt mit den Eltern ausschlaggebend, weil ja auch Entfernungen zu bewältigen sind. Regional bestehen sehr große Unterschiede, aus dem Zentralraum, dem Mühlviertel und Innviertel kommen etliche Aspirantinnen, aus dem Salzkammergut hat sich bisher nur Lisa Kolb durchgesetzt".

Welche Helfer haben Sie unterstützt?

"Ganz toll konnte ich mit den Co-Trainern Thomas Leopoltseder, Jan Kollmann und Torfrautrainer Wolfgang Zeilinger zusammenarbeiten und möchte mich bei ihnen auch auf diesem Weg ganz herzlich bedanken"!

Vier Ihrer Schützlinge - Lisa Kolb, Linda Mittermair, Claudia Wenger und Jana Kofler - wurden für die Frauenakademie in St. Pölten für würdig befunden, ein großer Erfolg?

"Ganz sicher, denn man muss bedenken, dass nur zehn Spielerinnen aus ganz Österreich aufgenommen werden. Noch nicht sicher ist, ob nicht auch noch Andrea Gurtner von Union Geretsberg die Aufnahme schafft".

Ist nicht der Weg der St. Pölten-Absolventinnen in die ÖFB-Nachwuchsteams schon vorgezeichnet?

"Sicherlich, wie schon derzeit an den zahlreichen Teamberufungen für die Kleinmünchnerinnen, Kathi Mayr (Garsten)… usw. abzulesen ist. Kleinmünchens Gerald Reindl fördert meiner Ansicht nach großartig die Talente, er gibt ihnen die Chancen, sich zu entwickeln und zu bewähren, ohne sie zu überfordern".

Wie wertvoll ist die UNIQA-Mädchenfußball-Liga?

"Ich finde es super, dass dieser Bewerb durchgeführt wird. Karl Römer hat darauf ein wachsames Auge, als Trainer des Auswahlteams richten wir unser Hauptaugenmerk natürlich auf die Sichtungslehrgänge".

Ihr Credo vom Frauenfußball?

"Nach 20 Jahren im Trainergeschäft, davon auch höherklassig, und einigen Jahren mit den Mädchenteams habe ich sehr gute Erfahrungen mit den Mädels gemacht. Sie gehen enthusiastischer an ihre Aufgabe heran und beschäftigen sich intensiver mit dem Fußball. Vielleicht liegt der Grund in der geringeren Wertschätzung, die sie erfahren, in der geringeren Anerkennung. Wer es aber schafft, sie mit menschlichen und fachlichen Qualitäten zu überzeugen, dem geben sie sehr viel zurück. Ich möchte diese Zeit keinesfalls missen".

Ihr persönlich größter Wunsch?

"Der OÖFV möge weiterhin seine maximale Unstertützung der U14-Auswahl aufrechterhalten und manche LAZ-Vorstufen mögen noch offener an die Aufnahme von talentierten Mädchen herangehen. Fußball-Mädchen sollen völlig objektiv nur nach ihrer Leistungsstärke beurteilt werden und ihnen auch mehr zugetraut werden. Am meisten aber freue ich mich, wenn die Mädchen in den gemischten Teams der Vereine bei selber Leistung dieselbe Wertschätzung erfahren wie die Burschen“.

Vielen herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch und ganz viel Glück für Ihre Zukunft!