Die Verantwortlichen der Union Wolfern rund um Sektionsleiter Josef Angerer und Trainer Dietmar Postlmair dürften nach der mageren Rückserie 2014/15 - mit lediglich sieben Zählern war man im Frühjahr das zweitschwächste Team - die Lehren gezogen haben. So wurde der kleine Kader gezielt verstärkt und auch in der Funktionärsstruktur wird umgebaut. Bereits am 16.Juni lud Coach Postlmair seine Schützlinge zum Trainingsauftakt und konnte sich über einige neue Spielerinnen und ein bekanntes Gesicht freuen.
Verletzungsmisere dezimiert Kader
War man im vergangenen Herbst noch das Überraschungsteam der 2. Liga, als man zwischenzeitlich sogar die Tabellenführung übernommen hatte, folgte spätestens im Frühjahr die harte Bauchlandung. Nur der nicht konkurrenzfähige Tabellenletzte aus Lustenau war in der Rückrunden-Tabelle hinter der Postlmair-Elf. Von Rang drei stürzte man bis auf den siebenten Platz ab, ehe man am Ende noch den sechsten Rang erreichen konnte. Eine wesentliche Rolle hierfür hatten die Verantwortlichen bereits frühzeitig erkannt: Die Verletzungsmisere, die den Kader zunehmend ausdünnen ließ. So fielen im Laufe der Rückrunde Selina Angerer mit Kreuzbandriss, Neslihan Karacam (Seitenband-Sprunggelenk) und Saskia Mai (Seitenband-Knie) gleich drei Stammkräfte langfristig aus. Zudem verlor das Team in der Winterpause mit Helene Winkelmayr eine weitere Stammspielerin, die auf Grund des Studiums nicht mehr zur Verfügung stand. Es folgten Mißerfolge, Formlöcher und eine Abwärtsspirale begann sich zu drehen, die erst zum Saisonende durch die konsequente Arbeit von Mannschaft und Trainer durchbrochen werden konnte.
Auflösung der Spielgemeinschaft mit Haidershofen
Um präventiv darauf vorbereitet zu sein, trafen die Verantwortlichen weitreichende Entscheidungen. So wurde die Spielgemeinschaft mit Haidershofen in beidseitigem Einvernehmen aufgelöst um die bestehenden Ressourcen zur Gänze auf das Zweitligateam zu konzentrieren. Zeitgleich hat der ASV Haidershofen innerhalb des vergangenen Jahres die Basis geschaffen, in der kommenden Saison in der Landesliga selbständig mit einem breiten Kader anzutreten und den Frauenfußball in Haidershofen auch perspektivisch zu sichern. Aus der Spielgemeinschaft kehrt mit Julia Hartmann eine lang ersehnte Defensivspielerin zurück, die in der abgelaufenen Saison Stammspielerin war - zuerst hinter den Spitzen, später in der Viererkette. Nach einer Spielzeit als Stammkraft und ohne groben Verletzungen kommt die Allrounderin im Defensivbereich gestärkt nach Wolfern zurück.
Intensivierung der Nachwuchsarbeit
Die Nachwuchsarbeit und die Zusammenarbeit mit den regionalen Vereinen wird weiter intensiviert. Dadurch erwarten sich die Verantwortlichen bereits frühzeitig die Möglichkeit, junge Talente zielgerichtet fördern zu können. Als ersten Schritt konnte mit Jasmina Dizdarevic eine vielversprechende Nachwuchshoffnung vom ATSV Steyr leihweise verpflichtet werden. Im Nachwuchs wurde die 14-Jährige vornehmlich in der Abwehr bzw. im Mittelfeld eingesetzt. Zudem stößt auch Sadina Tiro zu den Wolferner "Bienen", die ebenfalls aus dem Bestreben, regionale Talente in Wolfern eine Plattform zu bieten, entsprang. Die bald 15-jährige kommt vom ATSV Stein und spielte im Nachwuchs sowohl im Tor, als auch im Defensivbereich als Feldspielerin. Zuvor war sie bereits bei Amateure Steyr im Nachwuchs aktiv.
Schausberger-Schwestern suchen neue Herausforderung
Ebenfalls vornehmlich defensiv agieren die beiden Neuverpflichtungen vom UFC Ternberg. Theresa Schausberger bringt die Erfahrung von 166 Ligaspielen (26 Tore) mit und verpasste in der vergangenen Saison in der Frauenklasse keine einzige Spielminute. Ebenfalls ein Dauerbrenner ist die jüngere Schwester von Theresa, Hannah Schausberger. Das 15-jährige Defensivtalent verpasste insgesamt nur neun Minuten, bestritt aber neben 20 Partien in der Frauen-Kampfmannschaft noch insgesamt elf Spiele im Nachwuchs. Insgesamt kommt auch sie auf 166 Einsätze (fünf Tore), davon 146 in diversen Jugend-Teams. Beide talentierte Ternberger Eigengewächse suchen in Wolfern eine neue Herausforderung, die ihren Fähigkeiten bestens entspricht. Trainer Dietmar Postlmair war nach den ersten Trainingseinheiten sehr angetan von seinen neuen Spielerinnen.
Neue Torfrau
Auch auf der Torhüter-Position schüren die Wolferner Verantwortlichen den Konkurrenzkampf. So verpflichteten sie mit Bilia Jankova eine aktuelle bulgarische Nationalspielerin vom LSC Linz. Die 27-jährige Linzerin wird sich mit Stammkeeperin Barbara Darmann einen interessanten Fight um die Nr. eins im Wolferner Kasten liefern. Bereits die ersten Trainingseinheiten bewiesen den unbändigen Ehrgeiz beider Keeperinnen. Jankova verbrachte insgesamt sieben Jahre beim LSC Linz bzw. bei den LASK Ladies, ehe sie im letzten Sommer nach Bulgarien zu Spartak Varna wechselte, sich ins Blickfeld der Nationalmannschaft spielte und plangemäß in der Winterpause zum LSC Linz zurückkehrte, wo sie im Frühjahr durch eine Verletzung gebremst wurde und daher nur zu zwei Einsätzen in dieser Saison kam, wobei sie mit insgesamt 192 Partien entsprechende Routine zu den "Bienen" mitbringt.
Stürmerin Kaltenböck soll für die nötigen Tore sorgen
Ebenfalls vom LSC Linz schloss sich die hochveranlagte Angreiferin Carina Kaltenböck den Wolfernerinnen an. Auf ihrer Visitenkarte stehen nicht weniger als 73 Treffer (davon 21 im Nachwuchsbereich) bei 202 Spielen (65 im Nachwuchs) zu Buche. Seit 2003 befindet sich die Offensivspielerin auf Torejagd, zuerst bei ASKÖ Kematen und seit 2007 für den LSC Linz. Nun verstärkt sie die Wolferner Frauen. Bereits in den ersten Trainingseinheiten wusste Carina Kaltenböck zu gefallen und harmonierte prompt mit den neuen Teamkameradinnen im Offensivbereich der "Bienen".
Kirchweger-Kollingbaum verstärkt die Offensive
Nur wenige Tage später konnten Wolferns Verantwortliche auch noch eine weitere Neuverpflichtung vom LSC präsentieren: Tamara Kirchweger-Kollingbaum, die den Wolferner Damen noch bestens bekannt ist aus dem letzten Duell gegen die SG Haidershofen/Wolfern II, wo sie beim 3:1-Erfolg des LSC zweimal erfolgreich war, verstärkt ebenfalls die "Bienen" im Offensivbereich. Von 2004 bis 2008 war die 21-jährige offensive Mittelfeldspielerin, die in der vergangenen Saison mehrmals im Sturmzentrum zum Einsatz kam, beim ASKÖ Leonding aktiv, ehe sie zum LSC Linz wechselte. Auch Tamara Kirchweger-Kollingbaum verfügt über reichlich Erfahrung (113 Spiele, davon 15 im Nachwuchs) und wird erst nach überstandener Verletzung (Muskelbündelriss im Oberschenkel) ins Training einsteigen.
Kadererweiterung trotz vier Abgängen
Mit Julia Hartmann, Jasmina Dizdarevic, Sadina Tiro, Theresa und Hannah Schausberger, Bilia Jankova, Carina Kaltenböck sowie Tamara Kirchweger-Kollingbaum erhöht man nicht nur die Dichte im Kader, der durch die Abgänge von Anita Unterholzer, Ute Leimer, Lisa Benedikt und Selina Angerer (alle Karriereende) zunehmend geschwächt wurde, sondern jede einzelne Spielerin bringt entsprechende Qualität mit, die die Wolferner Damen in der 2. Liga benötigen. Vor allem den jungen Spielerinnen räumt Trainer Postlmair entsprechende Eingewöhnungszeit ein, war aber bereits in den ersten Einheiten über deren fortgeschrittenen Fähigkeiten positiv überrascht. Mit dem Kader, zu dem auch mit Saskia Mai und Karina Schneiber zwei Leihspielerinnen aus dem Winter fest verpflichtet wurden, sehen sich die Verantwortlichen gut gerüstet, um an die Leistungen des vergangenen Herbstes anknüpfen zu können.
Foto von links: Hannah Schausberger, Theresa Schausberger, Carina
Kaltenböck, Bilia Jankova, Jasmina Dizdarevic, Sadina Tiro
Stehend: Trainer Dietmar Postlmair
nicht im Bild: Tamara Kirchweger-Kollingbaum
Foto: Jürgen Tröscher