Frauen in OÖ

Talent nach Kreuzbandriss im Aufbautraining

Am 31. März knickten in der 26. Minute beim U19-EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland in Anger (3:3)  nicht nur Österreichs Hoffnungen  auf den Gruppensieg, sondern auch der steile Aufstieg der Steirerin  Sarah Puntigam beim FC Bayern München. Die 18- jährige Offensivspielerin hatte in der zehnten Minute das 2:0 für Österreich erzielt  und erlitt wenig später nach  einem fatalen Fehltritt in den Rasen  einen Kreuzbandriss im linken Knie sowie einen Meniskuseinriss. Dr. Helmut Pichler sprach mit der ÖFB-Internationalen drei Monate nach dem Unfall über ihre aktuelle Situation und ihre Pläne.

Sarah, ihr Leidensweg im Schnelldurchlauf?
"Eine Woche nach der schweren Verletzung wurde ich operiert und konnte mich anschließend sechs Wochen nur auf Krücken fortbewegen. Erst ab der 16. Woche, immer gerechnet nach der OP, darf ich mit dem Laufen beginnen, derzeit bin ich aber schon froh, ohne Gehhilfen voranzukommen."

Und wie wird ihr Fortkommen von den medizinischen Fachleuten beurteilt?
"Der Heilungsverlauf wird von den Experten als optimal bezeichnet, worüber ich sehr glücklich bin. Allerdings übermannt mich manchmal die Ungeduld, und so werde ich immer wieder eingebremst von Ärzten und Physiotherapeuten, weil ich ja erst in der 13. Woche bin."

Wie müssen wir uns den Tagesablauf vorstellen?
"Nach dem Dreiklang - Training-Lernen-Training. Training bedeutet jeden Tag drei Stunden im REHA-Zentrum mit Muskelaufbau, Krafttraining usw."

War dieser unglückliche Fehltritt in den Rasen ein Schock für sie?
"Zuerst ja, aber Ernst Weber, der uns allen so fehlt, hat mich damals sofort getröstet und mir seine ganze Hilfe angeboten. Sein Tod ist für mich noch immer nicht richtig zu akzeptieren."

In rund sieben Wochen startet Bayern München in die deutsche Frauen-Bundesliga, einen Monat später startet Österreich in die EM-Qualifikation gegen Tschechien. Schmieden sie schon Pläne für den FC Bayern und die Nationelf?
"Nein, zwar lief es beim FC Bayern damals sehr gut (Anm.: 16 Spiele in der Meisterschaft und im Cup am Stück), aber ich muß, wie schon gesagt, Geduld aufbringen. Ursprünglich wurde mir ab der Operation eine Verletzungspause von sechs bis acht Monaten prognostiziert, ich mache mir aber keinen Druck. Der neue Teamchef, Herr Thalhammer, hat sich auch schon nach meinem Befinden erkundigt, auch ihm habe ich dasselbe geantwortet."

Der zweite Teil der „Tagestrilogie“ befasste sich mit dem Punkt „Lernen“, höre ich bei unserem Gespräch auch eine geänderte Mundart bei der gebürtigen Steierin heraus?
"Letzte Woche war ich daheim bei meinen Eltern und habe gedacht, einige steirische Akzente wären da noch übriggeblieben. Im Ernst, ja, auch die Ausdrucksweise ändert sich etwas, aber ich war ja eigentlich wegen meiner Prüfungen in Graz. In München betreibe ich ein Fernstudium mit dem Ziel, nächstes Jahr die Matura abzulegen. Alle Prüfungen kann ich am BORG Monsbergergasse in Graz ablegen. In einer Leistungssportklasse bietet dieses Gymnasium dieses spezielle Service für Einzelsportler an. Auch Meister Sturm Graz kooperiert mit dieser Schule."

In München wohnen sie in einer WG mit Nadine Prohaska und mit wem noch  zusammen?
"Durch Neuzugang Sarah Romert vom FC Memmingen werden wir nach dem Wegzug von Virginia Kirchberger nach Cloppenburg wieder zum Trio."

Die „Östereicherinnen- Filiale" wurde also geschwächt?
"Nein, mit Carina Wenniger, „Viki“ Schnaderbeck, Nadine Prohaska, Laura Feiersinger und mir sind wir immer noch ein Quintett  und wissen uns schon zu behaupten."

Inwieweit wurden sie auch schon vom "Frauen-WM-Bazillus" infiziert, wem wünsche sie den Titel?
"In der letzten Woche habe ich nur für Prüfungen gebüffelt und deshalb nur  Zusammenfassungen gesehen. Ab dieser Woche wird mein TV-Konsum intensiver und ich hoffe schon, das Deutschland Weltmeister wird. Denn dann steigt  hoffentlich auch das Publikumsinteresse an der Bundesliga."

Dann danke ich ihnen für ihre kostbare Zeit und wünsche ihnen ganz viel Glück bei den zukünftigen Unternehmungen!


Dr. Helmut Pichler