Gemeinsam mit den beiden Garsten-Stürmerinnen Simone Bauer und Karin Schwaiger zählte sie mehr als ein Jahrzehnt zu den erfolgreichsten Stürmerinnen Oberösterreichs - SV Taufkirchen/Pram-Fußballerinnen-„Ikone“Dagmar Leiner. Nach wenigen Monaten beim FC Wels landete die Torjägern beim FC Volksbank Altmünster in der OÖ Frauenklasse Ost. Exklusiv für unterhaus.at unterhielt sich Helmut Pichler mit der Goalgetterin.
Frau Leiner, Sie waren jahrelang eine der torgefährlichsten Stürmerinnen in der OÖ Landesliga, Pardon, der OÖ Frauenliga. Wenn ich richtig gerechnet habe, sind Ihnen seit dem Jahr 2000 für den SV Taufkirchen unfassbare 170 Tore in der Meisterschaft (noch ohne die Saisonen 2001/02 und 02/03) gelungen, sodass mit den Cuptreffern mehr als 250 Tore für die Pramtalerinnen zu Buche stehen, warum der Wechsel zum FCA?
"Ich kenne das Team des FC Altmünster bereits seit mehreren Jahren aus den Begegnungen in der OÖ Frauenliga. Im Sommer letzten Jahres habe ich meinen ehemaligen Verein Taufkirchen verlassen und das Angebot des FC Wels angenommen. Daneben habe ich jedoch Trainerin Chrisabel Prischl in Altmünster, soweit es für mich möglich war, unterstützt und dabei die Mannschaft besser kennenlernen können. Persönliche Gründe, darunter vor allem die große Distanz, die ich von Salzburg nach Wels zurücklegen musste und die auf Dauer einfach zu anstrengend wurde, führten zu der Entscheidung, den FC Wels wieder zu verlassen. Da ich in Altmünster in der Zwischenzeit bereits guten Anschluss gefunden habe und ich zudem mit Chrisabel die Strecke von Salzburg nach Altmünster gemeinsam zurücklegen kann, was uns beide sehr entlastet, entschied ich mich für diesen Weg. Weiters habe ich in den letzten Monaten gesehen, dass das noch sehr junge Team von Altmünster sehr viel Potential birgt und die Mädels das Herz einfach am rechten Fleck haben, was für mich die wichtigste Basis für ein funktionierendes Team ist. Ich hoffe natürlich auch, dass ich meine in den vergangenen Jahren gesammelte sportliche Erfahrung mit einbringen kann und freue mich sehr auf die kommende, gemeinsame Zeit."
Würden Sie sich gegen die Bezeichnung „Abstieg“ ins Hinterhaus wehren? Anders gefragt: Steht jetzt Teamgeist vor persönlichem Erfolg?
"Mein Wechsel zum FC Altmünster wirkt für viele auf den ersten Blick als „Rückschritt“ bzw. „Abstieg“, da zwischen meinem ehemaligen und meinem zukünftigen Team immerhin zwei Spielklassen liegen. Ich sehe das Ganze jedoch in keinster Weise als Abstieg. Persönlicher Erfolg ist mit Sicherheit für jeden Sportler von Bedeutung, noch wichtiger jedoch waren für mich seit jeher Werte wie Loyalität, Kameradschaft, Respekt und natürlich Teamgeist. Im Laufe meiner langen Jahre beim SV Taufkirchen gingen gerade diese Dinge Schritt für Schritt verloren, wodurch es im letzten Jahr auch zum endgültigen Bruch kam. Mir wurde klar, dass persönlicher Erfolg alleine auf Dauer für mich keine Früchte trägt. In einem Team muss es in erster Linie auf menschlicher Ebene sehr gut passen. Für mich war der Abgang von meinem langjährigen Verein im Sommer zuerst zum FC Wels und nun zum FC Altmünster in jedem Fall ein „menschlicher Aufstieg“ und das ist für mich zugleich die beste Voraussetzung für eine positive, sportliche Zukunft."
Die sportlichen Ziele des Trainerinnnen-Duos Prischl-Leiner? Meistertitel kurz-lang-mittelfristig?
"Natürlich ist der Meistertitel ein klares Ziel. Durch den vierten Platz in der Herbstsaison bzw. die sieben Punkte Rückstand auf Tabellenführer Windischgarsten wird dieses Ziel jedoch im Frühjahr nur sehr schwer zu erreichen sein, wenn auch nicht unmöglich. Wichtig ist es jedoch vor allem, dass wir im zweiten Durchgang dieser Saison wieder engagiert und motiviert in jedes Spiel gehen und auf Sieg spielen. Die Mädels sind ein wirkliches Kämpferteam und können, auch wenn die Resultate der Herbstsaison einen anderen Eindruck vermitteln, dennoch jeden Gegner in dieser Liga besiegen und ich denke, dass wir auf jeden Fall vorne mitspielen können. Aber wir werden den Ball flach halten und vor allem den Teamgeist hoch halten. Langfristiges Ziel wäre natürlich der Aufstieg sowie ein Bestehen in der nächsthöheren Spielklasse, der OÖ Frauenliga."
Ihre Meinung zum Niveau des Frauenfußballs in Oberösterreich, worauf sind die doch deutlichen Unterschiede zurückzuführen?
"Ich denke, dass die deutlichen Niveauunterschiede in erster Linie auf die Unterstützung und Arbeit des jeweiligen Vereins zurückzuführen sind. Es gibt zwar sehr viele Vereine mit einem eigenen Frauenteam, doch die Förderung desselben lässt leider oft sehr zu wünschen übrig. Talente werden oft nicht erkannt bzw. häufig werden ihnen vom eigenen Verein die Türen versperrt. Auch finanzielle Unterstützung, die ebenso nicht unwesentlich für den weiteren Werdegang eines Teams ist, ist oft nur minimal vorhanden. So wird oft auch starken Teams der Aufstieg verwehrt, weil der Verein sich diesen nicht leisten kann oder will. Und somit spielen häufig Teams, die das Zeug für eine höhere Spielklasse hätten, in einer unteren Liga mit. Zudem wird auch in sehr vielen Vereinen kaum Nachwuchsarbeit betrieben. Es fehlt einfach an vielen Ecken die notwendige Unterstützung."
Bitte, skizzieren Sie die bisherigen sportlichen Eckpfeiler Ihrer Karriere - Meistertitel, Cupsiege, Torschützenkönigin usw.
"Ich habe über elf Jahre für den SV Taufkirchen gespielt. In den Jahren 2000, 2002, 2004 und 2009 konnten wir uns den Meistertitel holen. Torschützenkönigin wurde ich in den Jahren 2000, 2004, 2005, 2006, 2009 und 2010, wobei mit Sicherheit die Saison 2008/09 für mich persönlich die erfolgreichste und emotionalste war. Ich konnte in dieser Saison 39 Treffer erzielen und zugleich gelang es uns, gegen die wirklich starken Kleinmünchnerinnen einen Sieg zu erringen und uns in letzter Sekunde den Meistertitel zu holen."
Beim FC Wels waren Sie in der Herbstmeisterschaft mit sechs Toren aus neun Spielen durchaus erfolgreich, wieso klappte es bei den Messestädterinnen nicht mit einem Platz ganz vorne?
"Der Saisonauftakt verlief sehr gut, wir konnten die ersten beiden Partien mit einer starken Mannschaftsleistung klar für uns entscheiden. Die Partie in Innsbruck war meiner Meinung nach von uns die beste der gesamten Saison, leider entschied der Schiedsrichter und nicht die Spielerinnen dieses Match. Ich persönlich empfand diese Fehlentscheidungen als starken Dämpfer und war überrascht, dass auch in der zweiten Bundesliga noch ein derartiger Fauxpas passieren kann, was die Leistung des Schiedsrichters betrifft. Ich denke, dass die gesamte Saison einen anderen Verlauf genommen hätte, wären wir aus Innsbruck mit drei Punkten, die wir uns wirklich verdient hätten, nach Hause gefahren. Hinzu kamen noch im Laufe der Herbstsaison krankheits- sowie verletzungsbedingte Ausfälle, wodurch unser Team von Runde zu Runde immer mehr minimiert wurde. Dementsprechend konnten wir auch nur den fünften Tabellenrang erreichen."
Vom Sport zum Beruf: Sie sind Archäologin, graben Sie als zukünftige Spielerin und Co-Trainerin nach „dem Stein der Weisen“, um den Frauenfußball in Altmünster nicht „versteinern“ zu lassen? Sind Talente vorhanden?
"Das Team des FC Altmünster ist ein noch sehr junges Team, in dem sehr viel Potential steckt. Durch die Abgänge und Ausfälle der letzten Jahre wurde die Mannschaft klar geschwächt und musste infolgedessen auch den Abstieg in die Frauenklasse in Kauf nehmen. Doch ich habe gesehen, dass dieses Team aus energiegeladenen, motivierten Mädchen besteht, unter denen sich auch einige Talente befinden. Unter diesen stechen klar Offensivspielerin Kathi Hrouda, Mittelfeldakteurin Steffi Wallinger sowie Torfrau Johanna Pamminger hervor. Ich bin überzeugt, dass auch die Neuzugänge Silke Pangerl und Anja Zambelli zusätzlich frischen Wind in das Team bringen werden und dass wir schon bald wieder an die alten Zeiten anknüpfen können."
Da Sie auch mit Trainerin Chrisabel Prischl das Internetforum „sportbella“ betreuen, bleibt da noch Zeit für Hobbies und welche?
"Natürlich ist durch Arbeit und Fußball sowie durch „sportbella“ meine Freizeit deutlich eingeschränkt. Reisen ist eines meiner größten Hobbies, auch wenn die Zeit dafür oft zu knapp ist. Daneben lese ich auch sehr gerne, was für mich eine sehr gute Art ist, zu entspannen. Und an schönen Tagen spaziere ich gerne durch Salzburg und genieße die Schönheit dieser Stadt."
Was Sie schon immer einmal in den Medien über Frauenfußball loswerden wollten…..Unterstützung, Respekt der Männer?, Wertschätzung, Finanzen usw.
"Natürlich wünsche ich mir, wie wohl jede andere Spielerin auch, insgesamt mehr Anerkennung. Ich bin nun schon sehr lange im Fußballgeschehen mit dabei, habe aber leider nur kleine Fortschritte, was Respekt, Anerkennung und Wertschätzung der Leistungen der Frauen auf dem Rasen betrifft, wahrgenommen. Frauenfußball wird vielleicht nicht mehr so sehr belächelt wie vor zehn Jahren, ist aber trotzdem noch weit entfernt von allgemeiner Akzeptanz und wird noch von Vielen nicht wirklich ernst genommen. Gerade durch das Projekt „Sportbella“, an dem ich gemeinsam mit Altmünster-Trainerin Chrisabel Prischl arbeite, soll sich diese Situation zum Positiven verändern. Wir versuchen, die tollen sportlichen Leistungen der Frauen aufzuzeigen und hoffen, dass dadurch Sportlerinnen in Zukunft die mediale Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Natürlich sind wir für jegliche Unterstützung unseres Projektes dankbar, sei es durch Sportlerinnen, Trainer, Eltern, Fans, Funktionäre, Verbände usw.
Nachdem Sie Ihren Einstand mit dem Sieg beim 2. Frauen-Hallenturnier des ATSV Mattighofen erfolgreich gestalten konnten, wünsche ich Ihnen weiter viel Glück, dass Ihre Träume in Erfüllung gehen!
Dr. Helmut Pichler