Frauen in OÖ

Nach der Auftaktniederlage war St. Peter nicht mehr zu bremsen!

alt2011 holte die Kampfmannschaft der Sportunion Raiffeisen St. Peter den Meistertitel in der 2. Klasse Südwest. Heuer zog das Frauenteam aus der Nachbargemeinde von Braunau (2.700 Einwohner) nach und krönte sich zum Champion der Regionsliga Innviertel. Peter Pichler bat Obmann Reinhold Klika zum Gespräch.



Herzlichen Glückwunsch zum klaren Meistertitel, obwohl Ihr Team mit einer Niederlage in die Herbstmeisterschaft startete?

"Na ja, in einem Derby (Anmerkung: gegen Burgkirchen) kann das schon mal vorkommen… Aber das haben wir eine Woche später gegen Mattighofen gleich wieder ausgebessert – mit einem 16:0-Kantersieg. Vielleicht war die Niederlage zum Start auch ein wenig „heilsam“?! Und es ist in 16 Spielen die einzige Niederlage geblieben, wir haben anschließend 13 Siege gefeiert und 2 mal remis gespielt."


Nach 10 Spielen übernahm St. Peter die Tabellenführung, gab`s da noch Zweifel am endgültigen Erfolg und Aufstieg?

"Doch! Denn es standen ja noch die direkten Duelle gegen die Mitfavoriten aus Hochburg-Ach und St. Pantaleon am Spielplan. Diese beiden Matches waren letztlich entscheidend. Unsere Mädels haben jeweils knapp gewonnen."


Seit wann besteht das Frauenteam St. Peter /Hart, wer hat dieses tolle Team aufgebaut und was waren bisher die größten Erfolge?

"Da muss man schon ein wenig in der Chronik zurück blättern. 2004 haben wir unter der Leitung von Martin Krammer erstmals ein Frauenteam auf die Beine gestellt. In den ersten Jahren wurden hauptsächlich Turniere bestritten. Bereits 2006 trat die Union St. Peter als Veranstalter des „ 1. Innviertler Frauen-Fußballcups“ auf, dem 600 Zuschauer (!) beiwohnten. Dabei feierten wir auch einen unseren größten Erfolge, wir wurden nämlich bei diesem „Fest in Gelb-Schwarz“ Zweiter hinter dem Seriensieger Taufkirchen/Pram. Unser größter Erfolg war zweifelsohne heuer der Meistertitel in der Regionsliga Innviertel."


Sieben Punkte Vorsprung vor Hochburg-Ach , Tordifferenz + 71, worin liegt das Geheimnis dieser Meistermannschaft?

"Da passt einfach vieles zusammen, Geheimnis haben wir keines. Die Stimmung im Team ist sehr gut, der Trainingseifer auch. Unser Coach Alex Treiblmair, ein sehr bekannter Fußballer im Innviertel, hat die Mädels mit all seinen Eigenheiten gut im Griff, kann sie immer wieder begeistern und geht mit ihnen auch ungewöhnliche Wege. So ist es keine Seltenheit, dass die Spielerinnen auch mal aktiv an einem Boxtraining teilnehmen, oder sich selbst ein Trainingslager finanzieren. Dass wir nahezu 100 Tore erzielt haben, liegt vielleicht auch daran, dass Benjamin Bendl - ein gelernter Stürmer - als Co-Trainer fungiert und mit Alexandra Denk (31 Tore) und Alisha Labaty (24 Tore) stellen wir auch die zwei besten Torschützinnen der Liga."

alt

Blieben Ihre Spielerinnen vor schweren Verletzungen verschont?

"Im Wesentlichen ja, von kleineren Blessuren abgesehen. Aber die Mädels sind da nicht zimperlich, und wenn es irgendwie geht, ziehen sie ihre „Packeln“ an und kämpfen um jeden Punkt."


Auswärts war St. Peter mit Abstand das erfolgreichste Team, daheim „nur“ Zweiter, lassen die Fans die Frauenelf im Stich?

"Mit den Fans hat das nichts zu tun, die sind treu, wenngleich es im Frauenfußball noch deutlich mehr sein könnten. Wir haben zuhause zweimal unentschieden gespielt, deshalb sind wir in der „Heimtabelle“ nur Zweiter. Es zählt aber die Gesamttabelle , und die spricht eine deutliche Sprache zugunsten von St. Peter."


Wie steht es mit den Sponsoren, gäbe es da noch „Luft nach oben“?

"'Luft nach oben' gibt es immer. Wir sind aber ganz zufrieden mit der Situation. Unsere beiden Mannschaftssponsoren, der Personaldienstleister „Laturo“ und die Firma Schlögl-Auer, halten uns schon seit vielen Jahren die Treue. Dazu kommen immer wieder kleinere Gönner für Bälle, Trikots und verschiedene Aktivitäten. Die Mädels sind auch selbst sehr aktiv, haben zum Beispiel einen eigenen Kalender gestaltet oder organisieren ein Tippspiel für die Meisterschaft. Da kommen auch einige Euros herein."


Wird es Zugänge für die Frauenklasse West geben, verlässt eine (oder mehrere) Spielerinnen das Erfolgsteam?

"Abgang haben wir keinen zu verzeichnen. Allerdings werden einige Spielerinnen wegen des Studiums trainingsmäßig etwas kürzer treten müssen. Wir haben aber in unseren Reihen noch viele junge Spielerinnen (die meisten E 24 in der abgelaufenen Meisterschaft!), und die werden sich leistungsmäßig noch steigern. Neu dazugekommen ist zum Team Julia Daxecker aus Munderfing."


Ihre Erwartungen in der Frauenklasse West?

"Im Mittelfeld möchten wir schon mitspielen, das ist realistisch."


Und zum Abschluss: Was wollten Sie der Sportöffentlichkeit (Verband, Medien, Fans…) schon immer einmal über den Frauenfußball sagen?

"Ich bin schon lange im Frauenfußball tätig, habe auch den „Innviertler Frauencup“ ins Leben gerufen und viele Turniere organisiert. Ich traue mir durchaus den Vergleich mit dem Männerfußball zu. Es wäre schön, wenn die Akzeptanz des Frauenfußballs, auch beim Verband, noch zunehmen würde. Wir brauchen in Zukunft die Mädels noch mehr als bisher, schon allein aufgrund der demografischen Entwicklung. Warum etwa wird eine Mädchenmannschaft in Oberösterreich nicht als Pflichtmannschaft akzeptiert? Und zur Öffentlichkeitsarbeit: Ich bin in dieser Branche tätig und kann den Vereinen nur empfehlen, noch mehr Werbung für den Frauenfußball zu betreiben. Es ist eine Bringschuld von uns Funktionären, keine Holschuld der Medien. Wer das professionell umsetzt, wird auch die Früchte ernten."


Herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft zum Gespräch und viel Glück in der kommenden Meisterschaft!


Dr. Peter Pichler