Siegestor gegen Aleks Dragovic, OÖ-Liga-Einsätze mit 15 und ab Sommer bei Red Bull - Die verrückte Karriere des Raffael Schörgi

Das Siegestor gegen Aleksandar Dragovic, OÖ-Liga-Pflichtspiele als 15-Jähriger und Duelle gegen Heinz Lindner und Michael Schimpelsberger - Wohl kaum ein anderer Landesliga-Kicker kann auf eine so klangvolle Vita zurückblicken wie der 22-jährige Raffael Schörgi, der aber auch abseits der Fußballs ganz und gar keine ruhige Kugel schiebt. Das halbjährige Auslandssemester am anderen der Welt in Australien hat den Studenten nicht nur in einen passionierten Surfer verwandelt, sondern auch bleibende Eindrücke und große Möglichkeiten hinterlassen. Auch, wenn das den Verantwortlichen des SV PFS Gallneukirchen eher weniger Freude bereitet, wird er den Gusentalern - zumindestens für Monate - abhanden kommen, steht Schörgi vor dem nächsten "Karrierehöhepunkt": Ab Juli taucht der ligaportal.at-Spieler der Runde 19 in die spannende Welt des Weltkonzerns Red Bull ein, wie er ligaportal.at im Interview verriet.

Unglaubliche Zeit in Australien - "Habe Freunde fürs Leben gewonnen"

"Es hat sich nichts verändert, habe ich mich sofort wieder zuhause gefühlt", beschreibt Raffael Schörgi die Rückkehr zu seinem Stammverein nach Gallneukirchen. Endgültig wieder angekommen bei den "Blues" ist er spätestens seit vergangenem Samstag, wo er mit dem Gegner aus Rohrbach nicht nur Katz und Maus spielte, sondern auch einen Doppelpack zum 4:1-Heimsieg beisteuerte, kurzum der herausragende Akteur am Feld war. Die jugendliche Leichtigkeit im Spiel des 22-Jährigen ist nicht abhanden gekommen, dennoch wirkt der Student geerdet, Fußball ist für ihn eine der wichtigsten Nebensachen im Leben, mehr nicht.

Im Herbst 2012 war Schörgi ein halbjähriges Auslandssemester in Australien angetreten, Monate die einen bleibenden Eindruck hinterließen und den sympathischen Studenten veränderten. "Ich war überwältigt von der Zeit dort, bin extrem selbstständig geworden und habe mich auch von der coolen Mentalität der Australier inspirieren lassen.  Jeder Tag brachte neue Erfahrungen, keine Spur vom täglichen Trott, dem ich in meinem jetzigen Leben schon wieder begegne und in Australien rein gar nicht ausgesetzt war, was ein unglaublich gutes Gefühl war. Zudem habe ich viele Bekannschaften gemacht und auch viele Freunde fürs Leben gewonnen", lässt "Rafinha" die Zeit in Sippy Downs mit einem Strahlen in den Augen Revue passieren.

Der "Mini-Del-Piero" schoss Aleks Dragovic ins Tal der Tränen

Dem Fußball konnte er aber auch am anderen Ende der Welt nicht abschwören. "Auch wenn ich gestehen muss, dass ich die vier Fußballtrainings pro Woche, mit vier wöchentlichen Surfeinheiten getauscht habe, war hin und wieder die Versuchung auf ein kleines 'Kicker'l' sehr groß, habe ich auch im dortigen Uni-Team mitgespielt und mir einige Spiele der A-League (Anm.: höchste Spielklasse Australiens) angesehen", lächelt Raffael Schörgi, der seit dem siebenten Lebensjahr dem runden Leder nachjagt. "Der Fußball in Australien hinkt zwar anderen Sportarten noch nach, ist aber stark im Kommen. Sowohl von der Qualität, als auch vom Zuschauerinteresse - teilweise besuchten bis zu 35000 Fans die Matches - ist jener über den österreichischen zu stellen, nicht umsonst spielen Legenden wie Alessandro Del Piero dort."

Das Zeug zu einem Mini-Del-Piero hatte der gebürtige Linzer jedenfalls. Im Nachwuchs galt er als eines der vielversprechendsten Talente des SVG. "Unser Jahrgang war enorm stark, haben wir jetzige Bundesliga-Spieler wie Michael Schimpelsberger oder Heinz Lindner in direkten Duellen gegen den LASK oder die Austria bewzungen."  Als ganz besonderer Karrierehöhepunkt in Erinnerung bleiben wird dem 22-Jährigen das das Finalspiel beim Hallenturnier in Leonding. "Ich glaube es war in der U14 oder U15. Bei den Austrianern stand sogar ein gewisser Aleksandar Dragovic auf dem Feld, wir sind um unser Leben gelaufen und haben mit 1:0 gewonnen. Das Siegestor habe ich geschossen, ein unglaublicher Tag für einen jungen Kicker", blickt der Mann mit Vorliebe für spielstarke Teams wie den BVB oder Barca stolz zurück.

Das "Abenteuer Red Bull London" beginnt im Sommer

Letztlich verhinderten viele bittere Verletzungen, die ab 15 Jahren beinahe im Jahrestakt auftraten, eine große Karriere am Grün. "Als junger Bursch war eine Laufbahn als Profifußballer mein großer Traum, nun bin ich aber überzeugt mit meinem Studium den absolut richtigen Weg eingeschlagen zu haben, strebe ich einen Beruf im Marketing oder Eventmanagement an", verrät der FH-Wien-Student, der sich bis März dieses Jahres übrigens eine WG mit seinem besten Freund und Union-Perg-Spieler Oliver Weichselbaumer teilte, ehe dieser in Linz sein Studium fortsetzte, Schörgi nun mit einer ERASMUS-Studentin seine vier Wände teilt. "Eine Frau im Haus zu haben, hat auch seine Vorteile, wobei ich die Fifa-Duelle mit Oli vermisse", schmunzelt der technisch begnadete Mittelfeldspieler, dem im Sommer bereits der nächste Karrieresschritt ins Haus steht.

"Meine kreative Initiativebewerbung dürfte ihnen zugesagt haben, hatte ich dann noch ein Gespräch via Skype, ehe mich kurze Zeit später die freudige Botschaft erreichte, dass ich ab Juli ein mehrmonatiges Internship - eine Art Praktikum - bei Red Bull in London beginnen darf", so Schörgi abschließend. Der Traum von der großen Karriere ist also noch nicht ausgeträumt, hat der aufstrebende Oberösterreicher nur die Fußschuhe mit geschliffener Rhetorik und unzähligen Brainstorming-Stunden getauscht, um die große Weltbühne zu erobern.

Foto: SV Gallneukirchen

Marco Wolfsberger

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