OÖ-Liga

Amateurhafte Profis


von Raphael Oberndorfinger

Ich bin felsenfest überzeugt, die LASK-Fohlen wären im Juni sicher in die Regionalliga galoppiert, wenn sie nicht drei Runden vor Saisonende der Spielabbruch gegen Rohrbach ohne eigenes Verschulden vom Trampelpfad des Erfolgs gedrängt hätte. Was dann kam, ist bekannt. BW Linz krallte sich den OÖ-Liga-Titel, während die Schwarz-Weißen seit der Strafverifizierung nur mehr ein einziges Pünktchen holten. Am 30. Mai. Vor über drei Monaten. Eines finde ich dabei amüsant: Als der eigentlich schon zum Greifen nahe Aufstieg vergeigt wurde, hörte man aus dem Lager der Linzer kein einziges Mal jene Begründung, die ich als plausibles Argument akzeptiert hätte.

Ja, mehr noch: Ich hätte es vollkommen verstanden. Gegen Rohrbach hatte diese junge, hungrige Truppe bereits mit 2:0 geführt. Doch dann dreht die Knallkörper-Attacke eines Fans auf den Referee-Assistenten den sicher geglaubten Sieg in ein 0:3. Für die beiden verbleibenden Runden nur mehr ein Punkt Vorsprung statt vier Punkte Polster. Ärger und Hilflosigkeit statt Jubel und Euphorie. Schicksalsfügung und Selbstaufgabe an Stelle von breitem Selbstbewusstsein und gierigem Lechzen nach dem Meisterschampus.

Doch selbst in jenen bitteren Tagen bediente sich der LASK nie dieser Argumentationskette. Dafür wurde in den letzten Wochen ein Grund nach dem anderen kommuniziert, warum der schwer angeschlagene Vizemeister Nuller um Nuller schreibt. Keine Frage, gegen ein heuer erstarktes St. Florian darf man im Cup verlieren. Aber auch gegen Weißkirchen und Mondsee? Auffallend: Geglänzt haben in den beiden Liga-Auftaktpartien nur die roten Kartons – die mit Pichler, Freudenthaler und Hamdemir drei Jungprofis sahen. Weshalb das Argument, man könne auf zu wenig gestandene Spieler aus dem Profikader zurückgreifen, in doppelter Hinsicht zu hinterfragen ist. Zum einen, weil sie sich ja selbst vorzeitig aus dem Spiel verabschiedeten. Zum anderen, weil die Amateure mit ihnen nicht stärker wurden. Im Gegenteil: Beim 1:4 in Grieskirchen standen mit sieben Hoffnungsträgern aus dem Profikader so viele wie noch nie in der Startformation – und die Brandstätter-Elf lieferte die bis dato schlechteste Leistung ab.

Das gab sowohl dem Trainer als auch Nachwuchskoordinator Hofer zu denken. Doch wie kann man dieses Problem lösen? Entscheidungsträger wie Reichel, Nussbaumer oder auch Panadic könnten den lustlosen Jungprofis die Rute ins Fenster stellen, doch ihre Machtwörter sind nach dem 2:5 gegen Rapid derzeit bei den Herren Baur & Co gefragt. Zumal sich Pichler und seine Kollegen ohnehin die Frage stellen müssen, wie sie in der Bundesliga reüssieren wollen, wenn sie von Lindorfers, Eckerbergern und Eschlböcks düpiert werden. Und eines muss ihnen klar sein: Im Duell Not gegen Elend werden sich Donaus Kicker auch nicht mit 50 Prozent Engagement in die Knie zwingen lassen. Daher ist es nebensächlich, wer am Freitag auf der Trainerbank sitzt, denn die Qualität des Kaders wird bis zur Winterpause nicht besser werden. Ob sich hingegen die Einstellung mancher ändert, ist Charaktersache.

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