OÖ-Liga

Dynamit wie Ramakic

Seine elf gelben Karten in der letzten Saison hatten nur vier Spielerfcwels.jpg in der Regionalliga Mitte übertroffen. Von der roten Karte beim 1:4 gegen den GAK noch gar nicht zu sprechen. Ein Negativ-Wert, den eigentlich nur Defensivspieler über 30 Spieltage erreichen. Eigentlich. Doch Robert Lenz sprengt eben die Normalität des Liga-Alltags. In vielerlei Hinsicht. Oft zu Gunsten seiner Mannschaft, oft aber auch auf Kosten eben dieser. Letzteres in Minute 53 beim 2:0-Sieg gegen Flavia Solva. Als der Wels-Stürmer einen Gegenspieler einfach niederstreckte und dafür vorzeitig unter die Dusche musste. Diesmal blieb es in der Messestadt aber nicht beim verständnislosen Kopfschütteln. Trainer Gschnaidtner platzte vielmehr der Kragen.

"Ich bin stocksauer und habe kein Verständnis mehr für diese Aktionen. Sie gefährden unsere Ziele und unseren Erfolg. Ich habe mir schon stundenlang  den Kopf zerbrochen, wie ich in dieser Causa handeln soll. Und es stellt sich Frage, ob uns Robert auf Dauer nicht mehr schadet als er uns hilft“, brummte der 38-Jährige. Deutlich wie nie. Unmissverständlich. Wohl wissend, wie wertvoll Lenz ist. In seinen zwei letzten Saisonen im Wels-Trikot war der Edeltechniker stets Torschützenkönig geworden. Hatte sich durch ein Konglomerat aus Schlitzohrigkeit, Können und Kaltblütigkeit ein Denkmal gemeißelt. Der verbalästhetische Österreicher kann den Deutschen nur zu Recht als „echte Grätzn“ bezeichnen. 

Doch was es Harry Gschnaidtner wohl am schwersten macht: Die Schwächen von Lenz sind mitunter seine Stärken. Er zermürbt seine Gegenspieler mit ständigen Provokationen. Er düpiert sie. Er beschimpft sie. Und er bezwingt sie. In einer Mischung aus unglaublicher Überheblichkeit und nicht enden wollender Lässigkeit. So schießt er Tor um Tor. Bringt Wels Punkt um Punkt. Schwenkt zwischen Genie und Wahnsinn. Wie es vor ihm in Oberösterreich vielleicht nur Ervin Ramakic gemacht hat. Und daher bleibt als Fazit: So lange Lenz mehr Tore schießt als Verwarnungen kassiert, bleibt er für Wels unersetzbar.

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von Raphael Oberndorfinger