Der Preis ist hoch. Ein Fußballtrainer soll heute neben seinen Grundvoraussetzungen wie taktischem Wissen oder Trainingssteuerung eloquent und öffentlichkeitswirksam wie Barack Obama, zudem verhabert und Kumpeltyp wie Wolfgang Böck als Trautmann sein, einen Selbstdarstellungstrieb wie Hans Krankl, das Charisma eines Jürgen Klopp und den Schmäh eines Frenkie Schinkels haben. Dazu das Leumundszeugnis des Papstes und das Aussehen von Brad Pitt besitzen – und wenn´s geht, als optisches Lockmittel für mehr Fans auch noch eine Freundin wie der US-Star. Leicht hat man´s also nicht. Noch weniger, wenn es sportlich einmal nicht nach Wunsch läuft. Siehe Weißkirchen. Der stetige Sinkflug endete nun am Tabellenende, das Wirrwarr inklusive ein bisschen Schmutzkübelkampagne um die Trennung von zwei Spielern als Gesprächsthema Nummer eins.
Verschiedene Versionen waren zu hören. Schuldzuweisungen. Untergriffe. „Ich habe meine Linie durchgezogen, mit dieser Causa abgeschlossen“, sagt Trainer Bohensky. Er will Ruhe, er braucht Ruhe im Umfeld. Wobei ich keinem Trainer die Floskel „wir werden uns sportlich wieder erfangen“ mehr abkaufe als ihm. Zu oft hat der Weißkirchen-Coach schon bewiesen, dass er mit seiner Truppe wieder auf Erfolgskurs umgeschwenkt ist. Das wissen auch die Klubverantwortlichen. Woanders wäre wohl schon längst ein Trainerwechsel über die Bühne gegangen. Die einzige Gefahr: Oft nützt sich nach mehreren Jahren jeder und mit ihm auch die seine Methode einmal ab, reißt im Team der Schlendrian ein – und gibt es auch immer mehr offene Rechnungen, die in den Hinterköpfen einiger Spieler herumgeistern.
In Grieskirchen wird´s kaum anders gewesen sein. Ob das Engagement eines neuen Trainers richtig war, lässt sich nach einem Spiel nicht sagen. Zumal das 3:0 in Weißkirchen beim Debüt von Wauki Waldhör nicht überbewertet werden darf. Immerhin konnte Ronald Scharschinger erhobenen Hauptes gehen. Zum einen ob der Erfolge in einer heutzutage ungewohnt langen Trainerära, zum anderen aufgrund des Zeitpunkts seines Abgangs. Den Scharschinger rechtzeitig vollzog, bevor die unter Wert spielenden Trattnachtaler endgültig ins Kreuzfeuer der Kritik gekommen wären. Ach ja, auch das richtige Timing in prekären Situationen gehört zum Trainerprofil.
von Raphael Oberndorfinger