Eine Hiobsbotschaft ereilte Vorwärts schon vor dem Ankick. Der letztwöchige Matchwinner und "VKB-Spieler der Runde" Christoph Prandstätter musste aufgrund von Wadenproblemen, die trotz einer intensiven Spritzenkur nicht rechtzeitig beseitigt werden konnten, genauso wie der angeschlagene Angreifer Goran Aleksic, passen. Edelweiß-Coach Christian Stumpf konnte im Vergleich zur Vorwoche wieder auf Stürmer Marius Bogdan und den zuletzt gesperrten Verteidiger Jovica Gnjatic zurückgreifen, musste jedoch weiterhin den auf den angeschlagenen Spielmacher Akif Imamovic (Zerrung) verzichten. Auch Stürmer Gernot Ertl wurde bei den Linzern rechtzeitig vor dem Match fit.
Mit dem klaren Erfolg im Rücken beginnt die Kensy-Elf vor eigenem Anhang überfallsartig. Nach Zuspiel von Ferenc Beres kann der 18-jährige Angreifer David Klug nach nicht einmal zwei Minuten alleine auf Edelweiß-Keeper Georg Majer ziehen, verzieht aber knapp. Als auch der wieder in die Startelf gerückte Kristijan Baric eine Halbchance für die Rotjacken kurze Zeit später vergibt, erwachen die Linzer aber aus der anfänglichen Lethargie. SKV-Schlussmann Reinhard Großalber kann einen Steilpass vor dem heraneilenden Marius Bogdan gerade noch klären und sieht dann, wie die Linzer immer besser ins Spiel finden. Nach einer Viertelstunde brandet aber dann auf der Gegenseite großer Jubel auf: Nach einem energischen Sturmlauf und einer Maßflanke von Außenverteidiger Michael Lageder ist es Youngster David Klug, der per Kopf die frühe 1:0-Führung des Kultklubs besorgen kann.
Die Heimelf will nachlegen und findet nach einem Corner von Oliver Stadlbauer in Person von Danilo Duvnjak die nächste gute Kopfballmöglichkeit vor, doch der Ball geht knapp am gegnerischen Kasten vorbei. Die von Ex-Rapid-Goalgetter Christian Stumpf betreuten Hauptstädter halten aber dagegen. Nach 20 Minuten haben die Linzer schon den Torschrei auf den Lippen, als der Ball im Steyrer Kasten zappelt, doch die Schiedsrichter verweigern dem Treffer aufgrund einer vorangegangen Abseitsstellung die Anerkennung. Kurze Zeit später streicht ein Schuss von Mittelfeldmann Andreas Gahleitner nur knapp am linken Pfosten vorbei.
Nach einer knappen halben Stunde gibt es dann die kalte Dusche für Edelweiß. Kristijan Baric sieht, dass Tormann Majer etwas zu weit vor seinem Gehäuse steht, fasst sich ein Herz und sieht wie sein Distanzschuss aus etwa 30 Metern genau hinter dem 41-jährige Routinier im Tor der Linzer einschlägt - 2:0 für die von rund 1400 Fans angetriebenen Steyrer! Edelweiß sieht nun nicht nur die Tabellenführung vor sich hinschwinden, sondern verliert nur Augenblicke nach dem zweiten Gegner auch noch Außenverteidiger Jovica Gnjatic, der den davoneilenden David Klug als letzter Mann nur mit einem Foul stoppen kann und von Referee Vareskic deshalb korrekterweise mit dem roten Karton vom Feld geschickt wird. Kurios: Gnjatic fehlte den Linzern schon letzte Woche aufgrund einer Gelb-Rote-Sperre und muss nun schon zweiten Mal in dieser Saison vorzeitig vom Feld. Der darauffolgende Freistoß für den SKV bringt nichts ein, dennoch kann man wohl schon von einer Vorentscheidung sprechen. Die Kensy-Elf präsentiert sich bis zum Pausenpfiff souverän und lässt den Gegner bis zum Pausenpfiff nicht einmal mehr ansatzweise ins Spiel kommen.
Auch nach dem Seitenwechsel bleiben die Heimischen überlegen. Nach knapp 50 Minuten verpassen die Stürmer nur um Haaresbreite eine brandgefährliche Hereingabe von Oliver Stadlbauer. Edelweiß gibt sich trotz der schier aussichtslosen Lage nicht geschlagen und findet durch Simon Abraham und den eingewechselten Pero Tecic zwei Halbchancen vor. Vorwärts hat zwar deutlich mehr vom Spiel, aber - trotz einiger guter Chancen - auch Glück als Michael Lageder nach einem Angriff der Gäste das Leder nach einer Stunde knapp vor der eigenen Torlinie wegkratzen kann.
Die Truppe von Trainer Adam Kensy beschränkt sich nun in erster Linie auf das Verwalten des Vorsprungs, was über weite Strecken gut gelingt. David Klug (68.) köpft nach Flanke von Hubert Zauner nur knapp neben dem Kasten und vergibt somit die Chance auf die endgültige Entscheidung. Das soll sich aber am heutigen Tage nicht mehr rächen, da Edelweiß in der Schlussphase zwar tapfer kämpft, aber in der Offensive. wie beispielsweise bei einem Schuss von Simon Priglinger-Simader ans Außennetz, das nötige Quäntchen Glück vermisst. In der Schlussviertelstunde wechselt Vorwärts-Coach Kensy ordentlich durch und bringt mit Dejan Jeftenic, Hussein Susic und Co-Trainer Manfred Rothbauer neu ins Spiel, wobei letzterer eine gute Chance auf das 3:0 nach rund 80 Minuten freistehend vor dem gegnerischen Gehäuse vergibt. Auch weitere gute Torgelegenheiten können nicht mehr in Zählbares umgemünzt werden und so bleibt es letztendlich beim verdienten 2:0-Heimsieg der Steyrer, die nun sogar die Tabellenspitze innehaben, da die punktegleichen Gäste aus Linz die schlechtere Tordifferenz besitzen und der nunmehrige Ex-Tabellenzweite Bad Ischl eine Heimniederlage im Aufsteigerduell gegen Freistadt einstecken musste.
Stimmen zum Spiel:
Adam Kensy (Trainer SK Vorwärts Steyr):
"Wir haben heute gut gespielt und sind auf dem Weg dorthin, wo ich meine Mannschaft sehen möchte. Die erste Halbzeit ist absolut nach Wunsch verlaufen, im zweiten Abschnitt haben wir viel Druck gemacht, aber etliche gute Großchancen ausgelassen. Da hätte ich lieber die endgültige Entscheidung gesehen. Positiv ist aber sicherlich, dass wir heute zu null gespielt haben und die Abwehr eine ansprechende Leistung geboten hat. Toreschießen ist wichtig, die Meisterschaft gewinnt man aber nur über eine stabile Defensive. Die Tabellenführung gefällt mir sehr gut."
Die Besten (Vorwärts Steyr): David Klug (ST), Danilo Duvnjak (IV), Michael Lageder (RV)
Die Besten (Edelweiß Linz): Gernot Ertl (ST)
von Marco Wolfsberger