OÖ-Liga

Herbstrückblick Teil 7 - SV Pöttinger Grieskirchen

grieskirchen_big.jpgNach zwei Vizemeister-Titeln - die für den SV Pöttinger Grieskirchen unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ein Aufstieg nicht unbedingt erwünscht war, das Optimum waren - ist es verständlich, dass 19 Punkte und Rang fünf nicht das sind, was sich die Verantwortlichen für die Hinrunde vorgenommen hatten. Die Gründe dafür sieht der sportliche Leiter Ronald Scharschinger in der schlechten Defensivleistung der gesamten Mannschaft und der Unkonstanz, die sie an den Tag legte, auch ein bisschen im Fehlen von Robert Lenz in der Anfangsphase der Meisterschaft. Fehlen tut jetzt freilich ein anderer, nämlich Coach Helmut Wartinger, für den man einen Monat nach der Trennung Ex-Blau-Weiß Linz-Coach Thomas Weissenböck verpflichtete. ooeliga.at hat sich mit Ronald Scharschinger über einen ereignisreichen Herbst unterhalten.



Es ist ja kein Geheimnis, dass man in Grieskirchen unzufrieden mit der Hinrunde ist. Worin sehen Sie die Gründe für die enttäuschenden Ergebinisse?
Scharschinger: "Es war eine Achterbahnfahrt, ständig ist es nach oben und dann wieder nach unten gegangen. Die Vorbereitung war gut, auch der Start in den Landescup vielversprechend. Im ersten Meisterschaftsmatch gegen Freistadt lagen wir mit 1:0 vorne und kassierten in der 90. Minute das Gegentor zum Ausgleich. Danach sind wir nicht mehr richtig in die Gänge gekommen. Natürlich kam auch die Verletzung von Robert Lenz dazu, der uns in dieser Phase fehlte. Wir hatten später Phasen, in denen die Mannschaft wieder sehr gut spielte, dann aber wieder unnötige Punkteverluste gegen Dietach und Eferding kassierte."

Wie sehr schmerzte diese Verletzung von Torjäger Lenz wirklich?
Scharschinger: "Einen Lenz kann man nicht ersetzen und er ist auch sehr wichtig für die Mannschaft. Am Anfang hat das sicher weh getan. Wir haben ohne ihn aber auch gegen Ranshofen und Bad Goisern im Cup gewonnen. Mit ihm haben wir dagegen gegen Dietach und Eferding Punkte liegen lassen. Es lag also sicher nicht nur an seiner Verletzung, dass wir eine nicht zufriedenstellende Hinrunde gespielt haben."

Mit 23 Gegentoren hat Ihr Team doch deutlich mehr kassiert, als einige andere Mannschaften. Muss man vor allem in der Defensive auf Fehlersuche gehen?
Scharschinger: "Ja, wir haben sehr viele Tore bekommen, was ungewöhnlich ist, denn früher waren es immer recht wenig. Vorne schießen wir ohnehin immer viele Tore, auch diesmal haben wir die zweitmeisten Treffer erzielt. Dennoch kann man für die Gegentore nicht nur den Tormann und die Abwehr verantwortlich machen, das fängt schon viel weiter vorne an. Das alles verwundert doch sehr, denn die Mannschaft hat sich nicht allzu sehr verändert. Wir hatten den ein oder anderen Abgang, konnten diese aber gut kompensieren. Dennoch konnten die Spieler nicht annähernd an die Leistungen der Vorjahre anschließen."

War die Trennung von Helmut Wartinger deshalb die logische Konsequenz?
Scharschinger: "Wir sind im Landescup noch dabei und der Rückstand auf den dritten Rang ist auch nicht so groß. Allerdings beträgt auch der Vorsprung auf den Elften nur drei Punkte, das ist schon beunruhigend und gleichzeitig enttäuschend. Helmut Wartinger hat 2,5 Jahre lang tolle Arbeit geleistet, allerdings haben wir uns etwas mehr von dieser Hinrunde erwartet. Es sind einfach zu wenige Punkte auf dem Konto."

Die Punkte sollen jetzt unter Thomas Weissenböck aufs Konto. Warum, denken Sie, ist er der richtige Mann für Grieskirchen?
Scharschinger: "Weissenböck hat einfach schon viel erlebt, war Akademieleiter in Ried, dort auch Trainer der Nachwuchsmannschaften und zuletzt natürlich Trainer einer Profi-Mannschaft. Er kennt somit alle Facetten des Fussballs und ist zudem ein Grieskirchener. Wir erwarten uns neuen Schwung und neue Ideen, auch seine Arbeit mit jungen Spielern soll Früchte tragen. Im Frühjahr wird er sich ein Bild von der Mannschaft machen, um dann ein Team für die nächste Saison zusammenzustellen. Jetzt im Winter ist nicht allzu viel möglich, Spieler haben Verträge. Vielleicht wird uns der ein oder andere Akteur jetzt schon verlassen, allzu viel wird sich aber nicht tun. Wir erwarten jetzt einfach, dass akribisch gearbeitet wird und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Thomas Weissenböck."

Werden dann auch mehr Zuschauer zu den Grieskirchen-Matches kommen?
Scharschinger: "Die Zuschauerzahlen sind in der Tat enttäuschend, allerdings nicht nur bei uns, sondern in der gesamten OÖ-Liga. Früher hatten wir 700-800 Zuschauer bei den Trattnachtal-Derbies, jetzt warten es 300-400. Das hängt natürlich auch mit den Leistungen der Mannschaft zusammen, aber ich sehe hier auch allgemein einen Abwärtstrend. Es gibt immer wieder Ausnahmen wie Vorwärts Steyr oder Freistadt, die Zuschauer wurden in den letzten Jahren aber kontinuierlich weniger."

Was sind die Gründe für den Zuschauerschwund in der OÖ-Liga?
Scharschinger: "Gründe dafür sehe ich in der Umgestaltung der Spielzeiten. Früher fanden die Unterhaus-Partien noch am Sonntag statt, ab und zu am Samstag. Jetzt spielen viele Vereine aber gleichzeitig mit uns, was dazu führt, dass die Zuschauer eben zu den Matches ihrer Vereine gehen und bei uns ausbleiben. Ein weiterer Grund könnte natürlich sein, dass bei den OÖ-Liga-Vereinen zu wenige eigene Spieler aktiv sind."



Albert Kabashi, ooeliga.at-Experte

"Grieskirchen ist mit Sicherheit eine der Top-Mannschaften der OÖ-Liga und deshalb ist dieser fünfte Rang vielleicht etwas enttäuschend für sie. Man darf aber nicht unerwähnt lassen, dass Robert Lenz in den ersten Spielen gefehlt hat und das Team auch ohne Manuel Sailer auskommen musste, der meiner Meinung sehr wichtig war. Vielleicht herrschte auch etwas Zufriedenheit nach den zwei Vizemeister-Titeln, dann kann es schnell passieren, dass man die Dinger etwas aus dem Blick verliert. Außerdem war die Situation keineswegs einfach für Wartinger. Er wurde zweimal Vizemeister, hat also das Beste herausgeholt, wenn man berücksichtigt, dass Grieskirchen nicht in die Regionalliga wollte. Aber wie motiviere ich Spieler erneut, die wissen, dass sie vielleicht wieder nicht aufsteigen können bzw. dürfen? Das alles hat wohl zu dem schlechten Start geführt, der aber doch einigermaßen abgefangen werden konnte. 19 Punkte sind in Ordnung, ganz nach vorne geht es nicht mehr, der Abstand auf den Dritten ist aber nicht so groß."


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Milan Vidovic

Foto-Slide: www.foto-rsc.at