Die einen haben mit einem souveränen Wiederaufstieg spekuliert, die anderen mit einer Mitfavoritenrolle, es ist ein Zwischending geworden. Der SK Vorwärts Steyr konnte sich zwar nicht über den Herbstmeistertitel freuen, man ist aber punktegleich mit dem "Titelträger" Edelweiß Linz und hat nur ein um ein Tor schlechteres Torverhältnis aufzuweisen. Man darf in Steyr also ruhig noch von der Regionalliga träumen. Bevor es endgültig mit der Vorbereitung zur Mission:Wiederaufstieg geht, wollen wir gemeinsam mit Trainer Adam Kensy noch einmal auf die Hinrunde zurückblicken. Im Zuge dieses Rückblicks konnte sich der Trainerfuchs einen Seitenhieb in Richtung SV Grieskirchen nicht verkneifen.
Ihre Mannschaft überwintert auf dem zweiten Rang und hat 28 Punkte auf dem Konto. Kann man von einem zufriedenstellenden Ergebnis sprechen?
Kensy: "Ich wollte natürlich auf dem ersten Rang überwintern, habe aber im Grunde mit einer ganz neuen Mannschaft beginnen müssen. Wir waren über die Hinrunde hinweg nicht stabil genug, die Ordnung innerhalb des Teams hat noch nicht gestimmt. Mal haben wir gut gespielt, dann wieder einen Rückfall erlitten, aber das alles war noch akzeptabel. Ich denke, dass solch eine Entwicklung dauert und im Fußball ganz normal ist. Wenn das Team im Frühjahr noch besser funktioniert, dann wird es auch mit den Punkten noch besser klappen."
Manche haben dennoch erwartet, dass sich Vorwärts Steyr vom Rest des Feldes etwas absetzen könnte. Warum ist das nicht gelungen?
Kensy: "Dazu braucht es auch immer etwas Glück. Hätten wir weniger Verletzte gehabt, wären wir öfter mit der gleichen Mannschaft angetreten und hätten damit wohl auch bessere Resultate erzielt. Dann wären vielleicht zwei oder drei Punkte mehr auf dem Konto, und schon würde die Situation noch besser aussehen. Natürlich haben wir auch starke Gegner in dieser Liga, und das ist auch gut so, das macht die Sache spannender."
Wie bereits angesprochen, wurde die Mannschaft im Sommer stark umgebaut. Welche Neuzugänge haben sie besonders überzeugt, welche eher weniger?
Kensy: "Ich muss sagen, dass viele von ihnen sehr gute Sachen gezeigt haben, allerdings über die gesamte Hinrunde nicht stabil waren. Da nehme ich Christoph Prandstätter und Danilo Duvnjak als Beispiel, die zum Teil sehr gut gespielt haben, allerdings die Form nicht immer hochhalten konnten oder durch Verletzungen und Sperren etwas zurückgeworfen wurden. Auch Gernot Falkner ist ein gutes Beispiel. Er hat eine sehr gute Vorbereitung gespielt, konnte in der Meisterschaft aber nicht mehr so überzeugen."
Von 13 Meisterschaftsspielen haben Sie drei verloren. Welche Niederlage war die bitterste?
Kensy: "Gegen Donau hatten wir schon zuvor 4:0 im Landescup gewonnen, die Niederlage in der Meisterschaft lag nur an der Einstellung der Spieler. Sie dachten wohl, dass das genauso leicht gehen wird wie im Cup, dann ist es aber ganz anders gekommen. Auch gegen Eferding hat die Einstellung nicht gepasst, es war der erste Spieltag, der Gegner wurde einfach unterschätzt. Und Wels haben wir selber stark gemacht, außerdem haben ihnen die frühen Tore in der ersten Halbzeit viel Kraft gegeben. Somit waren alle drei Niederlagen nicht unbedingt notwendig, aber zu dem Zeitpunkt war die Mannschaft einfach noch etwas zu unruhig. Man hat sich viel mit dem Schiedsrichter und dem Gegner beschäftigt, hat unnötige Karten kassiert. Das muss im Frühjahr anders werden. Wenn sich die Spieler dann auch besser kennen, die Laufwege des anders vorausahnen können, dann gibt es auch viel weniger Fehler, die dann oft zu diesen Karten führen."
Trotz dieser Anfangsschwierigkeiten stehen Sie ja auf Rang zwei, punktegleich mit dem Ersten. Welche positiven Aspekte können Sie denn aus der Hinrunde mitnehmen?
Kensy: "Mir hat gefallen, dass man nach einer gewissen Zeit doch sehen konnte, dass da eine echte Mannschaft zusammengewachsen ist. Auch wenn das noch steigerungsfähig ist, so sah man, dass dieses Team auch eine Liga höher bestehen könnte. Man muss das Team vielleicht noch an ein zwei Positionen verstärken, im Grunde steht aber die Stammelf. Wir haben gegen den LASK ohne Druck mit 1:0 gewonnen, haben gegen Austria Salzburg in der Vorbereitung ebenfalls gezeigt, was in dieser Mannschaft steckt. Dennoch müssen wir weiterlernen, der Prozess ist keineswegs abgeschlossen."
Auf einer Position wurde die Mannschaft bereits verstärkt. Wird es neben Aleksandar Stanisavljevic weitere Zugänge geben?
Kensy: "Ich kann diese Frage jetzt noch nicht beantworten. Auch hier spielt Glück immer eine große Rolle. Solch Glück hatten wir zum Beispiel mit Goran Aleksic, der verletzt war, sich aber mit der Zeit immer mehr gesteigert und am Ende auch einige Tore gemacht hat. Wir bräuchten wieder jemanden wie ihn, eine Situation, die sowohl dem Verein als auch dem Spieler etwas bringt. Wir werden sicher noch den ein oder anderen Spieler testen, ich will aber nur jemanden, der wirklich Potential hat. Oder aber einen ganz jungen Spieler, den man aufbauen kann."
Womöglich bereits für die Regionalliga? Ist diese weiterhin das ganz klare Ziel des Vereins?
Kensy: "Ja, natürlich. Ich könnte ja gleich aufhören, wenn ich Tabellenzweiter bin und nicht den ersten Platz holen wollen würde. Das stört mich ganz allgemein, wenn Vereine ganz oben mitspielen und dann doch nicht aufsteigen möchten, einen Gang zurückschalten. Das hat man in Grieskirchen gesehen. Man wollte nicht so recht, eine Saison später läuft es nicht mehr und schon ist der Trainer weg. Man sollte im Sport immer versuchen nach oben zu kommen, deswegen bin ich in Steyr, ich möchte hier mit der Mannschaft den Meistertitel holen. Erreichen wir das gleich im ersten Jahr, ist das hervorragend. Ich denke, dass wir das auch können, allerdings muss dafür alles passen."
"Steyr bleibt auch nach dieser Hinrunde der große Aufstiegsfavorit in der OÖ-Liga. Es gibt dort einfach nichts, das dagegen sprechen würde. Angefangen beim Trainer, bei den Zuschauern, der Infrastruktur, über den Vorstand und bis zum Spielermaterial. Alles spricht für Steyr. Die Hinrunde hat dennoch gezeigt, dass es da auch andere Vereine gibt, die das Zeug zum Aufstieg haben. Steyr kann aber zufrieden sein, man ist ja punktegleich mit Herbstmeister Edelweiß, nur durch ein Törchen von der Stumpf-Elf getrennt. Es gab im Sommer einfach sehr viele neue Gesichter, von der Regionalliga-Mannschaft waren auf einmal nicht mehr viele übrig. Es ist ganz klar, dass so etwas nicht sofort funktionieren kann. Steyr hat auch jetzt eine sehr gute Mannschaft, es ist aber keine, die alle Spiele klar gewinnen muss. So überlegen, wie manche geglaubt haben, ist sie dann doch nicht. Und doch gehört sie eine Liga nach oben."
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Milan Vidovic