Manche Teams hätten womöglich mit dem eigenen Schicksal gehadert, nicht aber die Union Gurten. In der Vorsaison gaben die Innviertler den Meistertitel in der Landesliga West am allerletzten Spieltag aus der Hand, um sofort einen neuen Anlauf zu starten. Das Ergebnis kann sich nach 13 gespielten Runden sehen lassen, Gurten hat ganze neun Punkte Vorsprung auf den SK Altheim, der auf Rang zwei liegt. "Wir vertrauen dieser Mannschaft", sah der sportliche Leiter Franz Reisegger im Winter keinen Grund für Transfertätigkeiten.
Ein Ziel vor Augen haben und es dann doch nicht zu erreichen. Gurten musste im vergangenen Sommer genau solch ein Erlebnis über sich ergehen lassen, der angepeilte Meistertitel wurde verpasst, was bedeutete, ein weiteres Jahr in der Landesliga West verbleiben zu müssen. "Wir hatten schon auch Bedenken, denn so ein Nicht-Aufstieg am letzten Spieltag kann durchaus Spuren hinterlassen. Es gab aber keinen Einbruch, Trainer Rainer Neuhofer hat mit der Mannschaft sofort wieder auf das Ziel, vorne dabei zu sein, hin gearbeitet. Dass es solch eine tolle Halbsaison wird, konnte man aber nicht planen", sagt Reisegger und kann kaum fassen, dass sein Team 33 von möglichen 39 Punkten holte. "Es gehörte natürlich auch Glück dazu, denn es gab einige Partien, die wir erst im Finish gewinnen konnten."
Ganz unverändert blieb die Mannschaft im vergangenen Sommer aber nicht, gleich sechs Neue wurden geholt, "fünf von ihnen haben sich über kurz oder lang in die Stammelf gespielt, auch Zoltan Toth hat sich toll integriert", sieht Reisegger auch Vorteile im entstandenen Konkurrenzkampf unter den Akteuren. Im Gegensatz zum Sommer, sahen die Verantwortlichen in der kürzlich abgelaufenen Winter-Transferzeit aber keinen Grund zum Handeln. "Wir vertrauen dieser Mannschaft, sind zuversichtlich, dass es auch so mit einer Position ganz vorne klappen kann. Unser Trainer hat so viel Ehrgeiz und Gespür, dass er die Situation sicher nicht unterschätzt", glaubt Reisegger nicht, dass Gurten ein ähnliches Schicksal wie dem FC Braunau im Vorjahr widerfährt, als das Team trotz großem Vorsprung nach der Hinrunde auf Rang fünf zurückfiel.
Ob der überlegene Herbstmeister der Landesliga West auch OÖ-Liga-reif ist, mag der sportliche Leiter noch nicht beurteilen, auch die letzten Testspiel-Niederlagen gegen den FC Wels und den SV Gmunden geben keinen Aufschluss. "Bei uns haben in diesen Spielen einige Akteure gefehlt, die Ergebnisse hatten keine große Aussagekraft. Wenn wir aufsteigen sollten, werden wir den Kader wohl etwas erweitern und ergänzen, große Sprünge werden wir aber nicht machen können. Wir haben dazu auch keinen Großsponsor, wobei wir ohnehin lieber breit aufgestellt sind. Noch ist der Aufstieg aber nicht geschafft", glaubt Reisegger auch an eine starke Rückrunde der Konkurrenten aus Altheim, Bad Goisern, Stadl-Paura und Ranshofen. "Da gibt es noch einige Teams, die vor allem auch den zweiten Platz im Blickfeld haben. Gegen uns werden sie natürlich alles geben, es wird sicher nicht einfach."
Milan Vidovic