Leoben – Am Fuße des Monte Schlacko, der ikonischen Schlackenhalde in Donawitz, erzählt jede Ecke des Stadions eine Geschichte von glorreichen Siegen, bitteren Niederlagen und unerschütterlichem Kampfgeist. Doch während die Legenden des DSV Leoben auf dem Spielfeld geschrieben wurden, stehen die Montanstädter einmal mehr vor einer harten Realität: der Kampf um das wirtschaftliche Überleben.
Vor wenigen Monaten begann der Erfolgslauf in der Regionalliga Mitte. Aber die Geschichte des Vereins ist bekanntlich viel länger.
Die Wurzeln des DSV Leoben reichen bis ins Jahr 1928 zurück. Damals, unter dem Namen SV Donawitz gegründet, schaffte der Verein in den 1930er Jahren den ersten großen Durchbruch. Mit dem Meistertitel in der Bereichsliga Steiermark-Kärnten 1939 spielte man um den Einzug in die höchste Spielklasse des Landes. Seitdem war der Klub lange Jahre fixer Bestandteil des österreichischen Fußballs, schaffte es in die Staatsliga A, die Nationalliga und später in die Bundesliga. Namen wie SK Sturm Graz und Rapid Wien waren Gegner, die am Monte Schlacko gastierten – und nicht selten unterlagen.
Doch mit den Höhen kamen auch die Tiefen. In den 1970er Jahren fiel der Verein Reformen der Bundesliga zum Opfer. Dies war 1974 ein schwerer Schlag für die Obersteirer, die sich jedoch in der Folge in der 2.Division etablierten. Ihr Stürmer Walter Schachner schaffte es zur WM 1978. Als der junge "Schoko" dann auch noch gegen Spanien traf und das ÖFB Team einen Sieg gegen den Favoriten einfuhr, kannte die halbe Welt Leoben.
in den 1990er Jahren folgten eine Fusion mit dem 1. FC Leoben und eine zwischenzeitliche Stabilisierung, die den DSV Leoben sogar ins Cupfinale führte. Doch wirtschaftliche Probleme blieben ein ständiger Begleiter. Der Konkurs 2009 markierte den tiefsten Punkt: Ein Neustart des Vereins war die Folge.
Nach dem Konkurs dauerte es Jahre, bis der DSV Leoben sportlich wieder auf die Beine kam. Doch die Hartnäckigkeit der Verantwortlichen, Spieler und Fans zahlte sich aus: Der Gewinn der steirischen Landesliga und der Aufstieg in die Regionalliga brachten neues Leben in den Klub. Die Krönung folgte mit dem Sprung in die 2. Bundesliga, die „Liga Zwa“. Doch das Glück währte nicht lange. 2024 wurde dem Verein die Lizenz für die zweithöchste Spielklasse verweigert – ein weiterer schwerer Schlag.
Ein Neustart in der Regionalliga war die erneute Antwort des Klubs. Und tatsächlich: Nach einem erfolgreichen Herbst führt der DSV Leoben die Tabelle an und scheint sportlich wieder auf Kurs. Doch die Realität abseits des Spielfelds zeichnet ein anderes Bild. Die "Mission 2028" schwebte über jedem Vorhaben in der Montanstadt.
Nach dem Abgang von Erfolgstrainer Carsten Jancker steht der Klub ohne sportliche Führung da. Gleichzeitig haben sich zahlreiche Leistungsträger bereits anderen Vereinen angeschlossen. Die Mannschaft, die den Traum vom Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga lebendig hielt, zerfällt gerade.
Finanziell steht der Verein erneut vor großen Herausforderungen. Sponsoren fehlen, und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen wenig Spielraum. Die Verantwortlichen kämpfen darum, die laufende Saison zu Ende zu bringen, während im Hintergrund fieberhaft nach neuen Investoren und Lösungen gesucht wird. Da jedoch ein Konkursantrag eingebracht wurde, der Obmann abhanden gekommen ist - wichtige Menschen aus dem Umfeld den Verein in den letzten Tagen verlassen haben, wird die Situation täglich schwieriger.
Trotz aller Widrigkeiten ist der DSV Leoben ein Klub, der für seinen Kampfgeist bekannt ist. Die Fans stehen wie eine Wand hinter ihrem Verein, auch wenn die Zeiten schwer sind. „Wir sind schon so oft mit dem Rücken zur Wand gestanden und sind immer wieder aufgestanden“, sagte uns heute ein langjähriger Anhänger. In welcher Liga man in der nächsten Saison in Leoben spielt, steht momentan in den Sternen.
Die Geschichte des DSV Leoben ist eine Geschichte des Überlebens – und des niemals Aufgebens. Während die wirtschaftlichen Sorgen den Verein belasten, bleibt die Hoffnung, dass sich der Traditionsklub erneut aus den Tiefen kämpft und zurückkehrt. Denn eines ist klar: Am Monte Schlacko wird Fußball nicht nur gespielt – er wird gelebt.
Bericht Florian Kober
Foto:Mandl