Aufgeheizt durch diverse Medienberichte im Vorfeld wurde die Stimmung vor dem vierten und letzten Linzer Derby zwischen dem LASK und dem FC Blau Weiß Linz an diesem veregneten Montagabend. Während Blau-Weiß-Keeper David Wimleitner den Schwarz-Weißen via Kleinformat den Todesstoß versetzen will, holt LASK-Legende Helmut Köglberger zum Gegenschlag aus und bezeichnet den FC Blau-Weiß Linz als "Verein mit null Tradition". In verbaler Form waren die Fronten vor dem Stadtderby also klar abgesteckt. Auf dem Rasen entwickelte sich eine ansehnliche Partie in der die frühe Führung durch LASKs Luiz Henrique wenige Minuten vor dem Pausenpfiff durch einen schönen Volleykracher von Manuel Hartl ausgeglichen werden konnte. In der zweiten Halbzeit nutzen die Blau-weißen eine ihre wenigen Chancen und schossen sich durch David Poljanec zum ersten Derbysieg in dieser Saison.
Mit großen Personalsorgen hatte LASK-Coach Walter Schachner "pünktlich" vor dem Linzer Derby zu kämpfen und musste die gesperrten Hannes Aigner, Kevin Wimmer und Ulrich Winkler, sowie den verletzten Robert Schellander vorgeben. Die Blau-Weißen konnten hingegen fast aus dem Vollen schöpfen, da Stammkeeper David Wimleitner rechtzeitig vor dem Derby wieder fit geworden ist. Der angeschlagene BW-Captain Tino Wawra musste zunächst auf der Bank Platz nehmen, ehe er in der Endphase doch noch mitwirken durfte. Red-Bull-Leihgabe Daniel Offenbacher stand hingegen nicht im Kader. Bei ihm steht eine Auflösung des Leihvertrages bevor. Auf dem Rasen sollte sich diese Kräfteverhältnis der fehlenden Spieler jedoch zu Beginn nicht widerspiegeln.
Vor rund 6200 Zuschauern entwickelt sich auf der Linzer Gugl von Beginn eine muntere und offene Partie. Nach dem sowohl die Schwarz-Weißen durch einen Unverdorben-Schuss auf die lange Ecke (5.), als auch die Elf von Gästecoach Thomas Weissenböck durch einen Nikolov-Distanzschuss (12.) die ersten Möglichkeiten vorfinden, legt der LASK nach einer ausgeglichenen Anfangsphase einen Zahn zu und wird spielbestimmender. Nach 25 Minuten ist es dann soweit. Nach einer Rafinha-Flanke von rechts lässt Luiz Henrique zu Leo Kaufmann abtropfen, der scheitert an BW-Keeper Wimleitner, doch im Nachschuss ist Luiz Henrique zur Stelle und besorgt die Führung für die "Landstraßler". Die Partie bleibt weiter offen, wobei sich die Schachner-Elf etwas mehr Spielanteile erarbeiten kann, aber in der Schlussphase der ersten Halbzeit doch noch die bittere Pille schlucken muss. Nach einem Freistoß der Blau-Weißen kann ein Schuss von Philipp Huspek noch von Florian Hart abgeblockt werden, doch der Abpraller landet vor den Füßen von Manuel Hartl und der etatmäßige Mittelfeldakteur zieht aus rund 12 Metern mit vollem Risiko halbvolley ab und erzielt quasi mit dem Pausenpfiff das vom prall gefüllten Gästesektor viel umjubelte 1:1.
Nach einem zehnminütigen Abtasten ohne Höhepunkte nehmen die Schwarz-Weißen wieder ordentlich Tempo auf und kommen zu einem wahren Chancenreigen. Nach 56 Minuten kommt Leo Kaufmann im gegnerischen Strafraum aus halblinker Position freistehend vor David Wimleitner zum Abschluss, verzieht aber aus bester Position. Danach zeichnet sich Blau-Weiß-Schlussmann Wimleitner ein ums andere Mal aus. Zunächst pariert er einen Kopfball des bärenstarken 18-jährigen LASK-Innenverteidigers Sebastian Wimmer, ehe er einen gefährlichen Freistoß von Spielmacher Luiz Henrique in den Corner (65.) drehen kann.
Die Weissenböck-Elf kann sich in weiterer Folge aber in die Partie zurückkämpfen und kommt nach einem schnellen Konter zur großen Chance auf die Führung. David Poljanec zielt nach einem Alleingang wunderschön in die rechte Kreuzecke, doch LASK-Goalie Thomas Mandl pariert glänzend und bewahrt sein Team mit einem tollen Hechtsprung im Match (72.), ehe er eine Minute später Glück hat, als ein Knabel-Kopfball knapp über den Kasten streicht. Keine fünf Minuten später kennen die Blau-Weißen dann aber keine Gnade mehr: Nach einem Zuckerpass von Svetozar Nikolov aus der eigenen Hälfte kann David Poljanec plötzlich alleine aufs eigene Tor ziehen, verlädt Mandl und schießt zum 2:1 für seine Mannschaft ein! Der LASK unter Zugzwang, verspielen sie heute ausgerechnet im Lokalderby gegen den großen Erzrivalen die letzte Chance auf den Titel?
Ja! Denn in der Schlussphase kommen die Linzer bis auf einen Distanzschuss des eingewechselten Florian Templ, der in der Nachspielzeit noch einmal sein Glück versucht und knapp verzieht, zu keinen zwingenden Chancen mehr. Somit gibt es im vierten Linzer Derby in dieser Saison - nach drei drei Remis in den vorherigen Partien - doch noch einen Derbysieger, den FC Blau Weiß Linz, der in der kommenden Saison die Schwarz-Weißen, die ihre letzte Aufstiegschance mit dieser Niederlage vergeigt haben, wieder zu vier heißen Stadtduellen bitten wird.
LASK - FC Blau-Weiß Linz 1:2
Tore: Luiz Henrique (25.); Hartl (44.), Poljanec (76.)
Die besten Spieler des LASK: Sebastian Wimmer, Leo Kaufmann
Die besten Spieler des FC BW Linz: David Poljanec, Torsten Knabel
von Marco Wolfsberger