Am 6. September 2011 konnte die SG Austria Klagenfurt keine gerichtliche Einigung mit den Gläubigern erzielen. Nun soll am 4. Oktober 2011 die endgültige Abstimmung erfolgen. Die Aussagen von Präsident Matthias Dollinger sen. gegenüber den ehemaligen Verantwortungsträgern haben an Schärfe massiv zugenommen und deswegen wollte liga3.at aus erster Hand die aktuelle Situation der Klagenfurter Violetten erfahren.
liga3.at: Zunächst sportliche Belange - wie zufrieden ist der Präsident der Austria mit Trainerstab und Mannschaft?
Dollinger sen.: „Mit dem sportlichen Erfolg sind wir vollauf zufrieden. Ich kann nur betonen, dass es einfach wunderbar ist, wie alle mit vollem Einsatz versuchen, die Austria wieder in bessere Zeiten zu führen. In Anbetracht der Komplexität der Probleme arbeiten bei uns absolute Fachmänner in allen Bereichen kostenlos und ziehen an einem Strang - macht mich stolz. Das was Heimo Vorderegger leistet ist phänomenal, ohne das wirtschaftliche Know-How von Dieter Thuller hätte es kein Überleben der Austria gegeben. Dieter leistet auch als Trainer grandiose Arbeit - ohne ihn wäre der Neustart der Austria unmöglich gewesen. Nicht zu vergessen Wolfgang Thun-Hohenstein, Josef Thuller, Gerd Miesenböck und Christian Rosenzopf, die in ihren Bereichen Großartiges leisten. Besonders freut mich aber der Zusammenhalt in der Mannschaft - wir haben wirklich tolle Spieler und Charaktere beisammen, die das violette Fußballherz wieder so richtig zum Schlagen gebracht haben. Auch die Klagenfurter werden wieder vermehrt mit Freude ins Stadion kommen, um Spitzenfußball zu sehen."
liga3.at: Der Überlebenskampf der Austria ist ja wohl in erster Linie im wirtschaftlichen Bereich zu sehen - wie ist die aktuelle Lage?
Dollinger sen.: „Wir haben einen Scherbenhaufen übernommen - das muss ich leider so scharf ausdrücken. Zunächst war es offensichtlich für die ehemaligen Verantwortlichen sehr leicht an zu Geld zu kommen, aber es gab kaum persönlichen Einsatz in wirtschaftlicher und auch in sportlicher Richtung. Das werfe ich vor allem Loibnegger, König und Schoppitsch vor. Slocker nehme ich aus, denn er hat etwas blauäugig alles unterschrieben, was ihm vorgelegt wurde. Absolut nicht verstehen kann ich jedoch, dass nicht rechtzeitig die Reißleine gezogen wurde als das finanzielle Desaster absehbar war. Außerdem gab es in sportlicher Richtung keinerlei Reaktion als es mies lief - das ist einfach verantwortungslos. Es gab sogar Initiativen der Stadt Klagenfurt rechtzeitig einzugreifen, aber der Verein unter der alten Führung hat nur gemauert. Wahrscheinlich wollte man so lange als möglich die Probleme unter den Teppich kehren. Es gab auch einen Investor, der den ganzen Klub kaufen wollte. Die Austria wäre dann in slowenisch-russischer Hand gewesen. Das ist für mich in keiner Weise akzeptabel gewesen. Auch bezüglich der Haftung der Vorgänger ist das letzte Wort noch nicht gesprochen - es wäre aber verfrüht, schon jetzt auf Einzelheiten einzugehen“.
liga3.at: Ankündigungen über Sponsoren, die groß bei der Austria einsteigen wollen, gibt es ja schon so lange, wie es die neue Austria gibt. Wie konkret sind die neuesten Aussagen in dieser Richtung?
Dollinger sen.: Die sind sehr konkret - ich möchte erst absolut fix sagen, wenn das Sanierungsverfahren abgeschlossen ist. Aus den Reihen des neuen Hauptsponsors wird dann auch der geschäftsführende Präsident kommen. Ich werde mich als Vizepräsident zurücknehmen, aber natürlich weiter voll und ganz für die Austria arbeiten. Ich bin absolut beeindruckt, wie Präsident Riegler den RZ Pellets WAC St. Andrä aufgebaut hat - es ist enorm hoher finanzieller Einsatz erforderlich, um einen derart erfolgreichen Weg gehen zu können. Bei der Austria ging es zunächst einmal darum, das Steuer herumzureißen und das Überleben zu sichern. Da haben wir alle heftig in die private Brieftasche gegriffen, weil es eben unsere Herzensangelegenheit ist, dass die Austria weiterlebt und wieder wirtschaftlich und sportlich auf die Erfolgsstraße zurückkehrt.
liga3.at: David Guetta soll im Stadion ein Konzert geben - wird die Austria nun auch zum Konzertveranstalter?
Dollinger sen.: (lacht) „Ja, man muss eben alle Möglichkeiten die sich ergeben beim Schopf packen. Durch Zufall habe ich Kontakt zum Management dieses Weltstars bekommen und er ist vom Klagenfurter Stadion so begeistert, dass er sich kurzerhand bereit erklärt hat, einen Konzerttermin für Klagenfurt einzuschieben. Wir wollen in Kooperation mit der Stadt Klagenfurt, im bis dahin endlich fertiggestellten Stadion, ein Mega-Musik-Event auf die Beine stellen - Termin ist voraussichtlich Ende Juli bis Anfang August 2012“.
liga3.at bedankt sich herzlich für das interessante Gespräch.
von Josef Krainer