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Von der Regionalliga zu Hannover 96 - Samuel Radlinger lebt seinen Traum!

Radlinger H96Höhenluft - Diese konnte ein 19-jähriger Innviertler zuletzt in Norddeutschland beinahe im Überfluss einatmen, wobei dies sicherlich nicht nur an seiner imposanten Größe von 1,96 Metern liegt, sondern viel mehr an seiner steil bis senkrecht nach oben verlaufenden Fußballerlaufbahn. Samuel Radlinger hat es geschafft! Vor rund acht Monaten bestritt er sein letztes Spiel im Trikot der Union St. Florian in der Regionalliga Mitte, ehe sich dann der Traum vieler bei ihm wirklich erfüllte, er noch im Juni einen Profivertrag bei Hannover 96 in der Deutschen Bundesliga unterzeichnete. liga3.at erreichte das 19-jährige Keeper-Ausnahmetalent nach zwei Trainingseinheiten in seiner Wohnung und sprach mit ihm über die Fußballwelt in Deutschland, die zweite Hälfte im U21-Teamspiel gegen Norwegen, den typischen Tagesablauf eines Profis und eine gezwungene Affinität zur ÖBB.

 

liga3.at: Hallo Samuel, zunächst einmal danke, dass du dir für uns Zeit genommen hast. Du bist nun etwas mehr als ein halbes Jahr bei Hannover 96 Profi. Wie fühlt sich dein neues Leben an, wie ist dein Tagesablauf?

Radlinger samuelSamuel Radlinger: "Es geht mir richtig gut, ich habe mich schnell eingelebt und bin nun in eine eigene Wohnung eingezogen. Dort lebe ich zurzeit alleine, was natürlich auch Vorteile hat... (grinst) Also wenn wir wie heute zwei Trainings haben, muss ich so um acht, halb neun aufstehen und dann geht's schon los, da die erste Trainingseinheit um 10 Uhr beginnt, wir aber zusätzlich noch eine Stunde vorher da sein müssen. Nach dem ersten Training geht die gesamte Mannschaft gemeinsam essen und die anschließend Pause bis zur Nachmittagseinheit verbringe ich entweder bei uns im Vereinszentrum oder ein wenig in der Wohnung. Am Nachmittag steht dann die zweite Einheit am Programm, wo wir vor den Spielen meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainieren und auch noch eine ausführliche Matchbesprechung haben. So gegen 17 Uhr ist dann endgültig Feierabend"

liga3.at: Zu deinen Eindrücken von Hannover und deiner Feierabendgestaltung kommen wir später noch zurück. Vor wenigen Monaten warst du noch in der Regionalliga Mitte Tormann, nun duellierst du dich mit dem zurzeit verletzten Markus Miller um die Position des Zweier-Goalies bei Hannover 96, dem Tabellensiebenten der Deutschen Bundesliga. Viele Spieler träumen von so einem Schritt, warum ist er dir gelungen?

Samuel Radlinger: "Mit dem Schritt zu Hannover ist im Sommer natürlich ein Traum in Erfüllung gegangen, genieße ich es vor so vielen Zuschauern dabei im Kader zu sein. Generell ist der Stellenwert des Fußballs in Deutschland ein ganz anderer als in Österreich, egal ob das die Fans, die Rahmenbedingungen oder die Begeisterung ist. Doch ich habe es noch nicht geschafft, möchte noch mehr erreichen und habe mir Einsätze in Bewerbsspielen als nächstes Ziel gesteckt."

Samuel Radlinger Fotoliga3.at: Du hast dein fußballerische Ausbildung in der Akademie OÖ West genossen, warst dann eine Saison Dreier-Keeper bei der SV Ried und bist dann nach St. Florian in die RLM ausgeliehen worden. Wie wurde Hannover dann auf dich aufmerksam?

Samuel Radlinger: "Mein Berater hat mir verraten, dass ein Scout von Hannover das erste Mal beim U21-ÖFB-Teamspiel gegen Norwegen, wo ich die zweite Hälfte gespielt habe, auf mich aufmerksam geworden ist. Da mein Berater gute Kontakte zum Sportchef der Hannoveraner, Jörg Schmadtke, besitzt, ist der Stein schön langsam ins Rollen gekommen. Ich wurde dann auch noch in St. Florian einige Male beobachtet und im Juni absolvierte ich ein dreitägiges Probetraining, ehe ich am 29.6. den Vertrag unterzeichnete, mich noch von meinen Teamkollegen in Ried verabschiedete, das Nötigste packte und dann mit riesen Vorfreude nach Hannover aufbrach."

liga3.at: Wie entscheidend  war diese eine Regionalliga-Saison in St. Florian für dieses Wahnsinnssprung? War das eine Jahr bei den Sängerknaben das ideale Sprungbrett?

Samuel Radlinger: "Auf jeden Fall, es war eine super Zeit mit tollen Mannschaftskollegen und einem starken Trainerteam. Ich bin überzeugt, dass die Zeit in St. Florian sicherlich ein ganz wichtiger und richtiger Schritt war. Man darf nicht vergessen: Dort war ich das erste Mal Einser-Goalie im Erwachsenenfußball, konnte dort erste wichtige Spielpraxis und Erfahrung sammeln, die mir nun sicher zu Gute kommt."

Samuel Radlinger Slideliga3.at: Während der Zeit als Sängerknabe wurdest du auch zum Dauer-Zugfahrer. Erzähl uns wie das so kam....

Samuel Radlinger: "Im ersten Halbjahr besaß ich noch keinen Führerschein und musste somit jedes Mal mit dem Zug von Ried nach St. Florian und wieder retour pendeln. Mit der Zeit wurde das natürlich schon etwas anstrengend und fad, kam ich oft erst nach 23 Uhr daheim in Ried an, aber mein Ehrgeiz mich in Florian zu beweisen war groß genug, um das zu überwinden. Zudem waren diese elendslangen Zugfahrten der entscheidende "Arschtritt" um den Führerschein schnell zu schaffen (lacht)."

liga3.at: Du bist nun ein halbes Jahr in Hannover. Wie viel von der deutschen Mentalität hast du schon angenommen? Wie bist du im Team aufgenommen worden?

Samuel Radlinger: "Der Mentalitätsunterschied ist nicht so groß, einzig beim Sprechen muss ich aufpassen, dass ich nicht allzu sehr in den Dialekt verfalle, dann versteht mich außer dem Dani (Anm.: Daniel Royer) und dem Pogerl (Anm.: Emanuel Pogatetz) keiner mehr... Ich versuche Hochdeutsch zu reden, da dies auch eine Sache der Höflichkeit ist. Da ich aufgrund des Burnouts und der Verletzung von Markus Miller als zweiter Tormann sehr oft beim Team dabei war, bin ich sofort in die Truppe integriert worden und habe mich sehr schnell gut akklimatisiert."

liga3.at: Deine Karriere läuft bisher wie im Bilderbuch. Wie lauten deine nächsten Ziele?

Samuel Radlinger: "In den nächsten zwei, drei Jahren möchte ich die klare Nummer eins Hannover werden und auch das ÖFB-A-Team übt einen großen Reiz aus. Das wären meine ganz großen Ziele."

liga3.at: Zum Abschluss noch wie versprochen, die Frage nach deiner Freizeitgestaltung. Was treibst du abseits des Platzes?

Samuel Radlinger: "Meine Freizeit in Hannover verbringe vor allem mit dem Dani Royer, da wir uns noch aus gemeinsamen Rieder Zeiten kennen. Wir gehen oft gemeinsam essen, bleiben dann noch ein wenig sitzen und plaudern noch. Wie es sich für einen Fußballer gehört, glühen bei uns natürlich auch die Controller beim FIFA-Zocken und sonst trifft man mich auch öfters in der Stadt beim Shoppen. In der spielfreien Zeit zieht es mich zurück in meine Heimat Oberösterreich, wo ich dann viel mit meiner Familie und meinen Freunden unternehme."

Foto 1: Hannover 96
Foto 2 + Foto-Slide: KUESS
Foto 3 und 4: LUI

von Marco Wolfsberger