Seit neun Jahren ist Heinz Seelenbacher Obmann beim Regionalliga-West-Verein USK Anif. Im Exklusiv-Interview mit unterhaus.at spricht er über die Kooperation mit Red Bull, den bisherigen Saisonverlauf und über die "Fehler“ des vergangenen Winters. Mit Freude stellte sich Seelenbacher den Fragen von unterhaus.at-Reporter Thomas Gottsmann.
unterhaus.at: Ihre Mannschaft liegt nach sechs Spielen mit 15 Punkten auf dem zweiten Tabellenplatz der Regionalliga West. Nach dem großen Umbruch im Sommer kann man aus Anifer Sicht mit dem Saisonstart zufrieden sein?
Heinz Seelenbacher: Ja, man muss sogar sehr zufrieden sein mit dem bisherigen Saison-Verlauf. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es gleich so gut läuft, weil verhältnismäßig viele neue Spieler gekommen sind. Aber im Großen und Ganzen muss man sehr zufrieden sein. Wobei wir außer St. Johann bis jetzt eher Gegner hatten, die nicht im vorderen Drittel mitspielen werden.
unterhaus.at: Etwa einen Monat vor Saisonstart war in den Medien ein Zitat von Ihnen zu lesen, dass das Vereinsziel in dieser Saison der Klassenerhalt ist. Nach diesem guten Start wird man aber nicht unten mitspielen. Oder haben Sie noch immer Angst vor dem Abstieg?
Heinz Seelenbacher: Es war eine sehr schwierige Situation, weil wir erst spät die Entscheidung getroffen, ohne Profis in die Saison zu gehen. Die Zeit, eine neue Mannschaft zu bilden, war extrem kurz. Sie ist uns ein bisschen davongelaufen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir gesagt: Wir spielen nur mehr mit jungen Spielern. Wir machen das, was wir immer gemacht haben und am besten können - junge Spieler ausbilden. Zu dem Zeitpunkt als ich diesen Satz in den Medien gesagt habe, war ich der Meinung, dass man aufgrund der Ausgeglichenheit der Liga einfach nur schauen muss, nicht hinten dabei zu sein. Das geht schneller als man denkt. Ich habe schon alles erlebt: Ich habe Anif vor mittlerweile neun Jahren übernommen, da war die Mannschaft kaputt, wir sind abgestiegen. Ich konnte im Frühjahr nichts mehr machen. Wenn der Karren verfahren ist, ist er verfahren. Dann kannst du ihn nicht in ein, zwei Monaten umreißen. Genauso war die Situation vor der jetzigen Saison. Wir haben gesagt: Schauen wir lieber, dass wir nicht in Abstiegsgefahr kommen.
unterhaus.at: Anif hat in den letzten Jahren mit einer jungen Mannschaft immer oben mitgespielt. Auch in der letztjährigen Hinrunde war man in der Spitzengruppe dabei. War es ein Fehler, die Mannschaft im Winter so radikal umzubauen?
Heinz Seelenbacher: Im Nachhinein ist natürlich jeder gescheiter. Auch wir haben daraus sehr viel gelernt. Man würde heute das eine oder andere besser machen, wobei man sagen muss, dass wir grundsätzlich ja andere Spieler haben wollten. Unsere Wunschspieler waren in der Winterübertrittszeit aber nicht zu erwerben. Man musste auf Spieler zurückgreifen, die im Winter frei waren. Heute weiß man, dass vielleicht der eine oder andere nicht ganz zur Mannschaft gepasst hat. Wir haben im Frühjahr auch gesehen, dass die Mischung Profi-Amateur äußerst schwierig ist. Einige unserer Amateure haben es nicht aus dem Kopf gebracht, dass jetzt Profis da sind. Dadurch ist meiner Meinung nach der Leistungsabfall gekommen. Und wenn‘s einmal in einer Mannschaft nicht passt, dann kannst du 15 Stars haben und du wirst trotzdem keine Leistung abrufen. Real Madrid hat die teuerste Mannschaft der Welt und wird nicht Meister. Deswegen haben wir im Sommer gesagt: aus. Es geht nur ausschließlich mit Profis oder eben mit Amateuren. Wir haben uns für die Amateure entschieden. Man würde über das Ganze wahrscheinlich nicht reden, wenn Scherz und Enzenberger im Frühjahr nicht verletzt gewesen wären. Dann würden wir heute über etwas ganz was anderes sprechen.
unterhaus.at: Ist der Aufstieg nach dem guten Start auch in dieser Saison ein Thema?
Heinz Seelenbacher: Wir wollen uns in der Liga konsolidieren und so lange wie möglich vorne mitspielen. Der Druck vom „Müssen“ ist weg, damit geht vielleicht das Eine oder Andere leichter. Aber jetzt kommen die schwierigen Gegner, da wird man sehen, wo die junge Mannschaft steht. Ich bin momentan guten Mutes, die Stimmung in der Mannschaft ist hervorragend.
unterhaus.at: Im Sommer hat es viele Gerüchte rund um die Kooperation mit Red Bull gegeben. An einem Tag war Anif quasi tot, am nächsten doch wieder nicht. Wie war es aus Ihrer Sicht - wurden da viele Unwahrheiten verbreitet?
Heinz Seelenbacher: Es war immer nur minimale Wahrheit dabei. Es ist bei einer Kooperation so, dass es zwei Partner gibt und beide wollen etwas davon haben. Des Problem ist, dass diese Meldungen für den Verein sehr schlecht waren. Trotzdem ist es so, dass wir uns beinhart an die Vertragsklauseln halten. Das bedeutet strenge Verschwiegenheit, davon sind wir nicht entbunden. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Eines kann man sagen: Es ist weit weniger dramatisch, wie alle zu wissen glauben. Der wahre Hintergrund ist ja ganz ein anderer. Wir haben als kleiner Dorfverein, der wir immer noch sind und auch bleiben werden, über den Tellerrand hinausgeschaut. Sei es in der Nachwuchsarbeit oder bei der Arbeit in der Kampfmannschaft. Wir wissen, dass der Plafond ohne zusätzliche Sponsoren die Westliga ist. Wir wissen auch, dass die Gemeinde Anif den bezahlten Fußball nicht will. Und an diese Vorgaben haben wir uns zu halten.
unterhaus.at: Warum ist man die Kooperation mit Red Bull eigentlich eingegangen?
Heinz Seelenbacher: Sie sollte vor allem den Juniors nützen. Für mich ist es nach wie vor völlig unverständlich, dass die Bundesliga sie aus der zweiten Liga verbannt hat. Wenn man das letzte Jahr anschaut haben in allen drei Regionalligen Amateurmannschaften gespielt und überall waren sie vorne mit dabei. Im Hinblick auf den gesamten Fußball muss man darauf achten, dass man diese Mannschaften nach oben bringt. Warum gibt es Akademien, wenn ich den besten Talenten des Landes nicht die Gelegenheit gebe, ihren Beruf nachzukommen? Der Sinn und Zweck wäre, dass diese Burschen wieder dort oben spielen können. Man kann zu Red Bull stehen, wie man will, aber man kann vor diesem Projekt nur den Hut ziehen. Wenn man sich anschaut was in Liefering entsteht, dann habe ich höchste Achtung vor Red Bull. Man könnte das Geld ganz leicht auch im Ausland unterbringen.
unterhaus.at: Wie ist der Stand der Dinge bei der Kooperation zwischen Anif und Red Bull?
Heinz Seelenbacher: Die Kooperation besteht natürlich weiterhin, sie ist nur derzeit stillgelegt, weil momemtan kein Bedarf für Aktivitäten da ist. Man schaut jetzt einfach mal wie es läuft. Red Bull hat gesehen, dass es nicht so einfach ist und wir haben derzeit keinen Handlungsbedarf. Wir schauen, dass in der Mannschaft Ruhe drinnen ist und derzeit ist die Kooperation nicht am Leben.
Jetzt Fan werden von unterhaus.at Salzburg
von Thomas Gottsmann