600 Zuschauer, zwei echte Trainer-Charaktere an der Seitenlinie und ein Spiel, das seinem Derby-Charakter alle Ehre machte: Der FC Judenburg entführt nach einem intensiven 2:0-Erfolg die Punkte aus dem Zirbenlandstadion in Obdach. Frühes Geschenk, viel Kampf, wenig Spielfluss – Fußball war an diesem Nachmittag harte Arbeit. Beide Teams schenkten sich keinen Zentimeter und kamen nie wirklich in den Rhythmus. Viele Fouls, hitzige Szenen und eine Rote Karte für Obdach-Coach Kurt Schwendinger (78.) rundeten das emotionale Kräftemessen ab. Am Ende war es ein Wechsel mit Wirkung und ein Fehler mit Folgen, die das Spiel entschieden. Heinz Thonhofer hatte als Trainer das bessere Händchen – und einen treffsicheren Joker.
Die erste Halbzeit war geprägt von harten Zweikämpfen, taktischen Fouls und zahlreichen Unterbrechungen. Beide Mannschaften versuchten, über den Kampf ins Spiel zu finden – mit überschaubarem Erfolg. Inmitten dieser zerfahrenen Phase leistete sich Obdachs Clemens Schultermandl einen folgenschweren Fehler: Ein Rückpass, ein unglücklicher Ausrutscher, und schon war das Tor leer. Jan Thurner schaltete schnell, legte quer auf Christian Ritzmaier, der den Ball aus rund 20 Metern gefühlvoll ins verwaiste Gehäuse hob – 0:1 in der 30. Minute.
Wir haben verdient verloren. Es war kein besonderes Spiel von uns. Wir waren einfach zu schwach.
Stefan Leitner, Sektionsleiter Obdach
Judenburg hatte da noch mit dem Wind zu kämpfen, doch Obdach nutzte die Phase nicht konsequent. Einige Chancen gab es zwar, doch echte Torgefahr entstand meist aus Zufällen. Die Gäste standen kompakt, setzten auf Umschaltmomente – und hatten damit den besseren Plan.
Zur Pause reagierte Judenburgs Trainer Heinz Thonhofer und bewies ein goldenes Händchen: Der 17-jährige Stefan Ilic kam für Jonas Schmedler – und avancierte zum Matchwinner. In Minute 64 rollte ein Konter über die linke Seite, Ilic marschierte kraftvoll bis zum Strafraum - wurde bis dahin auch nicht attackiert - machte dort einen kurzen Haken und schob den Ball überlegt flach ins lange Eck – 0:2.
Bis zum 0:1 waren wir die tonangebende Mannschaft. Wir haben aus dem Nichts das Tor bekommen und waren dann nicht mehr in der Lage zurückzuschlagen. Es war deshalb eine verdiente, wenn auch unnötige Niederlage.
Kurt Schwendinger, Obdach-Trainer
Obdach war nun gefordert, versuchte es mit viel Einsatz, doch oftmals zu überhastet oder mit zu viel Kombinationsdrang. Zwei gute Chancen, dazu ein strittiger Elfermoment – doch der Schiedsrichter ließ weiterspielen. Die Emotionen kochten hoch, besonders als Trainer Schwendinger wegen einer Schiedsrichterbeleidigung in der 78. Minute mit Rot vom Platz musste.
Fazit: Ein Derby mit Krallen, Ellbogen und zwei Toren – Judenburg holt sich mit Cleverness und Kaltschnäuzigkeit den Auswärtssieg.
Gegen einen sehr kampfbetonten Gegner mit zwei Innenverteidigern aus der Bundesliga (Meusburger und Gollner) haben wir dieses Spiel über die gesamte Zeit verdient gewonnen. Die Burschen haben ihre Aufgaben sehr gut umgesetzt und ich kann ihnen zur geschlossenen Mannschaftsleistung nur gratulieren.
Heinz Thonhofer, Judenburg-Trainer
by René Dretnik
Fotos: RIPU-Sportfotos (Galerie)