Sowohl die ASKÖ Ebelsberg Linz, als auch die Union Mühlbach waren am vergangenen Wochenende mit hohen Siegen in die neue Meisterschaft gestartet. An diesem Sonntag wollten beide Vereine nun nachlegen, wobei die Gäste zumindest als leichte Favoriten ins Spiel gingen. Was sich in den darauffolgenden 94 Minuten schließlich am Ebelsberger Sportplatz abspielte, lässt sich rückblickend nicht ohne weiteres so einfach beschreiben. Geprägt wurde dieses Duell sicherlich von vielen strittigen Schiedsrichterentscheidungen, wobei sich vor allem die Mühlbacher nach drei Elfmetern und zwei Ausschlüssen gegen sie, verständlicherweise schwer benachteiligt fühlten. Der alles entscheidende Siegtreffer zum 4:3 glückte Peter Wimmer letztlich in der vierten Minute der Nachspielzeit.
Die Mühlbacher machten zu Beginn, auch ohne den erkrankten David Umbauer in der Startelf, keine schlechte Figur und kamen gegen beherzt kämpfende Linzer, die zudem ein enorm hohes Laufpensum abspulten, zu einigen Möglichkeiten. In Minute 30 gingen die Gäste dann durch Michael Mayrhauser auch in Führung. Nach einem langgezogenen Eckball wurde der Ball zunächst auf Mühlbachs Nummer 10 zurückgelegt, welcher daraufhin aus etwa 20 Metern Entfernung abzog und mit seinem sehenswerten Schuss Ebelsbergs Torwart Agan Fejzic keine Chance ließ. Die Freude im Lager der Mühlbacher sollte jedoch nicht von langer Dauer sein. Beinahe postwendend schafften es die Hausherrn, durch einen verwandelten Elfmeter von Muhamed Medjuseljac auszugleichen. Dem Strafstoss war ein vermeintliches Foulspiel von Mühlbachs Schlussmann Mario Gruber nahe der Toroutlinie vorausgegangen. Gäste-Trainer Sipura hatte in dieser Aktion eher ein Stürmerfoul gesehen: „Nach dem Führungstreffer waren wir vielleicht mit dem Kopf noch nicht ganz wieder bei der Sache. Nach einem Foul an der Mittellinie hat Ebelsberg den Ball einfach nur lang nach vorne gespielt und plötzlich sah sich unser Torwart mit einer Eins-gegen-Eins-Situation konfrontiert, bei welcher meiner Meinung nach er gefoult wurde und nicht umgekehrt.“
Noch bevor der Pausenpfiff ertönt war gelang es den Mühlbachern den alten Abstand wiederherzustellen. Nach einem schwerwiegenden Fehler in der Hintermannschaft der Gastgeber in Minute 45 bediente Julian Engelsberger, Patrick Leonhardsberger ideal, welcher im Anschluss keine Probleme mehr damit hatte das Runde ins Eckige zu bugsieren. Die neuerliche Führung der Sipura-Elf sollte von ähnlich kurzer Dauer sein, wie die erste. Die Ebelsberger benötigten im zweiten Abschnitt lediglich fünf Minuten, um abermals den Vorsprung zu egalisieren. Wieder war es Medjuseljac der für die Linzer traf und wieder nach einem Elfmeter. In Minute 67 stand dann Referee Mario Schörkhuber erneut im Mittelpunkt des Interesses, als er Michael Mayrhauser nach einem Foulspiel im Mittelfeld mit Rot vom Platz stellte. „Michael Mayrhauser ist ein ganz filigraner Spieler, der über eine gute Technik verfügt und so glaube ich, noch nie in seiner Karriere als Fussballer ausgeschlossen wurde. Der Platzverweis war für mich auf alle Fälle überzogen!“, so Mühlbach-Trainer Sipura nach Spielschluss. Ebelsberg-Coach Wimmer sah diese durchaus entscheidende Situation doch etwas anders: „Für mich war diese erste rote Karte, nach einem Foulspiel klar von hinten in die Beine, absolut vertretbar.“
Trotz Unterzahl legte nur zwei Minuten später Mühlbach noch einmal vor. Dieses Mal bediente Leonhardsberger seinen Sturmpartner Engelsberger und dieser stellte auf 2:3. Mit einem Mann mehr auf dem Feld warfen die Ebelsberger in der Schlussphase alles nach vorne. Ihr Trainer zeigte sich vom ungebrochenen Willen seines Teams beeindruckt: „Meine Spieler haben immer weitergekämpft und sich nie aufgegeben. Sicherlich gab es auch noch etliches, das man verbessern könnte, mit der Leistung und vor allem der Einstellung meiner Spieler war ich aber sehr zufrieden.“ Die Schlussoffensive machte sich fünf Minuten vor dem Ende tatsächlich noch bezahlt. Wieder kam nach einem Zweikampf im Strafraum der Gäste ein Ebelsberger zu Fall und zum dritten Mal an diesen Tag zeigte Schiedsrichter Schörkhuber auf den Punkt. Wieder lautete das Duell Medjuseljac gegen Gruber und auch dieses Mal sollte schlussendlich Ebelsbergs Abwehrchef die Oberhand behalten. Die Aufregung bei den Mühlbachern war in der Folge verständlicherweise groß. Nach Kritik und einer angeblichen Unsportlichkeit bekam der eingewechselte David Umbauer innerhalb weniger Sekunden dann auch noch die Ampelkarte gezeigt. Trotz zwei Mann weniger versuchten die Schützlinge von Mario Sipura auch in dieser Phase noch den Sieg zu erringen und hatten durch Juro Petrusic auch noch den Matchball am Fuss, welchen dieser jedoch vergab. Dieser Mut sollte am Ende nicht nur nicht belohnt werden, sondern vielmehr sogar noch nach hinten losgehen. Nach einem Konter kam Ebelsbergs Solospitze Peter Wimmer in Minute 94 im gegnerischen Strafraum ans Leder. Der Trainersohn umkurvte den zu diesem Zeitpunkt bereits angeschlagenen Mühlbach-Keeper Gruber und fixierte somit in letzter Sekunde den Erfolg der Hausherrn.
Peter Wimmer (Trainer der ASKÖ Ebelsberg Linz):
„Drei Tore aus Elfern erzielt man nicht alle Tage, man muss derartige Situation im Strafraum des Gegners aber auch erst einmal kreieren können. Ob die Strafstöße klar waren oder nicht, ist sicherlich auch eine Definitionsfrage was man unter klar versteht. Zumindest die zweite rote Karte gegen Mühlbach war aber auch aus meiner Sicht sehr hart. Meines Erachtens nach wäre ein Remis sicherlich auch OK gewesen, wobei ich verständlicherweise über den Sieg überglücklich bin.“
Mario Sipura (Trainer der Union Mühlbach):
„Ich habe in meiner langjährigen Arbeit als Trainer und früher auch als Schiedsrichter so etwas noch nie erlebt. Ich bin sicherlich keiner der bekannt dafür ist, sich auf schwache Leistungen des Unparteiischen auszureden, was der Referee aber in dieser Partie abgeliefert hat, war unter jeder Kritik. Es war schon schwer mein Team nach dem Schlusspfiff zurückzuhalten und das obwohl wir ansonsten eine sehr faire Mannschaft sind. Dass wir am Ende verloren haben, wäre an sich gar nicht so schlimm gewesen, immerhin befinden wir uns erst in Runde zwei, die Art und Weise wie diese Niederlage zustande kam, war aber eine Katastrophe. Wir sind eine blutjunge Amateurmannschaft, bei welcher viele Spieler dreimal in der Woche in ihrer Freizeit ins Training gehen, nach so einer Partie fühlen sich viele von ihnen einfach nur noch verschaukelt. Ich sage es ganz offen, ich hoffe nur, dass mir niemand von meinen Akteuren jetzt aufhört. Es ist einfach traurig wenn jemand anderer, als die 22 Mann auf dem Platz, ein Spiel entscheidet.“
von Michael Obrecht