2. Klasse Mitte

Spielabbruch nach angeblicher Spuckattacke bei ESV Westbahn Linz gegen FC Blau Weiß Linz 1b

altaltEin vorzeitiges und vor allem recht unschönes Ende fand die Partie zwischen der ASKÖ ESV Westbahn Linz Schauer Bau und der 1b-Mannschaft des FC Blau Weiß Linz. Bis zur 53. Minute bekamen die Zuschauer, die sich an diesem Samstag am Westbahn-Platz eingefunden hatten, eigentlich ein recht faires Linzer Derby zu sehen, in welcher die Reserve des Regionalligisten nach Toren von Abdalla Sharef (40., 48.) und Dejan Misic (49.) mit 3:0 führte. Dann aber verlor Miradz Demiri, nachdem er von Schiedsrichter Ertan Nacak wegen eines Foulspiels mit Gelb-Rot vom Platz gestellt worden war, scheinbar die Nerven.

Letztendlich ließ sich der Mazedonier im Dienste von Westbahn, laut Aussage des Unparteiischen, zu einer Spuckattacke hinreißen, woraufhin Referee Nacak die Begegnung, seiner Ansicht nach regelkonform, unverzüglich abbrach.

ESV verschläft Start in die zweite Hälfte

Bevor es zu der bereits angesprochenen strittigen Szene überhaupt kam, fand mehr als eine Halbzeit lang ein durch die Bank ganz normales Fußballspiel statt, indem FC Blau Weiß Linz 1b zwar über weite Strecken feldüberlegen war, jedoch nur selten wirklich gefährlich vor das Tor von ESV-Keeper Patrick Edelmayr kam. Neben der gutsortierten Abwehr der Hausherrn hatte die zweite Garnitur der Königsblauen auch mit dem nicht gerade „Englischen Rasen“ so ihre lieben Probleme. Generell entwickelte sich in den ersten 45 Minuten, zum Teil auch aufgrund des holprigen Geläufs, ein sehr kampfbetontes, aber auf keinen Fall, unfaires Spiel. So verteilte Schiedsrichter Ertan Nacak bis zur Pause lediglich drei gelbe Karten. Als eigentlich alles schon nach einem torlosen ersten Durchgang roch, gelang es den Gästen dann in Minute 40 doch noch ihr spielerisches Übergewicht in Zählbares umzumünzen. Nach einem doppelten Doppelpass konnte Westbahns Schlussmann Edelmayr einen Schuss der Blau-Weißen noch parieren, den Abpraller verwertete dann aber Abdalla Sharef zum 0:1. Der in dieser Saison bislang erfolgreichste Torschütze des 1b-Teams von Blau Weiß bessert kurz nach Wiederbeginn sein Trefferkonto weiter auf. Nur 60 Sekunden später konnte sich dann auch sein Teamkollege Dejan Misic bejubeln lassen. Der 18-Jährige machte mit seinem ersten Saisontor den kapitalen Fehlstart des ESV Westbahn in Halbzeit zwei perfekt. Die Gäste, die nach dem Seitenwechsel sichtlich einen Gang höher geschaltet hatten, hatten gerade einmal vier Minuten in Hälfte zwei benötigt, um diese Partie zumindest vorzuentscheiden.

Auf Ampelkarte folgte Spielabbruch

In Minute 53 kam dann, nach einem Wechselpass von Blau Weiß 1b, der bereits zuvor verwarnte Miradz Demiri deutlich zu spät. Westbahns Nummer 3 traf seinen Gegenspieler hörbar am Fuß. Schiedsrichter Ertan Nacak bestrafte dieses Einsteigen mit der Ampelkarte. Zunächst schien sich der Übeltäter mit seinem Ausschluss noch abzufinden, so machte er vorerst einige Schritte in Richtung Seitenoutlinie, ehe er dann aber doch noch umkehrte und vom Schiedsrichter eine Erklärung für seinen Platzverweis verlangte. Als dieser die Proteste unkommentiert ignorierte, soll sich Demiri zu einer Spuckattacke in Richtung der Beine des Unparteiischen hinreißen haben lassen. Referee Nacak zögerte daraufhin keinen Moment und brach die Begegnung, zum Ärger beider Vereine, umgehend ab.

 

Um Ihnen einen bestmöglichen und vor allem objektiven Überblick über die Geschehnisse zu ermöglichen, folgen hier nun Stellungnahmen von allen beteiligten Seiten:

Ertan Nacak (Schiedsrichter):

„In der 53. Minute habe ich Westbahns Nummer 3 nach einem Foulspiel, bei dem es regelrecht gekracht hat, Gelb-Rot gezeigt. Der belangte Spieler, der von Anfang an äußerst aggressiv zu Werke ging, zeigte sich mit meiner Entscheidung offensichtlich nicht einverstanden und kehrte in der Folge, nachdem er zunächst einige Meter weit weg stand, zu mir zurück. Letztlich wurde ich dann von ihm angespuckt, wobei er mich wohl am Stutzen getroffen hat. Gemäß den Regeln hab ich dann die Partie abgebrochen, was ich versucht habe den Funktionären auch mitzuteilen. Diese meinten dazu aber nur, dass es sich hierbei nicht um ein Bundesligaspiel handeln würde und ich demnach weiterspielen lassen soll. Das Regulativ gilt aber überall gleich und somit auch in der 2. Klasse Mitte.“

 

Herwig Bindreiter (Sektionsleiter der ASKÖ ESV Westbahn Linz „Schauer Bau“):

„Wir haben uns umgehend nach dem Spielabbruch mit dem Gruppenchef der 2. Klasse Mitte in Verbindung gesetzt, denn was Schiedsrichter Ertan Nacak in dieser Partie aufgeführt hat, war eine absolute Frechheit. Bis zur besagten Szene, war überhaupt nichts Besonderes los. Vielmehr hat es sich um ein ganz stinknormales Fußballspiel gehandelt, ohne jegliche Gehässigkeiten. Der Ausschluss von Miradz Demiri nach seinem Foulspiel war durchaus vertretbar. Als er, nachdem er Gelb-Rot gesehen hatte, nochmals zum Unparteiischen hin ist und ihn gefragt hat, für was er ihn überhaupt vom Platz stelle, soll er sich zu einer Spuckattacke hinreißen haben lassen. Von 5 Metern Entfernung soll Demiri den Referee am Socken getroffen haben. So etwas würde wahrscheinlich nicht einmal ein Lama zustande bringen. Wer so etwas kann, spielt wahrscheinlich nicht Fußball, sondern tritt im Zirkus auf. Den Abbruch hat letztlich keiner verstanden. Auch Blau Weiß Linz wollte unbedingt weiterspielen, da sie gehofft hatten in Überzahl noch etwas für ihr Torverhältnis tun zu können. Dass der Schiedsrichter von irgendjemandem im Anschluss an seine fatale Entscheidung bedroht wurde, ist absolut nicht wahr. Ein Versagen des Ordnerdienstes lasse ich mir auf keinen Fall unterstellen. Wenn jeder Unparteiische so agieren würde wie dieser, dann würde wahrscheinlich jede zweite Partie wegen einer angeblichen Gefährdung abgebrochen werden. Nachdem Schiedsrichter Nacak den Platz verlassen hatte, erteilte er mir dann noch die Anweisung vor seiner Kabine mehr oder weniger Wache zustehen. Als ich dann nach einer halben Stunde mal gefragt habe, ob wir vielleicht das Ganze jetzt einmal abschließen könnten und den Spielbericht unterzeichnen, meinte er dazu, dass er das von zu Hause aus erledigen würde und er keine Unterschriften von den Vereinsvertretern benötige. Man kann sich vorstellen, dass ich nach diesem ganzen Theater stinksauer bin.“

 

Harald Leitner (Sportlicher Leiter und Spieler von FC Blau Weiß Linz 1b):

„Ich bin in der Szene, welche dann letztlich zum Ausschluss geführt hat, unmittelbar daneben gestanden, da ich mir gerade den Ball für den folgenden Freistoß zurechtgelegt habe. Ich möchte mir als Außenstehender jetzt auf keinen Fall anmaßen Richter zu spielen, sondern einfach nur das Wiedergeben was ich gesehen habe. Beim Foulspiel ist der Westbahn-Spieler schlichtweg zu spät gekommen. So etwas kann schon einmal passieren. Der Ausschluss war meiner Meinung nach sicherlich gerechtfertigt. Während der Schiedsrichter die Gelb-Rote notierte, kehrte dann Demiri zurück zum Unparteiischen, um ihn zu fragen, ob er leicht ein Problem mit ihm habe und was der Grund für seinen Platzverweis sei. Der Referee hat auf diese Frage keine Antwort gegeben, woraufhin der Akteur des ESV auf den Boden vor die Füße seines Gegenübers gespuckt hat. Schiedsrichter Nacak hat dann sofort die Begegnung abgebrochen und das Spielfeld verlassen. Im Anschluss von Gefahr in Verzug zu sprechen, wäre auf alle Fälle überzogen. Eine handfeste Bedrohung war wohl nicht vorhanden, weshalb jeder eigentlich auch weiterspielen wollte. Obwohl ich schon lange spiele habe ich Derartiges noch nie miterlebt. Die ganze Situation war irgendwie komisch. Ganz generell möchte ich diesen Anlassfall dazu nützen, um für mehr Fair-Play im österreichischen Fußball zu werben. Schlussendlich sitzen wir, sprich Spieler, Schiedsrichter, Trainer und Fans doch alle im selben Boot. Mehr Ehrlichkeit wäre auf jeden Fall wünschenswert, wobei man wohl auch versuchen müsste, die Regeln, an die sich alle halten sollten, so einfach wie möglich zu gestalten.

 

 

von Michael Obrecht