Das Spitzenspiel der 11. Runde in der 2. Klasse Mitte powered by HDI zwischen FC Blau Weiß Linz 1b und der ASKÖ SC Kirchberg-Thening wurde seinem Namen wahrlich gerecht. Den rund 150 Zuschauern, welche den Weg am Freitagabend ins Donaupark-Stadion gefunden hatten, wurde von der ersten bis zur buchstäblich letzten Minute so ziemlich alles geboten, was das Herz eines Fußballfans höher schlagen lässt. Neben einem bis zum Schluss hoch dramatischen Spielverlauf mit etlichen umstrittenen Entscheidungen des Unparteiischen bekam das Publikum nicht nur fünf Tore zu sehen, sondern auch zwei Ausschlüsse, sowie gleich drei Stangen- bzw. Lattenschüsse. Letztendlich wurde dieses Duell zweier Aufstiegsaspirant erst durch den Treffer von Novica Krajisnik in der 90 Minuten zu Gunsten der Königsblauen entschieden.
In der vorangegangen Runde kam es ja bekanntlich beim Spiel zwischen dem ESV Westbahn Linz und der Reserve des FC Blau Weiß Linz zum Spielabbruch. Unter der Woche wurde dieser Fall nun beim zuständigen Gremium des Verbandes behandelt, wobei letztlich diese Partie, wie wohl zu erwarten, mit 0:3 aus Sicht der „Eisenbahner“ strafverifiziert wurde. Durch diese drei am „Grünen Tisch“ gewonnen Zähler schlossen die Blau-Weißen punktemäßig in der Tabelle wieder zu den auf Rang zwei liegenden Kirchberg-Theningern auf. Die beiden Teams trennte somit vor dem mit Spannung erwarteten direkten Duell einzig und alleine das Torverhältnis, bei welchem die Höretseder-Elf spätestens nach dem historischen 21:1-Triumph über die ASKÖ Neue Heimat klar die Nase vorne hatte.
Dass für beide Kontrahenten in dieser Begegnung viel auf dem Spiel stand, war von Anfang an zu erkennen. So entwickelte sich vom Anpfiff weg eine recht schnelle und rassige Partie, welcher über weite Strecken der ersten Hälfte nur die nötigen Tore fehlten. Der Grund warum sich die Zuschauer zunächst noch etwas in Geduld üben mussten, bis sie das erste Mal so richtig losjubeln konnten, lag nicht nur am eigenen Unvermögen der Spieler, sondern auch an der zunächst guten Leistung der Torhüter. So konnte zum Beispiel Kirchberg-Thenings Schlussmann Manfred Rader den einen oder anderen gefährlichen Abschluss der Gastgeber entschärfen. Bei einem Stangenschuss von Blau Weiß Linz 1b hätte dann aber wohl auch er das Nachsehen gehabt. Die Hausherrn trafen im ersten Abschnitt übrigens noch ein zweites Mal Aluminium, als sich ein Ball noch auf die Oberkante der Latte senkte.
In Minute 38 stand dann den Linzern die Torumrahmung aber nicht mehr im Weg. Bei einem „Freistoß-Lupfer“ von Harald Leitner in den gegnerischen Strafraum stand die Abwehr der Gäste schlecht, beziehungsweise ging vielleicht auch eine geplante Abseitsfalle nach hinten los. Abdalla Sharef nützte dies sofort aus, indem er alleine vor Torhüter Rader an den Ball kam, die Nerven behielt und die Hausherrn somit in Führung brachte. Kirchberg-Thening sollte schlussendlich gerade einmal 60 Sekunden benötigen, um auszugleichen. Die Höretseder-Elf profitierte in dieser Szene von einem verhängnisvollen Abspielfehler der Heim-Mannschaft in der Vorwärtsbewegung. Mit nur einem Pass konnte man im Anschluss an die Balleroberung die gesamte Abwehr der Linzer aushebeln. Torjäger Alexander Mittermeir hatte daraufhin keine Probleme mehr das Runde im Eckigen unterzubringen. Mit dem Zwischenstand von 1:1 ging es dann auch ab in die Kabinen.
Sofort nach Wiederbeginn scheiterten dann auch die Gäste einmal am Aluminium, touchierte doch ein Mittermeir-Kopfball den Querbalken. Wenige Augenblicke später schloss Schiedsrichter Gerhard Grasböck Kirchberg-Thenings Patrick Haudum mit Gelb-Rot aus. Der 17-jährige Mittelfeldspieler, der bereits kurz vor der Pause wegen eines Foulspiels verwarnt wurde, traf beim Hineinrutschen nahe der Mittellinie einen Gegenspieler, woraufhin der Referee kein Erbarmen kannte. In Unterzahl verlegten sich die Mannen von Coach Höretseder in der Folge eher aufs Kontern. Blau Weiß 1b suchte mit einem Mann mehr auf dem Platz die Entscheidung. Nach exakt einer Stunde gelang es den Königsblauen schließlich ihre nummerische Überlegenheit auszunützen. Über mehrere Stationen kam Harald Leitner im Zentrum an den Ball, welcher ideal durchsteckte auf Milos Modric, der aus der Drehung zur neuerlichen Führung der Hausherrn traf. Reklamierte im Lager von Kirchberg-Thening schon so mancher beim ersten Treffer Abseits, so hatten die Gäste auch dieses Mal wieder einen gegnerischen Spieler beim entscheidenden Abspiel vorne gesehen. Auch Kirchberg-Thenings Trainer Anton Höretseder wollte beim 2:1 einen Regelverstoß erkannt haben: „Beim Pass in die Tiefe stand der Angreifer von Blau Weiß mindestens zwei Meter im Abseits. Der Schiedsrichter hat sich in dieser Aktion, weil er es selber nicht gesehen hatte, auf seinem Assistenten verlassen, der fälschlicherweise die Fahne unten ließ. Der Mann an der Linie war übrigens Alexander Feigl, der Sohn des gegnerischen Trainers. Diese vielleicht sogar absichtliche Fehlentscheidung, hat den Ausgang der Partie doch maßgeblich beeinflusst.“
Obwohl man in Überzahl voran lag, schaffte es Blau Weiß 1b nicht, Kirchberg-Thening den Todesstoß zu versetzen. Den Linzern mangelte es in dieser Phase an der nötigen Ruhe. Die Gäste kämpften verbissen weiter und waren über schnelle Gegenstöße nach wie vor nicht ungefährlich. In Minute 84 führte schließlich einer dieser Konter zu einem Elfmeter. Nach einer Flanke in den Strafraum wurde Alexander Mittermeir letztlich laut Schiedsrichter Grasböck regelwidrig gestoppt. Stefan Thaller verwertete den Penalty in gewohnter Manier ganz sicher zum 2:2. In einer bis dato schon ereignisreichen Begegnung war aber noch lange nicht Schluss. Nur drei Minuten nach dem Ausgleichstreffer bekam Blau Weiß 1b spielender Sportlicher-Leiter, Harald Leitner, vom Unparteiischen nach einem Foulspiel die Ampelkarte zu sehen. Das Gleichgewicht auf dem Spielfeld war somit wiederhergestellt. Wahrlich im letzten Augenblick, als alles schon mit einer Punkteteilung rechnete unterlief den Gästen dann schließlich doch noch der alles entscheidende Fehler. Der an der Leiste verletzte Verteidiger Maximilian Piesch schlug vielleicht aufgrund seines Handicaps den Ball nicht aus der Gefahrenzone, sondern passte stattdessen zu Philipp Beisl. Der sechsfache Torschütze der Vorwoche ließ sich im Anschluss zu viel Zeit und verlor das Spielgerät an Ufuk Yilmaz, der eben erst eingewechselt worden war. Letztlich kam Novica Krajisnik an das Leder und dieser jagt es aus rund 20 Metern unter die Latte. Mit der allerletzten Aktion im Spiel gelang der zweiten Garnitur von Blau Weiß somit ein immens wichtiger Heimsieg.
Harald Leitner (Sportlicher Leiter und Spieler des 1b-Teams des FC Blau Weiß Linz):
„Irgendwie war es eine komische, wenngleich auch sehr spannende Partie. In der ersten Hälfte haben wir klar gedrückt und sind auch verdient in Führung gegangen. Die beiden Gegentore, die wir kassiert haben, haben wir uns so gut wie selbst geschossen. Die Begegnung war die gesamten 90 Minuten eigentlich von viel Hektik geprägt, auch weil man im Lager unseres Gegners den Drang verspürte alles dokumentieren und kommentieren zu müssen. Im Endeffekt hat dies dem Spiel von Kirchberg-Thening sicherlich geschadet. Auch bei meinem Ausschluss wurde gleich wieder von allen Seiten eine gelbe Karte gefordert, obwohl ich meinen Gegenspieler nur leicht berührt habe. Am Ende haben wir den Sieg unbedingt gewollt und dafür wurden wir auch zu Recht belohnt.“
Anton Höretseder (Trainer der ASKÖ SC Kirchberg-Thening):
„An diesem Tag ist wirklich alles schief gelaufen, was nur schief laufen kann. Zunächst einmal war schon das verletzungsbedingte Fehlen von Dominik Ofner für uns ein harter Schlag. Er hat uns in dieser Partie im zentralen Mittelfeld merklich gefehlt. Generell haben wir leider nicht unser gesamtes Leistungsvermögen abrufen können. Dass wir am Ende aufgrund eines gravierenden Eigenfehlers noch verloren haben, ist natürlich extrem bitter. Wir hätten uns sicherlich viel mehr verdient gehabt. Jahr für Jahr bauen wir uns jetzt schon ein Kartenhaus auf, nur damit es im entscheidenden Moment wieder zusammenbricht. Wir machen uns das Leben immer selbst unnötig schwer. Nichtsdestotrotz müssen wir versuchen den Blick so schnell wie möglich wieder nach vorne zu richten und den Herbst so gut wie möglich abschließen. Zu den beiden Ausschlüssen kann ich nur sagen, dass beim Platzverweis von Patrick Haudum der Schiedsrichter das nötige Fingerspitzengefühl vermissen ließ. Der Platzverweis von Harald Leitner war hingegen längst überfällig. Ich habe ohnehin nicht verstanden, dass der Unparteiische es sich derart lange gefallen ließ, dass ein Spieler permanent jede Entscheidung von ihm in Frage stellte.“
von Michael Obrecht