Frauen in OÖ

SPG BW Linz/ Kleinmünchen: Langzeit-„Multi“ Christine Holzmüller nahm ihren Abschied!

Mit Kleinmünchens Christl Holzmüller sagte am Jahresanfang eine der ganz großen Persönlichkeiten in Oberösterreichs Frauenfußball „Adieu“; das LIGAPORTAL bat die unermüdliche Arbeitsbiene zum ausführlichen Interview:

 

Nicht nur beim Spatenstich zum Sportheim-Neubau legte die Obfrau (dritte von links) stets engagiert „Hand an“ für eines der besten Frauenteams Österreichs!

Ligaportal: Christl, warum bist Du bei der Generalversammlung nicht mehr zur Wahl als Obfrau angetreten?

Christine Holzmüller: "Ich war von 2006 bis Jänner 2025 im Amt, es ist an der Zeit, das Szepter an Jüngere weiterzugeben und es ist auch wichtig, dass ich mir Zeit nehmen kann, mich um meine Gesundheit zu kümmern“.

Wie schwer war es für Dich, eine Nachfolgerin zu finden?

„Sehr schwierig, daher war ich froh, dass Sandra Mayrhofer diese Aufgabe übernommen hat und ich habe vollstes Vertrauen, dass sie diese auch gut meistern wird“.

Mit welchen Gefühlen verlässt Du die Bühne bei der SPG BW Linz/Kleinmünchen, auch in der Frauenfußball-Akademie OÖ (FFAOÖ)?

„Ich habe zwar als Obfrau in Kleinmünchen und dadurch natürlich auch bei der SPG BW Linz/Kleinmünchen aufgehört, bleibe aber Vereinsmitglied der Union Kleinmünchen und bin nach wie vor bei der FFAOO tätig.“

Seit wann warst Du nach Deiner Karriere als Aktiver bei der Union Kleinmünchen in welcher Funktion tätig?

„Von 1989 – 1993 war ich als stellvertretende Sektionsleiterin tätig, übernahm 1993 – 2006 als Sektionsleiterin, 1995 – 2006 agierte ich als Trainerin der 1b und 1c Mannschaft und anschließend bis Jänner 2025 als Obfrau, insgesamt also mehr als 35 Jahre!

Auf welche „Meilensteine“ (Sportheim-Neubau, Fusion mit BW Linz , Kooperation mit Ingolstadt 04 usw…blickst Du am liebsten zurück?

 

Holzmüller (links) bei der Vertragsunterzeichnung mit dem deutschen Zweitligisten FC Ingolstadt 04 (beide Fotos: Union Kleinmünchen)

„Der Neubau war eine große Herausforderung und die vielen Arbeitsstunden mit allen unseren Helfer/innen mühsam, aber der Zusammenhalt aller Beteiligen war großartig. Die Fusion mit Blau-Weiß Linz war richtig und wichtig, da Union Kleinmünchen die vielen Anforderungen allein nicht mehr stemmen konnte. Die Kooperation mit Ingolstadt gibt uns die Möglichkeit, uns mit den Trainern/innen auszutauschen, Testspiele zu absolvieren und mit Miriam Sterrer hat es eine Spielerin von uns in die 2. Deutsche Bundesliga (1. FSV Mainz 05) geschafft“.

Gemeinsam mit der leider allzu früh verstorbenen und unvergesslichen Andy Binder ward Ihr die „Architektinnen“ der neuen Spielgemeinschaft?

„Es war das letzte Projekt, an dem Andy mitgewirkt hat“.

Wo siehst Du noch Aufholbedarf für Eure „jungen Wilden“ in der ADMIRAL-Frauen-Bundesliga?

„Wir haben viele junge Spielerinnen, die körperlich in der ADMIRAL-Frauen-Bundesliga noch oft unterlegen sind, darum wäre es wichtig, dass sie so lange als möglich zusammenspielen und in ihren Aufgaben wachsen“.

Ist die Akademie der richtige „Nährboden“ auch für die weitere Entwicklung?

„Auf alle Fälle. In der Akademie sind viele Talente, die den Sprung in die Nachwuchs- Nationalteams und bei uns in die Bundesliga geschafft haben“.

Wäre es im Sinne einer „befruchtenden Rivalität“ wichtig, dass sich beide Linzer Frauenteams in der obersten Spielklasse halten?

„Es wäre natürlich für Oberösterreich ein Erfolg, zwei Mannschaften in der Frauenbundesliga zu haben. Ein Derby hat auch seinen besonderen Reiz und es fordert!“

Oberösterreich hat, nicht zuletzt durch die großen Erfolge Kleinmünchens in Österreichs Frauenfußball dominiert, warum ging diese Vormachtstellung verloren?

„Einige Vereine haben sich Spielerinnen aus dem In- und Ausland geholt, da konnten wir finanziell nicht mithalten“.

Oberösterreichs U 14-Auswahl spielt beinahe regelmäßig in der Bundesländermeisterschaft um die vordersten Plätze mit, wohin „verlieren“ sich dann diese Talente?

„Die meisten Spielerinnen gehen in eine Akademie. Manche müssen aber den Fußball an die 2.Stelle stellen, wenn es um Schule oder Lehre/Beruf geht“.

Laura Wienroither, Lisa Kolb, Claudia Wenger, alles ehemalige Kleinmünchen-Spielerinnen, haben es in das ÖFB-A-Team und sogar ins Ausland geschafft, siehst Du ähnliche Aspirantinnen in Eurem aktuellen Team?

„Es gibt einige Talente in unserem Kader, wie jene, die in den Nachwuchsteams des ÖFB spielen: Almedina Sisic, Theresa D’Angelo, Lara Ritter, Sophie Hoke, Ella Herbst, Jana Rauch oder Emily Schimm für den DFB".

Welche Erfahrungen hast Du mit Sponsoren gemacht, wo besteht Verbesserungspotential?

„Ich bin froh, einen Hauptsponsor wie die LINZ AG zu haben, der uns schon viele Jahre unterstützt und eine der ersten Firmen waren, die Frauensport gefördert haben. Durch die TV-Übertragungen konnten auch andere Firmen gewonnen werden“.

 

Sollte Deiner Meinung nach die Professionalität Einzug halten in Oberösterreich, ähnlich den Vereinen in Vorarlberg, Salzburg, Niederösterreich?

„Du meinst wohl, ob auf Halbprofi oder Profi umgestellt werden sollte? Das wird wahrscheinlich auch im Frauenfußball die Zukunft sein“.

Noch immer finden sich in Medien Vergleiche des Frauenfußballs mit dem der Männer, nervt Dich diese unpassende Gegenüberstellung?

„Es nervt schon, aber manchmal scherzen wir schon darüber, ob die Frage kommt oder nicht“.

Kannst Du deshalb dem Ausspruch: „es gibt nur 1 Fußball, egal ob von Männern oder Frauen ausgeübt- etwas abgewinnen?

„Ja sicher“.

Was hat sich Deiner Meinung nach am meisten in den letzten 20 Jahren im o.ö. Frauenfußball verändert?

„Die Anzahl der Frauen- und Mädchenmannschaften hat sich deutlich erhöht, die Ausbildung, die Technik und die Athletik haben sich enorm verbessert“.

Was wünscht Du Deiner Nachfolgerin und den Mädels in der BULI und der Future League am meisten?

„Der Obfrau wünsche ich, dass alle sie unterstützen und den Mädels: eine verletzungsfreie und erfolgreiche Saison“.

Wie siehst Du die Chancen, dass das ÖFB-A-Team wieder zu „alter“ Stärke zurückfindet?

„Im Team findet ein Umbau statt, Spielerinnen haben ihre Kariere beendet, es gab einen Trainerwechsel, aber ich bin sicher, es wird wieder aufwärts gehen“!

Wirst Du auch in Deiner „Nachspielzeit“ Spiele der höchsten Spielklasse verfolgen?

„Natürlich werde ich die Frauen Bundesliga weiterhin verfolgen, in erster Linie natürlich unsere Mannschaften“.

Liebe Christl! Ich möchte mich ganz herzlich für Dein Statement bedanken und Dir alles Gute für die Zukunft wünschen, besonders, dass Dich Deine „Nach wie vor- Schützlinge“ mit Erfolgen überraschen!

Helmut Pichler