Mit einem überraschenden 2:0-Auswärtssieg beim bisherigen Tabellenführer Union Mondsee holte sich der SV Windischgarsten in der letzten Runde den inoffiziellen Herbstmeistertitel in der Frauenklasse Ost. Nadine Müller und Patrizia Pretschuh sorgten bereits in der ersten Spielhälfte für die Entscheidung. Die Gastgeberinnen hatten seit Beginn der Herbstmeisterschaft in acht Spielen mit dem Punktemaximum von 24 Zählern und dem überragenden Score von 74:5 die Tabellenführung inne. Helmut Pichler unterhielt sich mit Erfolgstrainer Bernhard Müller.
Herzlichen Glückwunsch zum Herbstmeister, seit Ihr selbst überrascht?
„Danke für die Glückwünsche. Ja, der Erfolg war auch für uns unerwartet."
Der Spielverlauf aus deiner Sicht?
"Wir haben von Beginn an großen Druck entwickelt, gleich die zwei ersten Chancen zu Toren genützt und dann das Spiel kontrolliert. Auch Mondsee hatte natürlich Chancen, aber man hatte nicht das Gefühl, dass es für uns noch eng werden würde und sich zwingende Tormöglichkeiten für die Heimischen ergeben. Wir haben die torgefährliche Susanne Meidl „manngedeckt“ und damit eine Gefahrenquelle weitgehend ausgeschaltet. Bereits zur Pause schien die Torjägerin demoralisiert. Und sicher hat sich bei Mondsee auch das Fehlen von Auswahlspielerin Nina Gaderer bemerkbar gemacht, die sich kürzlich einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hat."
Ich habe gehört, ihr habt beim Spiel Altmünster gegen Mondsee spioniert, hat sich die Beobachtung bewährt?
"Ganz sicher, wir konnten uns vom Spielsystem der Einzelspielerinnen selbst ein gutes Bild machen und uns danach richten. Mein Co- und Torfrau-Trainer, Philipp Rohrauer, hat daraufhin für unser Team ein geniales taktisches Konzept entwickelt, das unseren spielerischen und technischen Voraussetzungen wie ein Maßanzug angepasst war. Entscheidend war aber, dass am gestrigen Tag wirklich jede meiner Spielerinnen ihre Top-Leistung abrufen konnte und deshalb haben wir auch als Kollektiv geglänzt. Jede ist für die Kollegin gelaufen und hat für die andere gekämpft. Ich meine, dass uns auch die Routine gestern den vollen Erfolg beschert hat."
Mondsee hat acht Spiele in Serie, zum teil sehr hoch, gewonnen und bis gestern ein Score von 74:5 erspielt, aber ihr habt auch außer dem Spiel gegen Scharnstein alles gewonnen und euch herangepirscht!
"Für mich war das Heim-Remis gegen Scharnstein sogar d a s Schlüsselspiel im Herbst, denn wir lagen mit 1:3 zurück und konnten erst in der 90. und 92. Minute noch die Tore zum Ausgleich erzielen. Ohne diesen Zähler wären wir nur Zweiter."
Mit Sandra Geisberger ist vor Beginn der Meisterschaft die ehemalige Schützenkönigin der O.Ö. Frauenliga aus Micheldorf zu euch gestoßen, wie wertvoll ist sie für die Mannschaft?
"Sandra wollte auf eigenen Wunsch zu uns, wir waren auch begeistert, dass es geklappt hat und sie hat sich dank ihrer menschlichen und sportlichen Qualitäten als Volltreffer erwiesen. Sie ist nicht in erster Linie auf ihren eigenen Torerfolg aus, sondern spielt äußerst mannschaftsdienlich, ein echter Glücksfall für uns!"
Eure Pläne für das Frühjahr?
"Nachdem wir jetzt einmal versucht haben, uns taktisch zu verbessern, was uns dank des Lerneifers aller Spielerinnen schon weigehend gelungen ist, wollen wir jetzt verstärkt im Technikbereich arbeiten."
Dann danke ich dir für das Sonntag-Interview und wünsche euch für eure Pläne gutes Gelingen. Gewinnen werden im Frühjahr ganz sicher die Fans, denn bei der derzeitigen Konstellation wird das Duell Windischgarsten gegen Mondsee noch länger alle Frauenfußball-Begeisterten in Spannung versetzen!
Mondsee-Trainer Werner Kemetinger anerkannte die Leistung des frischgebackenen Tabellenführers sportlich fair: „Windischgarsten war heute taktisch sehr gut auf uns eingestellt. Wir haben die Gegnerinnen auch nicht unterschätzt, aber zwei relativ schnelle Tore haben das Match eigentlich vorzeitig entschieden. In der zweiten Spielhälfte musste unsere Torfrau nur einen einzigen Ball fangen, unsere Offensive fand einige Chancen vor, gestern haben wir aber ganz einfach das Tor nicht getroffen Unsere Torjägerin Susanne Meidl wurde komplett zugedeckt und natürlich fehlt uns Nina Gaderer sehr. Man darf nicht vergessen, Meidl fehlt wegen eines Schlüsselbeinbruchs seit Wochen und liegt mit ihren elf Toren aus den ersten Runden noch immer in der Spitzengruppe der besten Torschützinnen. Aber noch ist keine endgültige Entscheidung gefallen, der Kampf um den Meistertitel ist weiter offen, weil wir nur einen Punkt hinter dem Leader liegen. Und unser ausgezeichnetes Torverhältnis ist im Falle einer knappen Entscheidung sicherlich einen Punkt wert."
Dr. Helmut Pichler