Frauen in OÖ

"Endrundenteilnahme bleibt mein größter Traum"

Union Kleinmünchens Simone Krammer scheint derzeit als Oberösterreichs einzige Auswahlfußballerin im Kader der ÖFB-U17-Nationalelf auf. Helmut Pichler unterhielt sich mit der 15-Jährigen über ihre bisherige Karriere, ihre sportliche Jahresbilanz und ihre Zukunftstpläne.



Simone, du bist derzeit Oberösterreichs einzige ÖFB-Nationalspielerin, wie und wann bist du überhaupt zum Frauenfußball gekommen?

"Ich spiele bereits seit meinem fünften Lebensjahr mit Begeisterung Fußball. Begonnen habe ich bei den "Mini-Knaben" in Micheldorf. Bis zu meinem 14. Lebensjahr habe ich in Burschen-Mannschaften gespielt. Meine ersten Einsätze in Frauen-Teams hatte ich dann in der OÖ-Auswahl und  in der Damen-Mannschaft in Micheldorf."

Von Grün-Weiß Micheldorf  bist du Im Sommer zu Kleinmünchen gewechselt;wie groß ist der Unterschied im Training und Spiel zwischen Landesliga und Bundesliga und wie hast du es so schnell geschafft, Stammspielerin zu werden?

"Der Unterschied ist schon deutlich spürbar. Der Kader und die Anzahl an guten Spielerinnen ist erheblich größer und der Konkurrenzkampf dadurch bereits im Training bemerkbar. Das Training ist darüberhinaus ziemlich anspruchsvoll. Auch im Spielverlauf ist der Unterschied enorm. Ich hatte am Anfang schon meine Probleme mit der Robustheit der Gegnerinnen und mit der Schnelligkeit des Spiels. Die Ausbildung im LAZ Wels und jetzt im Nationalen Frauenzentrum in St. Pölten hilft mir bestimmt sehr, dass ich in der Stammmannschaft bestehen kann. Ich wurde von den Damen von Kleinmünchen super aufgenommen, was mir persönlich sehr geholfen hat. Auch die Unterstützung durch meinen Coach Gerald Reindl ist ein wesentlicher Bestandteil für meine Entwicklung."

Wer hat dich bisher in deiner sportlichen Karriere am meisten unterstützt?

"Das Talent habe ich wahrscheinlich von meinem Vater geerbt. Er gibt mir auch immer wieder Tipps und steht voll hinter mir. Ohne den Einsatz meiner Mutter, die mich ebenfalls voll unterstützt, wäre vieles jedoch nicht möglich gewesen. Ich denke da nur an die vielen Fahrten zu den Trainings und den zahlreichen Spielen. Meine Familie gibt mir den nötigen Rückhalt. Sportlich sehe ich meine Wurzeln beim SV Micheldorf, wo ich meine ersten Fußballschritte erlernt habe. Die Möglichkeit, meine Ausbildung im LAZ Steyr und dann im LAZ Wels auszubauen, war für mich - als eines der ersten Mädchen in den LAZ - natürlich super. Vor allem die Zeit im LAZ Wels mit dem Team um Trainer Gerald Grecksamer war für mich eine sehr lehrreiche und interessante Erfahrung und das Sprungbrett in das NFZ."

Seit Herbst bist du an der Frauenfußball-Akademie in St. Pölten. Wie sieht bei dir ein Tagesablauf aus?

07.00 Uhr aufstehen, waschen, anziehen, frühstücken
08.45 Uhr - 10.00 Uhr Training
10.30 Uhr - 14.20 Uhr Schule
15.00 Uhr - 16.30 Uhr Training
18.30 Uhr Abendessen
19.00 Uhr - 20.00 Uhr Studierzeit
22.30 Uhr Bettruhe

Wie steht es um dein schulisches Fortkommen, gibt es Lieblingsgegenstände?

"Mathe ist mein Lieblingsfach. Schulisch habe ich eigentlich bisher keine Probleme; aber das Lernen bleibt halt nicht aus..."

Bleibt dir da noch Zeit für Hobbies?

"Nein, nicht wirklich!"

Mit Kleinmünchen habt ihr im Herbst beinahe schon den Klassenerhalt geschafft, welche Ziele hast  du persönlich in diesem Team?

"Ich arbeite hart daran, eine Führungsspielerin zu werden und dem Team die nötige Sicherheit zu vermitteln. Den Klassenerhalt möchte ich unbedingt erreichen."

Würdest du bei einem Angebot des Serien-Siegers und Abonnement-Meisters aus Neulengbach einen Wechsel nach Niederösterreich überlegen?

"Über "Was wäre wenn..."  mache ich mir keine Gedanken."

Träumst du manchmal davon, in einigen Jahren im Ausland zu spielen, wäre der FC Bayern München für dich eine Option?

"Bayern München ist für mich seit Kindheitstagen ein großer Anreiz. Mehr noch träume ich jedoch von einer Mannschaft, mit der ich um einen internationalen Titel kämpfen kann."

Im U 17- Nationalteam bist du im Herbst im letzten Spiel der EM-Qualifikation gegen Kasachstan (11:0) zum Einsatz gekommen, nachdem du während des Jahres schon einige Spiele absolviert hast. Welche Chancen siehst du, dass sich eine ÖFB-Auswahl - U17, U19 oder A-Team - einmal für eine EM-Endrunde qualifiziert?

"Die U19 ist ja bereits in der EM-Qualifikation eine Runde weiter gekommen und befindet sich damit bereits im Kreis der Elite-Mannschaften Europas. Das A-Team liegt auch auf dem ausgezeichneten dritten Platz und hat ebenfalls Chancen auf die Play-Off-Plätze für die Endrunde. Also ich finde, der Weg führt in die richtige Richtung."

Mit der OÖ-Auswahl warst du im Herbst gegen die Auswahl Wiens erfolgreich, auch die Leistung im Spiel gegen die Steiermark war sehr ansprechend. Warum habt ihr euch gegenüber den Vorjahren so verbessert, was treibt euch zu so guten Leistungen?

"Vielleicht merkt man, dass der Frauenfußball generell mehr Ansehen gewinnt und die Mädchen in den Vereinen mehr gefördert werden. Die Dichte an guten Fußballerinnen wird daher immer größer. Unser Trainer Wolfgang Wagenleitner hat es sehr gut verstanden, uns zu einer richtigen Mannschaft zu vereinen. Wir spielen gemeinsam für ein Ziel."

Wo siehst du persönlich deine größten Stärken, wobei du als Allrounderin ohnehin schon sehr vielseitig begabt bist?

"Allrounderin ist vielleicht ein wenig übertrieben. Meine fußballerischen Bereiche liegen sicher eher in der Defensive. Hier bin ich jedoch schon im Mittelfeld und in der Abwehr einsetzbar. Meine Stärken sehe ich im Überblick, dem Stellungsspiel, der Ballmitnahme und die Schuss- und Passtechnik rechts. Ich glaube auch, dass ich über den nötigen Kampfgeist verfüge."

Gab oder gibt es für dich noch immer Vorbilder im (Frauen)-Fußball?

"Hier orientiere mich eher an den Männern. Messi, Schweinsteiger, Götze sind Spieler, die mir schon imponieren."

Interessiert dich daneben noch Männerfußball, etwa das Abschneiden Micheldorfs mit Trainer und  Fußball-Legende „Wauki“ Waldhör?

"Micheldorf wird mich immer begleiten. Nachdem mein Papa Co-Trainer in der Kampfmannschaft ist, interessiere ich mich natürlich für dieses Team. Mein besonderes Interesse gilt dem FC Bayern. Ich schaue mir aber auch sehr gerne andere Top-Mannschaften mit Begeisterung an."

Deine Ziele für die Frühjahrssaison und dein größter sportlicher Traum?

"Klassenerhalt mit Kleinmünchen in der Bundesliga. Außerdem möchte ich die OÖ U16-Auswahl in den Spielen gegen Kärnten und Niederösterreich zu einem Sieg führen. Ich hoffe, die Lehrgänge der U17-Nationalmannschaft mitmachen zu dürfen. Mein größter Traum: Mit Österreich an einer EM/WM teilzunehmen bzw. mit einem internationalen Team die Champions League zu gewinnen."

Was würdest du als deinen bisher größten sportlichen Erfolg bezeichnen?

"Das zu Ende gehende Jahr war durch meine Aufnahme in das NFZ und den Wechsel zu Kleinmünchen bereits ein extrem erfolgreiches Jahr. Das Highlight schlechthin  war aber bestimmt mein Einsatz bei der U17-EM-Qualifikation gegen Kasachstan. Aber auch die ersten Teilnahmen an den Freundschaftsländerspielen mit der Nationalmannschaft waren unvergesslich, besonders der 3-2-Sieg gegen Deutschland!"

Sind Hallenturniere wegen der Verletzungsgefahr für dich eher eine  Belastung oder bist du auch hier mit Begeisterung dabei?

"Ich bin bei Hallenturnieren mit Begeisterung dabei. Mir gefällt das schnelle Spiel und der Einsatz von Technik und Ballgefühl."

Danke für das Gespräch! Ich wünsche dir ein frohes Weihnachtsfest und ein hoffentlich verletzungsfreies, erfolgreiches Neues Jahr!


Dr. Helmut Pichler