Frauen in OÖ

Trainingslager in einer anderen Fußballwelt

altIm Rahmen der Vorbereitung auf die Frühjahrssaison der ÖFB-Frauenliga hielt die Union Kleinmünchen in der vergangenen Woche ein intensives Trainingslager in Köln ab und tauchte dabei in eine andere Fußballwelt ein. Exklusiv für unterhaus.at ließ sich Helmut Pichler von Cheftrainer Gerald Reindl seine zahlreichen Eindrücke schildern.


Wo habt ihr Quartier bezogen, welche Trainingsmöglichkeiten habt ihr vorgefunden?

Wir waren mit dem gesamten A-Kader und fünf Trainern im Stadtzentrum im „Station Hostel“, in der Nähe des berühmten Kölner Doms untergebracht. Die Stadt Köln stellte uns einen Kunstrasenplatz für drei Trainingseinheiten neben dem RheinEnergieStadion zur Verfügung. Wir konnten unser Trainingspensum also unter tollen Bedingungen erledigen und sehr gut arbeiten.

Wie erging es euch im ersten Testmatch gegen den Zweitligisten 1. FC Köln?

Schon am Abend des zweiten Tages spielten wir den freundschaftlichen Test gegen die Frauenelf des 1.FC Köln. Bei der Ankunft im Kölner Trainingsgelände kamen viele unserer Spielerinnen aus dem Staunen kaum heraus. Zwei Plätze stehen hier für die Bundesligaprofis der Männer, zwei Kunstrasenplätze, zwei Fun-Courts, ein kleines Stadion, drei Rasenplätze und ein Fußballtennisfeld für den Nachwuchs und die Frauen zur Verfügung. Das Spiel selbst gegen den Vierten der 2. Bundesliga Süd begann wie erwartet mit sehr hohem Druck der Gastgeberinnen, die sehr guten Fußball boten. Unsere Mannschaft hielt aber mit aller Kraft dagegen und konnte mit einem ehrenvollen 0:0 in die Pause gehen. Nach dem Wechsel ging es in derselben Tonart weiter, aber erst in der 67. Minute traf Köln zum 1:0. Danach hatten wir durch Iris Moser sehr gute Möglichkeiten auf den Ausgleich, doch die Kölner Torfrau hielt ausgezeichnet. In den letzten zehn Minuten erhielten wir dann leider noch drei Tore zum 0:4-Endstand. Unsere Mannschaft kämpfte aber mit großer Leidenschaft und verkaufte sich trotz der klaren Niederlage sehr gut.

Und schon am nächsten Tag seid ihr dann gegen Borussia Mönchengladbach angetreten?

Ja, am Freitag reisten wir nach Mönchengladbach, wo wir echt herzlich empfangen wurden. Der Tabellenfünfte der 2. Bundesliga Süd hieß uns auf seiner eigenen Anlage willkommen, die  nur für die Frauen- und Mädchenabteilung der Fußballerinnen zur Verfügung steht. Das Spiel selbst begann sehr ausgeglichen und wir kamen dabei überraschend gut in das Spiel. Nach 15 Minuten rechnete ich mir sogar gewisse Chancen aus….. allerdings nur kurz, denn in der 17. Minuten agierten wir in der Abwehr zu körperlos und kassierten prompt das 0:1, ein paar Minuten später stand es nach einer weiteren Nachlässigkeit in der Defensive  0:2.

Waren zwei Spiele in zwei Tagen gegen so starke Gegner dann nicht doch zu viel des Guten?

Trotz des Rückstandes nahmen wir uns für die zweite Spielhälfte eine Steigerung vor, doch ein verdeckter Weischuss in der 52. Minute machte alle guten Vorsätze zunichte. Danach zerfiel unsere Mannschaft förmlich körperlich und auch mental, das gute Spiel vom Vortag steckte zu stark in den Knochen und dadurch ging auch die Konzentration völlig verloren. Mönchengladbach steigerte sich in einen wahren Spielrausch und wir kassierten letztendlich eine 0:10-Schlappe.

Euer „Seitenblick“ zu den Männern?

Als Trost, Entspannung und vor allem riesigem Interesse besuchten wir nach dem Vormittagstraining am Samstagnachmittag das Bundesliga-Derby der Männer zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen im mit 46.500 Zuschauern ausverkauften RheinEnergieStadion, das Leverkusen mit 2:0 gewann.

Dein Resümee vom Trainingscamp?

Für uns alle war es ein tolles Erlebnis, den deutschen Fußball zu erleben und dabei eine ganze Menge zu lernen. Tempo, Dynamik und Technik sind bedeutend mehr ausgeprägt als bei uns. Der Stellenwert ist weit höher angesetzt, wir fühlten uns quasi in einer anderen Fußballwelt. Jetzt gilt es für uns, das Erlebte, soweit möglich in unser Spiel einzubauen und umzusetzen. Nächstes Jahr möchten wir auf jeden Fall wieder ein paar Tage in Deutschland verbringen.

Vielen Dank für deine Schilderung und recht viel Glück für die Frühjahrssaison!


Dr. Helmut Pichler