Christoph Söllradl hatte die Fußballerinnen der Spielvereinigung bis in die oberste Spielklasse Oberösterreichs geführt, im Sommer trat der Erfolgscoach einen Schritt zurück, agiert jetzt als „Co“ und Martin Mühlgrabner übernahm als Cheftrainer den LT1-O.Ö.Ligisten, wozu er im „Ligaportal seine Vorstellungen präzisiert:
Herr Mühlgrabner, Sie waren selbst lange im Männerfußball tätig, was hat Sie zum Frauenfußball gebracht, auch Ihre Tochter?
„Zum Frauenfußball bin ich vor allem aufgrund meiner Tochter Anja gekommen. Anja spielt seit ihrem 6. Lebensjahr Fußball und ist vor 5 Jahren von den Sipbachzeller Burschen zu den Damen von Kematen/Krems gewechselt. Ich war dann als Papa fast bei jedem Spiel dabei und bin immer enger mit der Mannschaft zusammengewachsen. Auch Christoph Söllradl wurde mir zu einem guten Freund – es ist schon herausragend, was er in Kematen/Krems alles für den Frauenfußball gemacht hat und wie er die Mannschaft aufgebaut hat. Im Frühjahr hat sich dann schon ein stiller Wechsel abgezeichnet. Aufgrund meiner zeitaufwendigen selbständigen Tätigkeit und auch meines immer noch aufrechten Engagements für meinen Stammverein Sipbachzell, musste ich mir die Sache gut überlegen, denn eine halbe Sache wollte ich nicht machen. Ganz oder gar nicht – die Damen haben sich das auch nur so verdient“!
Könnten Sie mir, bitte, kurz Ihren fußballerischen Stationen als Spieler und Trainer skizzieren?
„Ich bin seit 1980 bei der Union Sipbachzell als Spieler gemeldet. Dort war ich als aktiver Spieler von 1980 bis ca. 2005 tätig. Schon dazwischen, ab 1986, habe ich meine Trainerausbildungen absolviert, war mit 16 Jahren schon Nachwuchstrainer in Sipbachzell und bin das noch heute. Dazwischen war ich in den Jahren 1995 bis 1999 Spielertrainer der Kampfmannschaft in Sipbachzell.
Seit 1990 bin ich auch durchgehend als Funktionär, davon über 20 Jahren als Sektionsleiter, für die Union Sipbachzell tätig. In den letzten Jahren habe ich meine Funktion dort allerdings bis auf den Schriftführer reduziert und natürlich bin ich noch Hilfsschiedsrichter und Nachwuchstrainer“.
Irre ich, oder unterstützt Sie Christoph Söllradl weiterhin tatkräftig als Co-Trainer, wie ist Ihre Aufgabenverteilung?
„Christoph ist die wichtigste Säule der SPG Kematen/Piberbach/Rohr/Neuhofen, er investiert eine Unmenge an Zeit und setzt sich für alle Interessen der Damen voll ein. Ohne ihn als Co-Trainer hätte ich die Aufgabe nicht übernommen. Wir haben keine klare Aufgabenverteilung, er unterstützt mich in allen Belangen und wir sprechen fast alles ab. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass wir auch eine 1b- Mannschaft haben. Diese wird von Yvonne Harrer gecoacht und auch sie unterstützt mich bei den Trainings, genauso wie auch noch Stefan Zeindl. Unser Trainerteam ist also schon auf breite Beine gestellt und bei durchschnittlich 20 Damen im Training ist dies auch erforderlich“.
Was ist Ihr Credo im Fußball: „zuerst muss die Null stehen oder: „im Angriff liegt das Erfolgsgeheimnis“?
„Nun, Beides hat seine Berechtigung. Wir haben allerdings das System über den Sommer etwas umgestellt und wollen unsere Spielanlage offensiver anlegen. Gegen die klar dominanten Mannschaften wie den LASK, SPG Steyr und einige andere Teams werden wir zwangsweise defensiver agieren. Wichtig ist, dass wir unterschiedliche Systeme spielen können und nicht alles nach dem gleichen Schema abläuft“.
In Ihrem Kader ist auch „altersmäßig“ eine große Spannweite gegeben, ideal als Kombination zwischen jugendlichem Angriffsgeist und wichtiger Routine in brenzligen Situationen?
„Wir haben eine tolle Mannschaft im Alter zwischen 15 und 38 Jahren, das ist eine perfekte Mischung. In der Abwehr etwas routinierter, obwohl noch sehr jung, nach vorne in der Offensive sehr kreativ und torgefährlich. Leider hatten wir in der Aufbauzeit großes Verletzungspech. Unsere Torfrau Bianca Oberbramberger hat sich gegen Rottenmann, ohne Fremdeinwirkung, das Kreuzband gerissen und eine unserer wichtigsten und routiniertesten Spielerinnen, Karin Brugger, hat sich beim Aufwärmen vor dem Aufbauspiel gegen LASK 1b den Ellbogen so schwer verletzt, dass sie den ganzen Herbst ausfallen wird. Das schmerzt sehr, weil Karin eine ganz wichtige Rolle im neuen System gespielt hätte".
Die „Österreich-Edelfans“ peilen trotz „schmerzhafter“ Verluste in der Vorbereitung einen Platz im Vorderfeld an! (Foto: Verein-facebook)
Ihre 1b-Mannschaft zählt zu den Spitzenteams der Frauenklasse Süd/West. Ist von dort bald mit Nachschub für die „Erste“ zu rechnen?
„Wir greifen schon jetzt ständig auf die Talente der 1b Mannschaft zurück. Die beiden Mannschaften ergänzen sich sehr gut. Ohne die Unterstützung der 1b wären die Erfolge in der Kampfmannschaft A nicht möglich“.
Wann hat das Training offiziell begonnen, wie stark war die Beteiligung?
„Wir trainieren seit 5. Juli, im Durchschnitt sind rund 20 Damen im Training, inklusive einiger ganz junger Spielerinnen aus dem Nachwuchs“.
Weist Ihr Aufgebot mehr Schülerinnen, Studentinnen auf oder überwiegen die Berufstätigen?
„Unser Kader ist gemischt, würde ich sagen, es ist alles vertreten. Aufgrund des sehr jungen Durchschnittsalters sind aber mehr Schülerinnen und Studentinnen aktiv.“
In den bisherigen Testspielen blieben Ihr Team ungeschlagen, bedeutet das, volle Zufriedenheit beim Chef?
„Die Leistungen waren ok, es ist schwierig, starke Gegner zu finden. Zufrieden bin ich mit dem Abwehrverhalten und der Spielüberlegenheit in allen Spielen, unzufrieden mit der Verwertung der Torchancen. Schockierend waren die beiden schweren Verletzungen, denn lieber hätte ich alle Spiele verloren und dafür nur gesunde Spielerinnen zur Verfügung. Aber so ist eben der Fußball“.
In die LT1- O.Ö Liga sind 4 neue Mannschaften eingezogen, was kann man von ihnen erwarten?
„Alle 4 Aufsteiger haben das Potential, im Mittelfeld der Tabelle mitzuspielen. Für ganz vorne wird es nicht reichen“.
Ist der Meisterschaftsstart mit dem Heimspiel gegen die SPG Antiesenhofen/Guntamatic Ried-bereits ein echter Gradmesser für die aktuelle Spielstärke Ihrer Mädels?
„Ja, der erste Gegner zählt neben LASK, Krenglbach und SPG Steyr ganz klar zu den Titelfavoriten. Ein etwas leichterer Gegner zu Beginn wäre mir lieber gewesen. Aber so sehen wir zumindest klar und deutlich, wo wir stehen“.
Welche Ziele setzen Sie sich für 2022/23?
„Nun die 4 oben angeführten Mannschaften werden ganz vorne landen, dahinter sehe ich uns mit 2 bis 3 anderen Mannschaften. Platz 5 wäre ein schöner Erfolg und auch der eine oder andere Punkt gegen die 4 dominanten Teams“.
Vielen Dank für Ihre aufschlussreichen Ausführungen und viel Glück und Erfolg im Herbstdurchgang!
Helmut Pichler