Frauen in OÖ

Mittelfeld-„Motor“ Claudia Wenger gewann ihren härtesten „Zweikampf“!

Im Jänner 2021 war Allrounderin Claudia Wenger aus St. Ulrich vom SV Neulengbach zum Serienmeister SKN St. Pölten gewechselt, bis zu ihren tatsächlichen Einsätzen musste sich die ÖFB- U19-Internationale wegen einer schweren Verletzung aber bis zum Frühjahr 2022 gedulden. Wie sie diese Zwangspause meisterte und wie sie aktuell die Chancen für den SKN St. Pölten in der Gruppenphase der „Königsklasse“ sieht, schildert die 21-jährige Spitzenfußballerin im ausführlichen LIGAPORTAL-Interview:

 

LIGAPORTAL: Claudia, haben Sie in Ihrer „Zwangspause“ je daran gezweifelt, wieder im Trikot des SLKN St. Pölten antreten zu können?

Claudia Wenger: „Anfangs hatte ich nicht damit gerechnet, dass ich so lange mit dieser Verletzung kämpfen muss, aber um ehrlich zu sein, glaubte ich phasenweise auch nichtmehr daran, je wieder am Fußballplatz stehen zu dürfen. Umso größer war dann natürlich die Freude, das Trikot vom SKN St.Pölten endlich anziehen zu dürfen“.

Was war Ihre größte Stütze während dieser „Härtephase“ in Ihrer Karriere?

„Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich von allen Seiten so viel Unterstützung bekommen hab, was alles andere als selbstverständlich ist, vor allem nach einer so langen Zeitspanne. An erster Stelle standen da natürlich meine Familie und engsten Freunde, aber ohne die richtige medizinische Begleitung und den Verein, der immer hinter mir gestanden ist, wäre das nicht möglich gewesen".

Fühlten Sie sich nach dem geglückten Comeback in einer ähnlichen Situation wie Lisa Kolb, die auch hartnäckiger Verletzung erfolgreich trotzte?

„Ich denke, man konnte unsere Verletzungen nicht vergleichen, aber wir hatten trotzdem mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen. Aus diesem Grund war sie definitiv einer der wichtigsten Menschen in dieser Zeit, da sie sich natürlich am besten in die Situation hineinversetzen konnte“.

Mit dem Bundesmeistertitel mit Oberösterreichs U 14, dem Weltmeistertitel 2016 im Schulfußball 2016 in Prag mit Kolb, Wienroither und Co feierten Sie ja schon früh große Erfolge?

„Ja, das stimmt, wir hatten einige starke Jahrgänge, von denen jetzt auch schon viele Spielerinnen im Ausland tätig sind. Ich denke wirklich sehr gerne an diese Zeit zurück und bin dankbar, dass ich schon früh solche Erfahrungen machen durfte“.

Ist es richtig, dass Sie durch ihre spätere U14-Teamkollegin Luna Froschauer überhaupt zum Fußball kamen?

Ja, meine damalige beste Freundin wollte nicht alleine zum Training gehen und hat Begleitung gesucht. Dank ihr habe ich dann gemerkt, dass mir Fußball eigentlich ziemlich Spaß macht".

Damals…..….Claudia Wenger (5. von rechts hockend) im Juni 2018 im Dress der Union Kleinmünchen nach dem 5:0-Kantersieg gegen den FC Südburgenland und der Endplatzierung 5 in der Bundesliga (Foto: Union Kleinmünchen)

 

Mit Union Kleinmünchen und dem SV Neulengbach erreichten Sie vordere Tabellenplätze, ist St. Pölten die Krönung oder stecken Sie sich noch höhere Ziele (Ausland?)

Der SKN St.Pölten ist, national gesehen, vorerst definitiv die „Krönung“ und mein Ziel ist es, zukünftig auch im Ausland zu spielen. Aktuell möchte ich aber einfach mal verletzungsfrei bleiben, wieder in einen Trainings- und Spielrhythmus kommen und es einfach genießen, dass ich wieder am Platz stehen kann.

Ihre Lieblingsposition oder ist diese Frage beim „Double-Sieger“ wegen des enormen Konkurrenzkampfes hinfällig?

„Der Konkurrenzkampf ist natürlich sehr groß, aber gerade da kann man sich am besten weiterentwickeln und ich kann hier noch vieles von den älteren Spielerinnen lernen. Meine Lieblingsposition ist am ehesten auf der 6, obwohl ich auch viel in der Innenverteidigung gespielt habe“.

Wenn ich nicht irre, hüteten Sie 2015 mit großem Erfolg sogar einmal das Tor des USV St. Ulrich, steht der Erfolg der Mannschaft unbedingt über Ihrem eigenen Erfolg?

„Das hatte ich schon ganz vergessen, aber ja: der Erfolg des Teams steht auf jeden Fall über dem eigenen. In jedem Spiel funktioniert es nur, wenn alle Teamkolleginnen zusammenhelfen und nur so kann man sich dann auch individuell verbessern. Außerdem gibt es doch nichts Schöneres, als gemeinsam Erfolge zu feiern“.

Mit der ÖFB- U19 schafften Sie die Qualifikation für die „Eliterunde“, ist der Kader des ÖFB-A-Teams ein Fernziel von Ihnen?

Ja, es ist definitiv ein Ziel von mir, zukünftig ein Teil des A-Team Kaders zu sein, aber wie schon gesagt, bei mir stehen Verletzungsfreiheit und Spielrhythmus vorerst an erster Stelle und der Rest ergibt sich dann sicher von alleine“.

SKN St. Pölten hat sich in der Champions-League kontinuierlich verbessert, was trauen Sie Ihrem Team in der neuen Saison noch zu?

„Der Einzug in die Gruppenphase war schon ein riesiger Erfolg und wir freuen uns auf die Herausforderungen, die jetzt auf uns warten. Mit dem VfL Wolfsburg, Sparta Prag und A.S. Roma erwartet uns eine Gruppe, wo ich denke, dass zwischen dem 2. und 4. Platz alles möglich ist.

Herzlichen Dank, dass Sie trotz Termindruck Zeit für mich gefunden haben, weiterhin Verletzungsfreiheit und ganz viel Glück bei Ihren nächsten sportlichen Herausforderungen!

Helmut Pichler