Hinter dem LASK und der SPG Steyr Damen landete die SPV Kematen in der LT1- O.Ö. Liga auf Platz 3. Coach Mühlgrabner „bilanziert“ in der -Reihe: „Die 3 vom Herbstpodest“ und fordert in sachlicher Kritik u.a. mehr Respekt vor den Akteurinnen:
Herr Mühlgrabner, wie sieht Ihre persönliche „Bilanz“ aus?
„Mit der Herbstmeisterschaft 2022 sind wir sehr zufrieden, leider mussten wir den ganzen Herbst auf Karin Brugger, eine ganz wichtige Spielerin, aufgrund einer langwierigen Ellbogenverletzung verzichten. Aber wir konnten den Ausfall sehr gut verkraften und haben viele unserer Ziele erreicht“.
Welche Spiele Ihres Teams bleiben in besonders positiver Erinnerung?
„Eine der besten Leistungen haben wir im Cup in Nebelberg (4:1) abgeliefert. Wir mussten auf 6 Stammspielerinnen verzichten und haben trotzdem eine perfekte performance abgeliefert und klar gewonnen. Und auch das letzte Spiel gegen die SPG Steyr (1:1) war ein highlight, denn erst knapp vor Schluss haben wir den Ausgleich hinnehmen müssen, aber im Großen und Ganzen war das Remis gerecht“.
Überraschten in der Meisterschaft und glänzten auch im Ladies Cup: die Fußballerinnen der SPV Kematen-Piberbach/Rohr-Neuhofen (Foto: Willi Grinninger, kickerin at)
Wovon wurden Sie in der erste Saisonhälfte überrascht, sei es positiv oder negativ?
„Absolut positiv überrascht hat mich die großartige Einstellung aller Spielerinnen – wir haben EIN Team – es gibt keine Unterscheidung in A und B – es gibt nur jedes Wochenende 2 Kader. Die Trainingseinstellung war TOP und die Weiterentwicklung zahlreicher Spielerinnen war ebenfalls TOP!
Leider immer wieder negativ überrascht werde ich von der Wertigkeit des Frauenfußballs bei einzelnen Vereinen und leider auch beim OÖFB. Es passiert immer wieder, dass die Spiele, obwohl es sich um die höchste Frauenliga in OÖ handelt! auf irgendwelchen Nebenplätzen abgehalten werden, auch wenn der Hauptplatz sich in gutem Zustand befindet. Zudem bin ich oft erschüttert von den Kommentaren der Betreuer und der Zuschauer gegnerischer Vereine. Leider passiert hier auch seitens des Verbandes viel zu wenig“!
Der Rückstand auf den Zweiten, SPG Steyr, beträgt nur 2 Zähler, ist der Vizemeister das erklärte Ziel für 2023?
„Ich messe unsere Ziele nicht unbedingt am Tabellenplatz. Natürlich wäre es schön für die Mannschaft, hinter dem LASK praktisch „Meister“ zu werden. Die Ziele des Trainerteams liegen aber vor allem in der Weiterentwicklung beider Teams (A und B).
Lässt man das LASK-Spiel beiseite, musste ihre Mannschaft in den übrigen 8 Spielen nur 4 Verlust-Tore hinnehmen, ist die Defensive Ihr „Punktegarant“?
„Der „Punktegarant“ ist das gesamte Team. Die Defensive ist natürlich ein wesentlicher Teil und viele „zu Null-Spiele waren sehr wertvoll für uns. Unsere 4er Kette ist sicher eine der Besten der Liga. Aber wir haben eine tolle Kreativabteilung im Mittelfeld und schlussendlich eine Stürmerin, die unglaublich schnell ist und genau weiss, wo das Tor steht! Mich ärgert viel mehr, dass wir von den 4 Toren gleich 3 aus Standards hinnehmen mussten, die wären allesamt zu verhindern gewesen.
Auswärts blieb Ihre Mannschaft neben dem LASK als einziges Team ungeschlagen, eine zusätzliche Qualität Ihrer Mannschaft?
„Nun, wir mussten ja nur eine Niederlage hinnehmen, den LASK hatten wir halt zuhause. Aber es macht keinen Unterschied, ob wir zuhause oder auswärts spielen. Als Spielgemeinschaft spielen und trainieren wir insgesamt auf 3 verschiedenen Plätzen. Viele würden dies als Nachteil ansehen, ich sehe es positiv, weil uns somit kein Platz in der Fremde irgendwie überraschen kann“.
Waren schwere Verletzungen von Ihrem Team zu verkraften?
„Leider hat sich, wie schon erwähnt, Karin Brugger in einem Aufbauspiel am Ellbogen schwer verletzt, ist den ganzen Herbst ausgefallen und immer noch nicht fit. Sie wäre eine ganz wichtige Spielerin für die Mannschaft gewesen und war in bestechender Form Wir hoffen sehr, dass sie im Frühjahr wieder dabei ist. Auch unsere „neue“ Torfrau Bianca Oberbramberger hat sich gleich in ihrem ersten Aufbauspiel für uns einen Kreuzbandriss zugezogen, aber sie ist tapfer und trainiert schon wieder“
Wird es personelle Veränderungen bei Ihnen in der Winterpause geben?
„Wir haben keine Personaländerungen vor. Allerdings sind wir ständig auf der Suche nach neuen Talenten aus der Umgebung. Wir wollen den Mädels, die jetzt noch bei ihren Heimvereinen bei den Burschen spielen, die Möglichkeit geben, auch mit zunehmendem „Alter“ in einer wertvollen Mannschaft den Fußballsport auszuüben.
Wir freuen uns aber auch über Anfragen renommierter Spielerinnen aus der LT1 OÖ. Liga. Die langjährige sehr gute Arbeit im Verein wird durchaus von den Spielerinnen anderer Mannschaften verfolgt und jede Anfrage zeigt, dass hier gute Arbeit geleistet wird. Möglicherweise gibt es ja noch dahingehend die eine oder andere Überraschung!“
Wie wird von Ihnen die Winterpause genützt, wird es ein Trainingslager geben, wenn ja: wo und wann?
„Nach einer kurzen Pause gibt es Trainings in der Halle und freiwillige Laufeinheiten. Ein Trainingslager ist geplant, wo 4 Tage in den Semesterferien in Kroatien vorgesehen sind.“
Ist geplant, an Hallenturnieren teilzunehmen?
„Ich bin kein Fan von Hallenturnieren, die Damen sehen es zum Teil anders. Wir werden 2 bis 3 Turniere spielen. Auf jeden Fall sind wir beim Hallenturnier der LT1-O.Ö. Liga am 8.1. dabei“.
Wie entwickelt sich das 1 b-Team als „Lieferant“ für das A- Team?
„Ich habe schon erwähnt, dass wir keine Unterscheidung dahingehend machen. Wir haben EIN Team und es gibt am Wochenende jeweils einen Kader für jedes Spiel. Unser Ziel ist es, jede Spielerin so weit zu entwickeln, dass sie jederzeit im A Team spielen kann. Die Zusammenarbeit läuft perfekt. Im Herbst haben wir es geschafft, dass mindestens 2 Spielerinnen, die früher praktisch nur B gespielt haben, regelmäßig im Stammteam der A einlaufen. Das ist ein super Erfolg und viel mehr wert als Platz 3 in der Tabelle.
Unbeschreiblich wertvoll ist die Tatsache, dass wir viele Spielerinnen haben, denen auch der Weg nach Nebelberg oder St. Stefan (alleine Hin- und Rückfahrt erfordert rund 3 Stunden Zeitaufwand) nicht zu weit ist, nur um dann auf der Ersatzbank zu sitzen mit dem Wissen, dass sie vielleicht nur 15 Minuten zum Einsatz kommen. Das ist der wahre Erfolg des Teams!!“
Ihre größten Wünsche für das Frühjahr?
„Keine schweren Verletzungen, weder bei uns und auch nicht bei den Gegnerinnen.Außerdem: den Damen soll bitte die Wertigkeit entgegengebracht werden, die sie sich verdienen: also keine Trainer, die meine Mannschaft oder die eigene Mannschaft beleidigen, keine sogenannten „Fans“, die auch durchaus frauenfeindliche Parolen lautstark über das Spielfeld rufen oder grölen. Dazu keine Schiedsrichter, die nur Damenspiele pfeifen, weil sie müssen und sich vor dem Spiel über die Regeln erkundigen. Medien, die nicht nur über den Frauenfußball schreiben, weil der LASK wieder einmal 12 : 0 gewonnen hat, sondern auch über die anderen Vereine berichten und schließlich klare Strukturen und eine höhere Wertigkeit des Frauenfußballs beim Verband!“
Vielen Dank für Ihre klaren Worte und viel Glück und Erfolg in der Frühjahrsmeisterschaft!
Helmut Pichler