U14- Headcoach Katrin Mindl gewährte dem LIGAPORTAL folgendes ausführliche Interview:
LIGAPORTAL: Frau Mindl, können Sie uns etwas über das Ergebnis des Sichtungstrainings für die O.Ö. U 14-Auswahl sagen, wie ergiebig war der sportliche „Input“?
Katrin Mindl: „Es war sehr erfreulich, dass wir ca. 60 Mädchen zu Gast hatten, wir konnten dadurch auch die Vorstufe zum Hauptkader verstärken. Im nächsten Jahr wollen wir aber den Ausleseprozess etwas verfeinern, um die Qualität zu stärken, wir wollen mehr Termine anbieten und in einem mehrstufigen Verfahren den Sichtungsgrad immer mehr verbessern. Meine Beobachtungen stützen sich aber nicht nur auf die Sichtungstermine. Ich bin auch immer wieder bei Turnieren sowie bei Freundschafts- u. Meisterschaftsspielen zu Gast, weil mir der Eindruck von der einzelnen Spielerin ihrem gewohnten Umfeld sehr wichtig ist. Bei Sichtungen spielt oft die Tagesverfassung eine große Rolle, die kann aber durch zu große Nervosität, vorhergehende Trainings bzw. Spiele usw. just an diesem Tag beeinträchtigt sein kann und dann kein objektives Bild ergibt.“
Werden auch noch Spielerinnen aus der Saison 2022/23 im neuen Kader eingesetzt?
„Ja, ca. 1/3 bleibt im Kader, einen größeren Umbruch erwarte ich erst im nächsten Jahr durch den Jahrgang 2011. Aber welche zusätzlichen Ergänzungen dann noch kommen könnten, lässt sich im Moment noch nicht abschätzen.“
Welches Resümee ziehen Sie aus der letzten Bundesmeisterschaft 2022/23?
„Nach dem 3. Rang im Vorjahr mag der heurige 6. Platz enttäuschend wirken, aber diese Endplatzierung bildet die Leistungen der Mädels nicht richtig ab. Die ersten 3 in der Tabelle: Niederösterreich, Steiermark und Wien lagen auf unserem Niveau, dazu einige Beispiele: gegen den Bundesmeister Niederösterreich konnten wir über weite Strecken, das Spiel offenhalten und waren auch lange auf Augenhöhe. Gegen Vizemeister Steiermark (1:2) fanden wir im Gegensatz zu den Gasten x-mal gute Chancen vor, scheiterten aber im Gegensatz zu 2021/22 an der Effektivität, ebenso gegen Wien (0:1), wo ein einziger Eckball für die Dritten entschied. Klar ist, wir haben unser gestecktes Ziel nicht ganz erreicht, aber es ist auch richtig, dass wir gegen die sogenannten „Großen“ knappe und unglückliche Niederlagen erlitten und am Ende die Leistung, die die Mädchen aufs Feld gebracht haben, nicht in dem Ausmaß belohnt wurde. Trotz allem bin ich sehr stolz auf die Mädchen, weil sie gerade nach den Rückschlägen nie aufgesteckt haben, was für den Teamgeist, den Ehrgeiz und den Charakter der Mädels spricht“.
Wurden in der abgelaufenen Saison öfter unter ihrem Wert geschlagen: Oberösterreichs U 14-Fußballerinnen (Foto: OÖFV)
Welche Vorbereitungen stehen vor der dem nächsten Bundes-Bewerb auf dem Programm?
„Mitte Juli veranstalten wir ein 3-tägiges Trainingscamp im Obertraun, wo wir seit Jahren hervorragende Bedingungen vorfinden, dafür vorab schon herzlichen DANK an den OÖFV! Es folgt dann das wöchentliche Training auf der Verbandsanlage, sowie ein Vorbereitungsspiel gegen die Auswahl aus Salzburg“.
Zu Ihrem großen persönlichen Erfolg, der UEFA- B- Lizenz mit Auszeichnung!!-möchte ich Ihnen im Nachhinein mit ganz großem Respekt gratulieren, steht demnächst Ihr Engagement als Cheftrainerin an?
Vielen Dank für die Glückwünsche, es war eine sehr stressige Zeit, neben dem ganz normalen Alltag mit 2 Kinder(alleinerziehend) sowie meinem Job und deswegen bin ich auch froh und stolz, dass ich die Ausbildung mit Auszeichnung abschließen konnte.
Im Herbst konnte ich bei ASKÖ Doppl/Hart Erfahrung in der Bezirksliga Ost bei der Herren Kampfmannschaft als Co-Trainerin sammeln, wo ich das eine oder andere Training auch leiten durfte.
Aktuell bin ich mit der Cheftrainerposition bei der U14 Auswahl sehr zufrieden. Nachdem ich ebenfalls im LAZ -Linz (Jungs) auch als Trainerin tätig bin, lege ich derzeit den Fokus auf Auswahl, LAZ und Askö Doppl/Hart. Ausschließen will ich aber nichts, man kann nie sagen, wo der Weg noch hinführen wird.
Können Sie mir bitte Ihr Engagement bei den Mädchen von Doppl-Hart und ASKÖ Leonding noch näher beschreiben?
„Nachdem in der U9, wo auch meine Tochter spielt, doch einige Mädchen kicken, wurde die Idee geboren, die Mädels ein wenig zu fördern, sprich: 1 -2 zusätzliche Trainings sowie reine Mädchenfreundschaftsspiele zu absolvieren und im Winter Turniere zu bestreiten, jedoch hier gegen die normalen Meisterschaftsmannschaften der Jungs. Hier wurden tolle Erfolge erzielt und die Zuseher mit dem gebotenen Fußball der Mädels begeistert. Sehr erfolgreich waren wir mit den ASKÖ- Mädels im März in der Solarcity Linz, wo wir ungeschlagen und ohne Gegentreffer souverän das Mädchenhallenturnier gewannen und mit Michelle Gschossmann auch die Torschützenkönigin stellten.
Erst vor kurzen feierten die kleinen ASKÖ- Mädels einen Turniersieg in Schweinbach und stellten mit unserer Valentina auch die beste Spielerin des Turniers. Für die neue Spielgemeinschaft konnte ich mit Alexander Konnerth einen Trainer für die jungen Mädchen unserer beiden Vereine finden! Ab Herbst werden wir dann mit den Mädchen eine Spielgemeinschaft mit ASKÖ Leonding stellen, wo die Mädchen, dann zusätzliche 4 Turniere im Burschen U9- Bewerb zum normalen Meisterschaftsbetrieb mit den Burschen haben. Mit der ASKÖ Leonding haben wir einen Partnerverein, mit denen wir ein sehr freundschaftliches Verhältnis haben und hier Top Bedingungen für die Mädels in der Kooperation geschaffen werden. Auch die Gemeinde wollen wir zur Förderung der fußballbegeisterten Mädchen mit ins Boot holen. Die Gespräche hierzu laufen auch bereits“.
Wie lassen sich die Trainings koordinieren?
„Die Mädels trainieren ganz normal bei den Jungs mit. Wir bieten bzw. machen hier 1-2 im Monat für die Mädchen ein zusätzliches Training, welches sehr gut angenommen wird“.
Es stecken noch Pläne „in der Pipeline“ für eine Turnier-Serie für U 11-Mädchen, analog zum schon bestehenden erfolgreichen U-14-Girlscup?
„Davon sind mir noch keine Details bekannt, aber ich begrüße alle zusätzlichen Wettbewerbe für die Mädchen.“
Bevorzugen Sie eher die Förderung der Schaffung von „reinen Mädchenteams“ oder sollen Mädchen möglichst lange bei den Burschen an Wettkämpfe herangeführt werden?
Prinzipiell finde ich es eine tolle Idee, aber die reinen Mädchenteams würde ich als zusätzliche Förderung der Mädchen im Verein installieren. Die Mädchen sollten jedoch meiner Meinung nach solange wie möglich bei den Burschen mitspielen, weil das Niveau einfach besser ist,aufgrund der Dichte und die Mädchen hier mehr gefordert sind.Zusätzlich zur Erprobung bei den Burschen finde ich die Durchführung eigener Mädchenbewerbe (Turniere. MHL,….was immer) aber deshalb wertvoll, weil sie dort Verantwortung übernehmen müssen“.
Was würden Sie sich abschließen am meisten wünschen?
„Dass die Bundesligaklubs auch schon die jüngsten Mädchen so stark fördern wie die Burschen, und dass sie ihnen dieselben tollen Trainingsbedingungen bzw. Ausbildung bieten, wie den männlichen Kollegen, wenn ein Mädchen ihnen im Talent und Können um nichts nachsteht. Hier müsste ein Umdenken stattfinden, jedoch scheitert es teilweise am Willen, aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt….
Ligaportal: Vielen herzlichen DANK für das ausführliche Gespräch und ich wünsche Ihnen und uns allen, dass Ihre Gedanken auf fruchtbaren Boden fallen!
Helmut Pichler