Mit dem Neo- Sportchef der Frauenteams gelang den Schwarz-Weißen eine namhafte Verstärkung; dem Ligaportal präsentierte der exzellente Fußball-Experte seine Vorstellungen:
(Fotocredit: LASK)
Ligaportal: Gratuliere herzlich, lieber Jürgen, zu diesem tollen Engagement bei der LASK-Frauenelf, die mit Dir einen erfahrenen Kenner des O.Ö. Frauenfußballs dazugewonnen hat, wie ist es dazu gekommen?
Jürgen Tröscher: „Vielen Dank, ich freue mich sehr, Teil dieses großen Vereins zu sein und in der bisher so erfolgreichen Frauenfußballabteilung Verantwortung übernehmen zu dürfen. Es gab über den Sommer einige Anfragen, die ich eigentlich alle abgelehnt hatte, weil ich die Pause und die Zeit mit der Familie sehr genossen habe und sie für mich wertvoll waren. Als sich allerdings der LASK gemeldet hat, war ich gerade im Urlaub in Italien und nach dem 1. Gespräch wollte ich eigentlich sofort ins Auto und loslegen. Die Gespräche waren extrem positiv und wertschätzend und daher war mir eigentlich sofort klar, dass ich hier diese Rolle übernehmen möchte“.
Kannst Du uns einen ungefähren Überblick über Deine sämtlichen Agenden geben?
„Es geht um die Gesamtverantwortung der Frauenfußballabteilung, die aktuell mit dem Bundesliga-Team, dem Future League Team und dem OÖ-Liga-Team 3 Kampfmannschaften sowie mit der U13 eine Mädchenmannschaft umfasst sowie die Aufrechterhaltung des Betriebes unseres Frauenfußballzentrums in der Daimlerstraße. Natürlich wird das Thema Kaderplanung, Scouting, Transferwesen usw. in meinen Bereich fallen. Ich bin aber sehr froh, und das war eine Voraussetzung, dass wir hier ein starkes Team bilden. Gemeinsam mit meinem Stellvertreter Peter Herrnegger, den ich schon seit unserer gemeinsamen Zeit in Steyr kenne, Franz-Josef Bodingbauer als Nachwuchsleiter und Leni Schweitzer als Teammanagerin, sowie der AKA-Leitung der Frauen sind wir gut aufgestellt und werden uns die Inhalte aufteilen. Konkret werden wir das in den nächsten Tagen und Wochen gemeinsam im Detail definieren“.
Inwieweit fällt auch noch die Nachwuchspflege in Deinen Aufgabenbereich?
„Als sportlicher Leiter fällt das natürlich in meinen Verantwortungsbereich. Auch hier zählt die Teamarbeit. Benjamin Stolte, der auch die sportliche Leitung der Frauen AKA innehat, hat bereits ein umfassendes Sport- und Ausbildungskonzept in Umsetzung. Mit Franz-Josef Bodingbauer haben wir nun einen weiteren Kenner des Frauen- und Mädchenfußballs hinzubekommen. Wir wollen regionale Talente ausbilden und entwickeln, darum ist bin ich froh, dass wir auch hier breit und kompetent aufgestellt sind“.
Bei den bisherigen Spielen fiel zumindest mir (im TV) auf, dass es der jungen Mannschaft in der höchsten Spielklasse schwerfällt, nach Ballgewinn auch „Ruhe“ am Kunstleder zu bewahren?
„Die Mannschaft wurde im Sommer deutlich jünger und gemeinsam mit den neuen Anforderungen in der höchsten Spielklasse war klar, dass dies Adaptionszeit benötigen würde. Es sind praktisch keine Spielerinnen mit Bundesliga-Erfahrung im Kader. Diese Zeit muss man dem talentierten Kader geben und man sieht auch, dass die Spielidee, die wir verfolgen, funktioniert. Wir müssen der Idee treu bleiben und weiter hart und intensiv arbeiten, dann werden wir die Phasen, in denen wir gezeigt haben, dass es funktioniert, auch länger werden. Dieses Selbstverständnis müssen wir auch täglich ausstrahlen, damit die Spielerinnen trotz der Rückschläge weiterhin davon total überzeugt bleiben. Diese Klarheit ist aber täglich spürbar und das ist enorm wichtig“.
Die Lask-Damen haben einen atemberaubenden Aufstieg hinter sich, an dem die torgefährliche Spielmacherin Simone Krammer großen Anteil hatte, wirst Du Dich um einen ähnlichen Spielerinnen-Typ zur „Kalmierung“ der jungen Wilden bemühen?
„Seit der Gründung hat man sich sehr wenig mit Niederlagen auseinandersetzen müssen. Das ist für uns natürlich auch ein Thema. Erfahrung ist in solch einer Phase immer enorm hilfreich und da wäre ein Typ wie Simone Krammer natürlich ein Mehrwert. Wir werden den Herbst nutzen und einerseits dem Kader die Chance geben, sich anzupassen, zu lernen und die nötigen Entwicklungsschritte zu machen. Natürlich werden wir evaluieren, wie wir performen, wo wir stehen und was nötig ist, um unsere Ziele zu erreichen.
Trotz des derzeit „bescheidenen“ Tabellenstandes sehe ich keine Gefahr, dass dem A-Team letztendlich der Klassenerhalt NICHT gelingt, oder siehst Du das anders?
„Ich sehe diese Saison schon als sehr große Herausforderung. Die Mannschaft ist sehr jung, muss sich auf das Tempo und die Körperlichkeit der 1. Bundesliga einstellen und hat noch keinen Umgang mit längeren Schwächephasen (=Niederlagen) erlernen müssen. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir ausreichend Potential im Kader und die Qualität und Bereitschaft haben, unserem Ziel alles unterzuordnen. Der Klassenerhalt ist unser Ziel, um in den nächsten Jahren darauf aufzubauen“.
Der Cuperfolg in Kärnten war ein „Aufbruch-Signal“, dem ein Sieg im „Derby“ am Dienstag gegen die SPG BW Linz/Kleinmünchen folgen könnte, müsste das nicht eine „Initialzündung“ für die ADMIRAL-Bundesliga sein?
„Der Cupsieg war auch mental sehr wichtig für das Team. Natürlich wollen wir am Dienstag eine Runde weiterkommen und diesen Schwung mitnehmen. Wir haben auch im Derby in der Liga gesehen, dass wir phasenweise das bessere Team waren. Der Spielverlauf war dann nicht auf unserer Seite. Sollte uns am Dienstag der Aufstieg gelingen, wäre das ein Meilenstein in dieser Saison, weil sowas schon was bewirken kann. Auf der anderen Seite sind wir so oder so überzeugt, dass sich die Erfolgserlebnisse einstellen werden, wenn wir kontinuierlich weiterarbeiten werden“.
Was traust Du allen 3 Teams des LASK im Herbst zu, wie sollten sie abschneiden, dass Du etwa Ende November zufrieden bist?
„In der Future League und in der OÖ-Liga geht es tatsächlich primär um die Entwicklung der Spielerinnen und weniger um die Ergebnisse. Natürlich bin ich mir bewusst, dass im Erwachsenenbereich Ergebnisse für die Entwicklung erforderlich sind. Aber das werden wir nicht vom Tabellenplatz abhängig machen. In der Kampfmannschaft möchten wir jedenfalls die notwendigen Punkte holen, um uns vom Tabellenende zu entfernen und unsere Fehler minimieren, klarer in den Aktionen nach vorne werden und kontinuierlich unserem Spiel treu bleiben. Dann werden wir in allen Teams evaluieren, wo wir stehen und was es braucht. Wenn wir das in allen 3 Erwachsenenteams schaffen, haben wir eine gute Grundlage für ein erfolgreiches Frühjahr gelegt“.
Herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, ich wünsche Dir bei den großen Herausforderungen viel Glück und Erfolg!
Helmut Pichler