von Philipp Eitzinger
Die knappe Entscheidung der letzten Saison ist noch nicht aus den Köpfen, der Meistertitel von Blau-Weiß noch frisch in Erinnerung - schon steht die neue Saison der Oberösterreichliga vor der Tür! Mit attraktiven Neuzugängen wie Gmunden, Grieskirchen und Pasching, dazu dem nicht zu unterschätzenden Aufsteiger aus Sierning und natürlich jeder Menge "alter Bekannter". Der Favorit, da sind sich so gut wie alle einig, kann nur Pasching heißen. Nicht nur dank gestandener Spieler wie Edi Glieder, Ronnie Brunmayr und Top-Neuzugang Nenad Grozdic, sondern auch wegen des gesamten Umfelds. Das ist nämlich, gemessen an der (auch schon mitunter recht gut ausgestatteten) Konkurrenz der OÖ-Liga, eigentlich viel zu profesionell und von der Bundesliga nicht sehr weit weg (wenn überhaupt). Auch der finanzielle Rahmen, der dem überlegenen Meister aus der Landesliga West zur Verfügung steht, ist um Lichtjahre von dem der anderen Vereine entfernt. Ein Funktionär eines namhaften Konkurrenten schüttelte den Kopf: "Da sprengen einzelne Spieler schon unseren gesamten finanziellen Rahmen..." Kurz gesagt: Alles andere als ein überlegener Meistertitel der Paschinger wäre eine Riesensensation. Das große Problem bei der Sache: Pasching macht keinen Hehl daraus, die Regionalliga nicht mit offenen Armen zu empfangen.
"Die Regionalliga in der jetzigen Form ist nicht anzustreben", so Paschings starker Mann Franz Grad. Sicher, aus oberösterreichischer Sicht ist die Regionalliga, mit derzeit gerade drei Vertretern, nicht gerade hochattraktiv. Nur ist es aus sportlicher Sicht eher fragwürdig, zwar auf hohem Niveau Fußball spielen zu wollen, andererseits aber einem Aufstieg eher widerwillig gegenüber zu stehen, weil die untere Liga attraktiver ist (was sie in diesem Fall aktuell zweifellos ist). Hier stellt sich (neben der grundsätzlichen Strukturfrage im österreichischen Ligasystem, denn die aktuelle Ligenstruktur - und da sind sich natürlich auch alle einig - ist völlig unbrauchbar) die Frage nach den Zielen der Teilnehmer. Will man sich sportlich weiterentwickeln, dann muss man auch bereit sein, wohl oder übel die Regionalliga in Angriff zu nehmen. Oder man möchte sich an Wochenenden sportlich betätigen ohne echte Ambitionen, sondern mehr des Gemeinschaftsgefühls wegen - dann müsste man aber auch die Teilnahme an der OÖ-Liga in Frage stellen. Wir reden hier immerhin von der vierthöchsten Spielklasse Österreichs, und hier mitzuspielen ist durchaus mit einigem finanziellen und auch zeitlichem Aufwand verbunden. Katastrophenaussagen wie "wenn wir vorne sind, verlieren wie so lange, bis der Aufstieg kein Thema mehr ist" wiedersprechen jedem Sportsgeist aber genauso, wie der Wille zum Meistertitel ohne sich der Pflicht stellen zu wollen, die damit verbunden ist - eine Wiederholung des Jahres 2001, als sich Schwanenstadt als Siebenter des Aufstiegs erbarmt hat, würde dem Image der Liga mit Sicherheit schaden. Tatsache ist jedoch: Es gibt in ganz Österreich nur ein Bundesland, das wirklich über die Regionalliga jammert - und das ist Oberösterreich.
Darum ist die Frage nach den Favoriten leider nicht so sehr "wer hat es drauf, ganz vorne mitzuspielen", sondern viel mehr "wer möchte es überhaupt?" Und hier fallen einem in erster Linie die LASK Amateure ein. Es ist kein Geheimnis, das die Linzer (die letztes Jahr in Wels daheim waren und dieses in Schwanenstadt spielen werden) es aus eben jenen sportlichen Gesichtspunkten sehr gerne gesehen hätten, wenn der Aufstieg schon in der vergangenen Saison gelungen wäre. Nun, es hat nicht geklappt - Blau-Weiß schnappte ihnen am Ende doch noch den Platz in der Regionalliga weg. Ob sie jedoch wirklich die sportliche Substanz haben, um Pasching über das Jahr hinweg Paroli zu bieten, ist nicht sicher. Imamovic ging nach Wels, Piermayer und Schreiner sind in den Bundesliga-Kader aufgerückt, Spirk ging nach Leoben - echte Stützen, die dem Vizemeister da weggebrochen sind. Und so traurig es ist: Dann hört sich die Liste der potentiell Aufstiegswilligen schon auf. Donau und Rohrbach schließen einen Aufstieg kategorisch aus, Gmunden und Grieskirchen wollen so richtig auch nicht mehr, Sattledt hegte auch noch keine ernsthaften Ansprüche auf einen Platz in der Regionalliga. Vöcklamarkt würde sich dem Vernehmen nach zumindest nicht mit Händen und Füßen wehren, aber wenn man wirklich oben mitspielen will, muss Neo-Trainer Vietz endlich die fast schon sprichwörtliche Auswärtsschwäche in den Griff bekommen.
Micheldorf hatte sich in den letzten Jahren immer wieder daran versucht, den Aufstieg zu bewerkstelligen, scheiterte am Ende jedoch immer recht deutlich an diesem Vorhaben. Ob sie diesmal wirklich aufsteigen wollen würden oder nicht, scheint in der anlaufenden Saison aber ohnehin nicht die Frage zu sein - denn die Mannschaft hat mit Knipser Roidinger ihre gefährlichste Waffe an Wels verloren, auch Kössl verließ Micheldorf. Und alle anderen werden sich eher gegen den Abstieg wehren müssen. Zumindest das ist klar: Hinunter in die Landesliga will keiner. Da hilft die Aussicht, dass es höchstwahrscheinlich nur einen Absteiger geben wird, natürlich weiter (keiner aus dem Regionalliga-Trio Wels/St. Florian/Blau-Weiß ist zu den ganz heißen Abstiegskandidaten zu rechnen).
Wir stehen also, liebe Leser, vor einer weiteren Oberösterreichliga-Saison voller Überraschungen. Wir wollen Sie auch weiterhin in gewohnter Manier über diese Liga auf dem Laufenden halten. Wir würden uns freuen, wenn sie uns auch in Zukunft treu bleiben!