OÖ-Liga

Herafs Blick ins Fußball-Exil


von Raphael Oberndorfinger

Die OÖ-Liga hätte einfach nicht ein ausreichendes Niveau für die Weiterentwicklung junger Talente. Von mehreren Aussagen von Pasching-Boss Franz Grad (zum Video ) war dies jene, die vielen Funktionären und Trainern in Oberösterreich am schnellsten die Zornesröte ins Gesicht getrieben hat. Kollektive Entgegnung: Man darf Amateurstrukturen nicht mit professionellen vergleichen und damit nicht die divergierenden Ansprüche unter den gegebenen Bedingungen. Freilich war der Aufschrei der Empörung eine logische Reaktion, denn Grad hatte damit das Leitbild, die Vision der Klubs ab adsurdum geführt, ja eigentlich indirekt die Sinnfrage für zahlreiche Klubs gestellt. Denn das Gros der Vereine gibt als oberste Prämisse die Intensivierung der Nachwuchsarbeit und die Herstellung einer Plattform für die Weiterentwicklung junger Fußballer aus.

Manche als Alibi im Mainstream, um dennoch auf teure verzichtbare Auslands-Importe zu setzen, manche mit ehrlichem Bemühen, aber ohne Know-how und Ressourcen, manche jedoch mit echtem Herzblut. Dazu gehört unbestreitbar die Integration dieser jungen Spieler in die Kampfmannschaft, auch wenn es manchmal mangels Routine auf Kosten des kurzfristigen Erfolgs gehen kann. Entscheidend ist aber, die Talente bereits im Alter von 15, 16 Jahren – Potential und Können vorausgesetzt – ins kalte Wasser zu schmeißen. Gerade die OÖ-Liga eignet sich grundsätzlich ideal für das Reifen der Youngsters, die im Normalfall in diesem Lebensabschnitt noch einer Ausbildung nachgehen und im regionalen Umfeld verankert sind. Oberösterreichs höchste Spielklasse schlägt mit Ausnahme des Innviertels quer über das ganze Bundesland ihre Zelte auf.

Das Kräftemessen mit routinierten und teils wirklich guten Gegenspielern mag mitunter effektiver sein als das jahrelange tête-a-tête mit den selben Gleichaltrigen bei den an zwei Händen abzählbaren BNZ-Klubs, die im „Inzucht-Modus“ Woche um Woche spielen. Befruchtend für die weitere Entwicklung wirkt es sich tatsächlich nur bei einigen Wenigen aus. Ein Aspekt, auf den übrigens auch Franz Grad seit Jahren aufmerksam macht. Oft hat es ohnehin den Anschein, dass die Talente im „normalen“ Erwachsenen-Meisterschaftsbetrieb kaum Beachtung finden. Vor allem wenn es um die Berücksichtigung bei diversen Auswahlen geht.

Weshalb Vöcklamarkts Michael Sammer, der diese Woche an einem Lehrgang der U-18-Nationalmannschaft teilnehmen darf, die große Ausnahme ist. Zumal der Verteidiger in Lindabrunn der einzige Spieler sein wird, der seine goldenen Beine für einen Amateurverein hinhält. Ohne Sammers bisherige Leistung und seinen Werdegang zu schmälern, ist für mich aber vielmehr Andreas Heraf die Ausnahmeerscheinung. Der neue U-18-Teamchef gehört beim ÖFB nämlich zu den wenigen, die auch einmal den Blick über die Akademietrainingsfelder hinweg wagen – ins Fußball-Exil. Dort schlummern ebenfalls einige Hoffnungsträger, deren größtes Problem bislang leider genau jener von ihnen am System vorbei eingeschlagene Weg war.


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