OÖ-Liga

Franz Grads starker Abgang

Um 19.20 Uhr bekam das Fußballwunder Pasching sein endgültiges Ablaufdatum.pasching_big.jpg Am 30. Juni beenden Franz Grad und seine Vorstandsmitglieder Max Eisenköck und Manfred Winkler die bisherige Ära Pasching mit Franz Grad als Mäzen und Präsident. Im "Paschinger Hof" herrschte deswegen gestern gedämpfte Stimmung. Franz Grad im Interview mit Radio Oberösterreich: "Einige Herren in der Gemeinde wollten keinen Professionalismus, also haben wir die Lizenz nach Kärnten vergeben, jetzt wollen sie mit elf Freunde ein bisserl auf der Wiese herumkicken und ein wenig Jugendarbeit machen, dafür bin ich nicht zu haben, denn mir ist immer nach Leistung der Sinn gestanden. Am 30. Juni ist es vorbei."

Franz Grad war sauer, Fritz Böhm war sauer, alle waren sie im Saal des Paschinger Volksheimes sauer. Fritz Böhm, Ex-Bürgermeister und Edelfan: "Ich bin fassungslos. Kann das gar nicht beschreiben. Was ihm die Herren der anderen Fraktionen an Prügeln in den Weg gelegt haben. Furchtbar." Böhm weiter: "Ich denke an die Eltern der 200 Buben, die jetzt nicht wissen, wie es weitergeht. Die U-14 hat in Österreich alles geschlagen. Die Buben wären in drei Jahren soweit gewesen."

Franz Grad: "Die Herren Hofko und Co, die Schwarzen und die Grünen, die alles verhindert haben, die können sich in ein gemachtes Bett legen. Da können sie jetzt einmal beweisen, was sie drauf haben. Bislang hat keiner der Herren wieder beruflich noch im Gemeinderat einmal etwas bewiesen.Sie bekommen den besten Verein mit der besten Nachwuchsarbeit franz_grad.jpgÖsterreichs. Das sollen sie ohne mich machen. Als ich damals gekommen bin, stand da eine kleine Tribüne mit einer Wiese davor, dahinter eine kleine "Gstetten" als Trainingsfeld. Das haben wir alles ausgebaut zu einem Stadion, zu einer professionellen Infrastruktur, zu einer Nachwuchsabteilung mit 200 Kindern und 22 Trainer, vier Physiotherapeuten und Masseuren, mit 2000 Einheiten pro Jahr und mehr als 500 Bewerbsspielen. Aber die Herren im Gemeinderat, die allesamt noch nicht einmal ihre berufliche Leistungsfähgikeit bewiesen haben, diese Herren wollen über jeden Grashalm entscheiden und bestimmen, wer ihn bewegen darf. Ohne mich. Das ist jetzt vorbei. Am 30. Juni ist es vorbei. Die haben vergessen, dass es ohne Superfund das alles nicht gäbe, sie haben vergessen, dass da sehr viel auch der Stadt Linz gehört, sie haben vergessen, dass ich hohe Pacht bezahlt habe. Die wichtigen Herren. Die werden jetzt so einen Verein gründen, so wie in der Vergangenheit und mit elf Freunden a bisserl kicken. Das interessiert mi net. Ende."

Auf die Frage, ob Franz Grad auch für den Nachwuchs den Geldhahn zudrehen würde, meinte Grad: "Klar, ich bin nicht so dumm, in eine Gemeinde zu investieren, die mich nicht will." Max Eisenköck, ebenfalls Vorstandsmitglied: "Wir haben mit dem Geld Franz Grads alles aufgebaut, ich verstehe, dass er nicht will, wenn ihm einige Herren ständig Prügel vor die Beine werfen. Ich bin auch zurückgetreten. Wenn man mich in Pasching braucht, bin ich bereit zu helfen."

Nachfolger ist Paschings Bürgermeister Peter Mair. Er will in die Regionalliga
Die Vereinsführung wird der Paschinger Bürgermeister Peter Mair übernehmen. "Ich weiß, dass uns Franz Grad große Fußspuren hinterlassen hat. Aber gemeinsam können wir das schaffen." Nimmt Pasching den Aufstieg wahr? "Ja, ich will nicht in der zweiten Klasse weitermachen. Ich suche jetzt Leute, die mir bei der Vereinsarbeit als Funktionäre helfen. Auch Max Eisenköck und Mag. Winkler kommen dafür in Frage. Wäre schön, die beiden erfahrenen Fußballfunktionäre dabei zu haben."
Geht es mit der besten Nachwuchsabteilung Österreichs weiter? "Ja, wir wollen sie weiterführen." Gerald Dickinger, Nachwuchsleiter: "Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen."

Verunsicherte Eltern von 200 Kindern
Nicht so zuversichtlich zeigten sich die Eltern. Pamela Klimitsch, eine Fußballmutti, deren 8-jähriger Sohn Pauli die Gene von Papa Linimair (Grieskirchen) geerbt hat: "Was Franz Grad aufgebaut hat, war sensationell. 22 Trainer, alles rundherum, deswegen haben wir den Pauli hergegeben. Wenn Grad geht, wird das alles zerbrechen. Die Ansprache des Bürgermeisters war jedenfalls mehr als mikrig."

Am 30. Juni ist das Wunder Pasching vorbei. Dann ist das Cup-Halbfinale mit der Regionalliga-Mannschaft im Jahr 2000, der 4:0-Sieg über Werder Bremen im UI-Cup im Jahr 2003 endgültig Geschichte. Der Schlachtruf "Pasching, Pasching", auf Radio Oberösterreich und sogar Ö3 ständig zu hören, wird verstummen. Schade drum.

Wolfgang Bankowsky

Radio-Berichte zum Abgang von Franz Grad heute auf Radio Oberösterreich am Nachmittag. (Sendung "Servus Oberösterreich")

Foto: LUI