Nach jeder Radio OÖ-Liga-Runde hat unser ooeliga.at-Experte Albert Kabashi jedes einzelne Spiel fachkundig und messerscharf analysiert und seine Einschätzungen kundgetan. Ob Außenseitersieg, Trainerwechsel oder Schützenfest - die OÖ-Liga hatte einmal mehr viel zu bieten und nach einer spannenden Herbstsaison gilt es nun auch die gesamten 13 Spieltage zu analysieren. ooeliga.at hat dazu neun Fragen gestellt und Kabashi hat neun Antworten geliefert, die unter anderem die größte Überraschungsmannschaft, die steigende Ausgeglichenheit und die drei Trainerwechsel umfassen.
Herr Kabashi, wie haben Sie die OÖ-Liga-Herbstsaison ganz allgemein empfunden? Kabashi: "Mit dem Abstieg vom FC Wels und von Vorwärts Steyr hat die Liga noch mehr an Brisanz gewonnen. Zu den guten Vereinen, die schon da waren, sind zwei weitere sehr starke Teams gekommen, und dazu auch noch zwei starke Aufsteiger. Die Liga wurde dadurch sehr spannend, in jeder Runde gab es immer unerwartete Resultate. Einzig den letzten Platz gab Dietach nicht mehr her, ansonsten wurde die Tabelle teils ordentlich durcheinandergewirbelt. Aber auch Dietach hat keine schlechte Mannschaft, bei ihnen war auch viel Pech dabei. So ein Team wie Traun im Vorjahr war keines dabei, außer Dietach hatte niemand eine sehr lange Durststrecke, so wie das in der letzten Saison bei so manchem Verein der Fall war. Die OÖ-Liga ist einfach eine der spannendsten Ligen überhaupt, auch diesmal wieder."
Wer war für Sie die größte Überraschungsmannschaft? Kabashi: "Da gab es schon das ein oder andere Team, aber die größte Überraschung bleibt für mich doch Edelweiß Linz. Natürlich hat man gewusst, dass sie eine starke Mannschaft haben, das hat man ja im Vorjahr gesehen. Aber dass sie ganz vorne landen, hätte ich nicht für möglich gehalten. Teams wie Steyr, Wels, Grieskirchen und Donau hätte ich persönlich höher eingeschätzt."
Wie hoch ist der Erfolg der Stumpf-Elf einzuschätzen, vor allem weil es ja die schwierige zweite Saison in der OÖ-Liga für sie ist? Kabashi: "Diese Tatsache macht diesen historischen Erfolg ja noch bemerkenswerter. Das spricht einfach für die tolle Arbeit, die dort geleistet wird. Wenn man bedenkt, dass im "Team der Hinrunde" gleich drei Edelweiß-Spieler stehen, dann sieht man, welch Potential dort steckt. In der Endphase ist ein Marius Bogdan sogar auf der Bank gesessen, ein Spieler, der in den letzten Jahren immer sehr viele Tore erzielt hat. Einen muss man hier aber noch explizit erwähnen, und das ist Torman Georg Majer. Mit seinen 40 Jahren ist er ein Vorbild für alle, unglaublich welche Leistungen er Woche für Woche bringt. Mit der Achse Majer-Jurinovic-Imamovic ist die Mannschaft einfach sehr stabil, da ist es schwierig Tore zu erzielen, nicht umsonst haben sie nur 16 Gegentore bekommen. Und Imamovic ist auch für mich einer der größten Fußballer in dieser Liga, ein toller Spieler. Am Anfang dachte ich, dass sie etwas Glück hatten, sich in manchen Spielen durchmogelten. Aber je länger die Meisterschaft dauerte, desto mehr hat man den Willen der Mannschaft erkannt. Toll ist auch die Arbeit der sportlichen Leitung, von der man selten etwas hört und die wirklich ruhig und sehr fachlich an die Dinge herangeht. Gratulation."
Wird Edelweiß dem großen Favoriten Vorwärts Steyr auch im Frühjahr das Leben schwer machen können? Kabashi: "Ich denke schon, dass sich Steyr am Ende durchsetzen wird. Wie ich schon einmal erwähnt habe, hat Vorwärts einfach mehr Möglichkeiten, sie können jetzt im Winter reagieren und den Kader aufbessern. Einfach wird es aber nicht, denn Edelweiß und auch Donau sind sehr stark und werden auch alles daran setzen, um im Frühjahr vorne mitzumischen."
Hätte mit dem Spielermaterial, das Vorwärts zur Verfügung hat, nicht schon im Herbst eine kleine Vorentscheidung fallen müssen? Kabashi: "Vorwärts ist sicher der große Favorit, aber sie müssen immer noch spielen, um die Punkte zu holen. Gerade am Anfang hat man gesehen, dass sie etwas Probleme hatten. Das hat ihnen aber gar nicht so schlecht getan, sie sind dadurch auch etwas aufgewacht und haben gesehen, dass man die Gegner ernst nehmen muss. Am Ende sind sie jetzt Zweiter, aber es geht ja nur um ein Tor Unterschied zu Edelweiß, das ist garnichts. Der Erfolg kommt nicht von allein, auch mit diesem Kader nicht. Die Mannschaft hat aber einen sehr routinierten und erfolgreichen Trainer, Adam Kensy ist überhaupt der erfolgreichste Coach im oberösterreichischen Amateurfußball. Er weiß sicher, was zu tun ist, um am Ende ganz oben zu stehen."
Nach den Top-Teams wird es ganz eng, den Vierten trennen nur vier Zähler von Rang elf. Warum scheint die OÖ-Liga immer ausgeglichener zu werden? Kabashi: "Nicht nur die OÖ-Liga, das ganze Unterhaus wird immer ausgeglichener. Es wird einfach in jedem Verein sehr gute Arbeit geleistet, die Trainer sind meist sehr gut ausgebildet. Überall wird drei bis viermal pro Woche trainiert, die jungen Spieler bekommen Entschädigungen, um sich die Wohnung oder ein Studium zu finanzieren, das geht es halt schon um etwas. Auch die Akademien tragen ihren Teil dazu bei, denn nicht nur die Trainer, auch die Spieler haben oft eine super Ausbildung genossen. Diejenigen, die es nicht nach oben schaffen, spielen halt unten in der OÖ-Liga oder den Landesligen und können dort die Systeme, die vorgegeben werden, auch umsetzen. Dennoch hat man das Gefühl, dass zum Teil zu wenig Qualität geboten wird, einfach aus dem Grund, dass das Ergebnis und das System immer mehr im Vordergrund stehen. Dem wird alles untergeordnet, dann wird erst auf das Fußballspiel selbst geachtet. Die Qualität leidet sicher etwas dadurch, die Attraktivität aber nicht."
Auch Dietach hat sehr gut ausgebildete Fußballer in den Reihen, warum hat die Mannschaft dennoch elfmal verloren? Kabashi: "Wenn man sich die Namen der Spieler ansieht, dann wird tatsächlich deutlich, dass sich da sehr gute Spieler tummeln. Man braucht ja nur Manuel Schönberger und Pascal Stöger als Beispiele anführen. Ich denke, dass es dort einfach in der Mannschaft noch nicht ganz stimmt. Einen Trainerwechsel gab es ja, geändert hat sich nicht viel. Dietach hat nur elf Saisontore erzielt, obwohl da Fußballer drin sind, die das sicher besser könnten. Die Mannschaft muss sich einfach zusammenraufen und wirklich finden, dann ist auch noch etwas möglich für sie."
Neben Reinhard Mayr musste zwei weitere OÖ-Liga-Trainer ihren Verein verlassen. Waren diese Entlassungen bzw. einvernehmlichen Trennungen allesamt gerechtfertigt? Kabashi: "Im Fall von Helmut Wartinger muss man zunächst sagen, dass dieser Trainer sehr erfolgreich war. Er ist zweimal Vizemeister mit Grieskirchen geworden und jetzt noch einmal Fünfter im Herbst. Wartinger war 2,5 Jahre lang in Grieskirchen, solange wie kein anderer seit Ronald Scharschinger, alleine das spricht schon für ihn. Man muss auch berücksichtigen, dass Wartinger in den ersten Runden auf Robert Lenz verzichten musste und letztendlich auch eine riesige Konkurrenz in der OÖ-Liga herrscht. Es kann schonmal zum Trainerwechsel kommen, wenn, dann aber mit Anstand. Und genau das ist in Grieskirchen gelungen, denn man hat den Coach bis zum Ende der Herbstsaison arbeiten lassen und sich erst dann von ihm getrennt. Das ist legitim, es kommt einfach vor, dass die Meinungen in manchen Dingen auseinander gehen. Bei Wels war die Lage natürlich anders, denn hier gab es einfach sehr viele Turbulenzen rundum den Verein, die Spieler hatten aufgrund bestimmter Umstände auch nicht mehr nur den Fußball im Kopf. Die Entschädigungen für die Spieler sollen nicht pünktlich ausgezahlt worden sein, was natürlich belasten kann. In so einer Situation fällt es einem Trainer nicht leicht, seine Arbeit zu erledigen, denn das sind Dinge, die ihn eigentlich nicht betreffen. Dann ist auch noch ein neuer Vorstand gekommen, der mit dem Abschneiden nicht zufrieden war, was ja auch verständlich ist, denn Wels war mit diesem Potential einfach auch weiter vorne zu erwarten. Und in Dietach dachte man womöglich auch, dass Reinhard Mayr der OÖ-Liga nicht gewachsen war, hier waren die Ergebnisse der Grund für die Trennung, das ist ganz klar in so einer Situation. Unter dem neuen Trainer wurde es aber nicht bedeutend besser, die Mannschaft scheint noch immer keine Einheit geworden zu sein."
Lade dir die kostenlose Ligaportal.at App jetzt auf dein Handy: Spielpläne, Tabellen, Live-Ticker, News, Vorschauen, Expertentipps, Spielberichte, Teams der Runde, Transfers und selbst tickern!