In der heutigen Ausgabe von „Meister-Worte" spricht der Ex-Lask-Profi Karl Meister über den plötzlichen Reiz des OÖ-Liga Meistertellers, der auch mit seinem ehemaligen Arbeitgeber zu tun haben könnte. Teilweise fabelhaften Offensiv-Fußball hat der Ligaportal-Experte bis jetzt meist aus Reihe eins gesehen, waren doch die Zuschauerzahlen auf Grund der niedrigen Temperaturen eher bescheiden. Ein Vorteil an der oft ruhigen Kulisse: Kommunikation zwischen Unparteiischen und Trainern ist bis auf die nahen Stehplätze zu hören...
War es in den letzten Jahren bereits vor Meisterschaftstart häufig ein offenes Geheimnis, wer sich das unattraktive Übel Regionalliga am Weg in den Profifußball antun möchte, sehen die Vorzeichen im Titelkampf heuer anders aus. Eine Liga höher zu klettern, wird nicht mehr mit einer bösen Plage verglichen, sondern ist durch die Vorkommnisse der letzten Monate durchaus salonfähig geworden.
Hätte es der SV Pöttinger Grieskirchen früher gewusst, dass der Lask wegen Lizenzturbulenzen heuer in der Regionalliga tanzt, wäre der SV Wallern vielleicht doch im Titelkampf nicht so leicht davon gezogen. Derbys gegen Pasching, St. Florian, Vöcklamarkt und den Lask hätten sich auch bei Sponsoren ganz gut verkaufen lassen. Nun möchte man nach oben und am liebsten die zwei in den Vorjahren noch herbei gesehnten Vizemeistertitel in einen ersten Platz eintauschen. Grieskirchen wäre mit einer normalen Elfmeterquote wie in den Vorsaisonen voll im Titelrennen dabei. Ein Meistertitel ist aber schwer zu planen. Das können freilich Vorwärts Steyr und Donau bestätigen. Auch Edelweiß musste mit der Schlappe gegen Dietach bereits einen Rückschlag im Kampf um die Meisterschale in Kauf nehmen. Wenn man Meister werden will und unter Druck steht, ist die Leistung für die Spitzenteams Woche für Woche jedoch noch schwieriger abzurufen. Heuer wollen alle rauf. Nur einer wird es schaffen. Ich kann mir eins nicht vorstellen: Dass sich ein Club die Aufstiegschance heuer freiwillig entgehen lässt, wenn im „besten" Fall Oberösterreich-Derbys mit Pasching oder Lask und eventuell Blau Weiß in der Regionalliga für den Titelträger warten. Da würden sogar die Gmundner ihre Milch eine Liga höher trinken. Dem Oberösterreichischem Fußball und Blau-Weiß Linz wären zwar Erstligaderbys nächstes Jahr im Profifußball zu vergönnen, noch ist die Lage der Linzer leider etwas angespannt, können sich die Titelfavoriten Pasching und Lask einer attraktiven Erstliga nächstes Jahr noch! nicht sicher sein.
Tolle Kulisse in Freistadt bei der Partie gegen Vorwärts. Eine Woche später verwandelt sich die Steyrer Volksstraße beim Derby gegen Sierning in ein Tollhaus. Bei vielen anderen Spielen fror dem Kassier nicht nur auf Grund der kalten Temperaturen das Gesicht ein. Trauriger Höhepunkt: Das Match Union Edelweiß gegen SV Sierning. Ich war in den ersten vier Runden auf sehr vielen OÖ-Liga Plätzen unterwegs und habe trotz der meist schwierigen Bodenbeschaffenheit attraktiven Fußball sowie Klasseleistungen gesehen. Die Schlechtwetterausrede wird bald seine Gültigkeit verlieren, sind doch die Temperaturen beim heutigen Heimspiel der Union Edelweiß schon deutlich höher als letzte Woche. Ich lasse mir das Match und die nächsten Kracher sicher nicht entgehen, ist doch durch die Ausgeglichenheit der Liga Spannung pur geboten. Den OÖ-Liga-Fußball kann ich jedem Fan empfehlen. Man bekommt selten so günstig Fußball auf diesem hohen Niveau geboten. Ein Besuch lohnt sich allemal, gehören doch Kantersiege, bei denen ein Match nach einer Viertelstunde entschieden ist, nun zur Vergangenheit. Und eines kann ich versichern: Wenn du dich jede Woche quälst, dann tut es am Wochenende gut, wenn du vom Zwölften Mann unterstützt wirst, egal ob es um die Meisterschale oder für manche Teams um einen sehr beachtlichen Mittelfeldplatz geht.
Über das Micheldorfer Phantom-Tor von letzter Woche wurde bereits genug diskutiert. Nun muss ich aber eine Lanze für meine Trainerkollegen brechen. Ich weiß, dass mir diese Aussagen wahrscheinlich spätestens wenn ich selbst wieder einmal an der Outlinie als Trainer stehe auf den Kopf fallen werden, habe jedoch die Kommunikation von Assistent Buchner mit beiden Trainern im Grieskirchner Fröling-Stadion mitbekommen. Man muss sich vorstellen: Es ging um den Titelkampf oder um die letzte Chance, da vorne doch noch ein Wörtchen mitzureden. Donau-Coach Scheiblehner sowie sein gegenüber auf der Grieskirchner Trainerbank blieben für diese Verhältnisse sehr ruhig. Linienrichter Buchner duldete aber kein Wort in der Coachingzone und konnte sich wohl schwer in die emotionale Situation der Trainer hinein versetzen. Fußball lebt von Emotionen. Man muss als Spielleiter auch die Klasse haben, ein Trainerfluchen bei einer kritischen Situation zu überhören. Weissenböck und Scheiblehner blieben die ganze Partie fair und waren meiner Meinung nach weit davon entfernt auf die Tribüne zu müssen, wurden aber ständig zu Recht gewiesen. Bei der ersten kritischen Situation wurde Scheiblehner aus der Coachingzone verabschiedet und so behandelt als dürfte man als Trainer keine eigene Meinung mehr haben. Wenn man als Coach keine Kommandos mehr geben darf oder bei jeder Aktion gegen seine Elf dem Schiedsrichtergespann zujubeln muss, dann könnten sich die Übungsleiter ihre Partien gleich im Live-Ticker zu Hause auf dem Sofa anschauen. Und ich weiß selbst: Schiedsrichterfehlentscheidungen werden sowie emotionale Ausbrüche von Trainern in Sekundenbruchteilen getroffen. Am Ende des Tages ist jeder zufriedener, wenn Trainer und Referees Verständnis für schlechte Sekunden ihres Gegenübers zeigen. Schon heute können es Unparteiische und Fans beim Schlager Union Edelweiß Linz – Askö Tekaef Donau Linz und der zweiten Nachtragspartie SV WIGO-HAUS Neuhofen/SV Ried Amateure - FC Wels beweisen, dass sie es besser können. Die Anhänger sollten vor allem zum kleinen Linzer Derby in Massen strömen. Die Referees müssten nur ihre hervorragenden Leistungen aus Frühjahrsrunde eins und zwei wieder abrufen, dann steht einem Linzer Fußballfest nichts mehr im Wege. Die überragenden Linzer Teams und ihre Übungsleiter hätten sich beides redlich verdient.