OÖ-Liga

„Meister-Worte“ – präsentiert von Ligaportal-Experte Karl Meister

altBei einigen Teams läuft es rund, andere sind hinten einzementiert. Ex-LASK-Profi Karl Meister fühlt heute den OÖ-Liga-Übungsleitern auf den Zahn, nimmt ihre Arbeit unter die Lupe. In „Meister-Worte“ bricht er eine Lanze für seine Kollegen, welche dieses Jahr hervorragende Arbeit leisten. Der Routinier ist selbst seit 1994 im Trainergeschäft, kennt deshalb auch die Schattenseiten der Tätigkeit.

Gutes Zeugnis

Ich bin keiner, der die Arbeit meiner Kollegen bewerten darf, kann aber eines vorwegsagen: Es gibt heute nur noch sehr gute Ausbildner in der Radio-OÖ-Liga. Jeder zeichnet sich durch seinen eigenen Stil aus. Die Zeit der Freunderlwirtschaftstrainer ist ein für alle mal vorbei. Dass die Trainer der Top-Five in der Tabelle - allen voran Evergreen und Fast-Meistermacher Adam Kensy - wahre Experten sind, bezweifelt natürlich keiner. Wenn Platz neun von Platz fünf nur durch zwei Punkte getrennt liegt, merkt man erst, wie akribisch die Übungsleiter auch im Mittelfeld arbeiten und sich selbst das Team von Trainerfuchs Bela Hegedüs noch lange nicht im Rennen um den Cup Platz geschlagen gibt. Er tüftelt wie in der Partie gegen Herbstmeister Edelweiß sicher wieder etwas für die letzten Runden aus. Hervorheben möchte ich aber Thomas Heissl, der sich enorm weiterentwickelt hat und als einziger Anleiter mit seinen Männern im Frühjahr noch ohne Niederlage ist. Der Pädagoge arbeitet selbstkritisch und gibt zu: „Ich habe aus den Fehlern, die ich am Anfang meiner Trainerkarriere gemacht habe, gelernt.“ Eine Aussage, die den Gmunden-Übungsleiter sympathisch macht, sagt er doch ehrlich aus, dass nicht nur Spieler wachsen müssen. Er ist sicher ein Vorbild für sein junges Team.

Nachzügler in guten Händen

Der Fan sieht natürlich oft nicht, mit welchen Budgets die hinteren Vereine tapfer mitspielen. Bei Teams, die sich im Hinterland der Tabelle aufhalten, findet man meist mehrere Haare in der Suppe. Man beschränkt sich bei der Fehlerfindung aber meist auf ein Haar – den Trainer. Heuer findet man in der OÖ-Liga aber eine ganz andere Konstellation vor. Mit Helmut Schausberger holte man einen alten Bekannten nach Dietach. Es ist logisch, dass man in Krisen auf Trainer zurück greift, die bereits einmal bei einem anderen Verein oder wie Schausberger sogar bei Dietach selbst, gute Arbeit geleistet haben. Er schaffte mit der Mannschaft den Aufstieg in die Oberösterreich-Liga und ist ein anerkannter Fachmann. Beim Vorletzten hat Andreas Luksch das Ruder in der Hand. Er ist nun schon seit einiger Zeit in Sierning, hatte dort bereits erfolgreiche Tage. Seine Mannschaft spielte im Frühjahr drei Mal zu null, hat bei Rückständen natürlich aufmachen müssen und lief dann in Niederlagen, die für den Außenstehenden deutlicher aussehen, als sie sind. Im Cup ist man noch immer mit von der Partie, könnte mit der guten Defensivtaktik, die der Cheftrainer auch wegen Verletzungsproblemen der Stürmer an seine momentanen Möglichkeiten ausgezeichnet anpasst, sogar ohne Tor in der regulären Spielzeit in dieser Saison noch einen großen Erfolg erringen.

Venelin Petkov hat letztes Jahr die Eferdinger vor dem sicheren Abstieg gerettet. Seine Mannschaft spielt heuer kontinuierlich auf gutem Niveau und kämpfte sich am Samstag wie schon aus früheren Spielen gewohnt in ein bereits verlorengeglaubtes Spiel zurück. Über die Fähigkeiten von Walter Waldhör braucht sogar der Laie seit drei Runden nicht mehr zu spekulieren. Ich kenne ihn von früheren Trainerstationen und es hätte mich gewundert, wenn er den Turnaround mit seinem Team nicht geschafft hätte. Bei Freistadt gelang unter Trainer Samir Hasanovic das erste Mal der Aufstieg in die höchste oberösterreichische Spielklasse. Dass irgendwann einmal ein kleiner Leistungsabfall kommt, ist bei Aufsteigern normal. Den hatte Ischl bereits in der Hinrunde. Besser jetzt schon Körner lassen und nicht erst nächstes Jahr zu Beginn der schweren zweiten Saison. Da wird man bei Freistadt wieder voll auf der Höhe sein.

Große Trainer als Vorbild

Läuft es einmal nicht nach Plan, kann ich dazu nur sagen: Auch Star-Trainer wie zum Beispiel Otto Rehagel hatten schwere Stunden in ihrer Karriere. Am 29. April 1978 – also genau vor 35 Jahren - lief der danach zum Defensivapostel avancierte Coach mit der Dortmunder Mannschaft in ein 0:12 Debakel gegen Gladbach, was ihm seinen Posten kostete und Verspottungen als „Torhagel“ in den Medien brachte. Dass er es besser kann, bewies er bei seinen nächsten Stationen, holte mit billigen No-Name-Teams viele Titel und als letzter Außenseiter mit Griechenland die Euro, weil er mit der Zeit das Fingerspitzengefühl bekam, jeden Spieler dort einzusetzen, wo er der Mannschaft am besten helfen kann. Der „Torhagel“ von einst wurde später als „Rehakles“ auf den Trainerolymp gefeiert. Legendär auch zwei Sprüche, denen ich nur zustimmen kann:
„Modern spielt, wer gewinnt “, sowie „es gibt keine jungen und alten Spieler, nur gute und schlechte.“

Meiner Meinung nach gilt dieser Spruch auch für den Trainerbereich. Es gibt keine jungen und alten Trainer, sondern erfolgreiche und weniger erfolgreiche Übungsleiter. Wenn ich höre, dass jemand zu alt oder zu jung sein soll für die Position als Chefcoach, dann kann ich heuer aus der OÖ-Liga zwei Paradebeispiele nennen, die diese These widerlegen. Nicht nur Jupp Heynckes ist im fortgeschrittenen Alter Trainer der Saison, sondern auch Helmut Kröger beweist, dass er noch immer das richtige Gespür für das junge Welser Team hat. Was er dort bei einem krisengebeutelten Klub leistet, ist überragend. Die Welser werden ihn noch lange nicht in Pension schicken. Im Gegensatz dazu läuft es nun auch bei Trainer-Rookie Gerald Grochar von Neuhofen/Ried wie am Schnürchen. Er macht die fehlende Routine mit unermüdlichem Einsatz für seine Jungs wett, hat einen guten Draht zu den Spielern. Sein System scheint jetzt zu greifen.

Trainer konstruktiv kritisieren ist schwer, Trainer sein umso mehr

So einfach wie sich das die sieben Millionen Teamchefs und circa 20 OÖ-Liga Trainer, die bei jeder Partie anwesend sind, vorstellen, ist die Angelegenheit eine Mannschaft auszubilden nicht, vor allem wenn manchmal das Glück fehlt oder Schiedsrichterentscheidungen das Leben zusätzlich schwer machen. Mit einer Tatsache muss man aber als Coach gelassen leben lernen: Egal ob du vorne oder hinten in der Tabelle stehst, am Ende kommt immer einer der behauptet, er hätte es besser gemacht. Wenn man im Tabellenkeller hängt und die Kritiker immer lauter werden, kann man sich als Klassemann umso mehr behaupten. Einer, der in dieser Saison bewiesen hat, dass der Draht zur Mannschaft trotz Krise noch immer stimmt und er ein Tief als Führungskraft überwinden kann, ist Peter Halada. Wenn man sieht wie die Ischler jetzt wieder sensationell zaubern, darf man eines nicht vergessen: Der Coach ist derselbe – die Mannschaft hat sich mit ihm gesteigert.